Ein Leben lang schrieb er sich Boden unter die Füße.
Dann legte er den Stift beiseite und überließ sich, die Arme ausgebreitet, dem freien Fall
Das Gedicht „Auf dem Luftweg“ stammt aus dem Band „Noch Licht im Haus“, der 2023 im Haymon Verlag erschienen ist. „Noch Licht im Haus“ liegt griffbereit auf meinem Schreibtisch, so, dass ich das Buch, wenn ich es benötige, aufschlagen und mich in Klaus Merz’ Worten einschließen kann. Manchmal brauche ich das. Klaus Merz’ Lyrik und Prosa sind notwendig,
sein Schreiben nah. Man mag sich nicht vorstellen, dass er den Stift beiseitelegt. Aber man kann sich vorstellen, was es für Schriftsteller und Schriftstellerinnen bedeutet, wenn sie es tun: Sie übergeben sich dem freien Fall. Das Gegenteil von dem, was ich mache, wenn ich ein Buch von Klaus Merz in die Hand nehme: mir Boden unter die Füße lesen.
Im Oktober 2025 begeht Klaus Merz seinen 80. Geburtstag. Der Schweizer Schriftsteller ist einer der prägendsten deutschsprachigen Gegenwartsautoren, und es ist eine Freude und ein Glück, dass der Haymon Verlag seit mehr als dreißig Jahren Heimat für seine Werke sein darf.
1967 wurde sein Debüt „Mit gesammelter Blindheit. Gedichte“ veröffentlicht, 1994 erschien das erste Buch von ihm im Haymon Verlag: „Am Fuß des Kamels. Geschichten & Zwischengeschichten“. Neunzehn weitere kamen hinzu, um nur einige herausragende zu nennen: „Jakob schläft. Eigentlich ein Roman“, „Der Argentinier. Novelle“, der Prosa- und Lyrikband „firma“. Klaus Merz schreibt Gedichte, Kurzprosa, Erzählungen, Novellen, Romane.
Seit Herbst 2011 erscheint die Werkausgabe Klaus Merz in mehreren Bänden, herausgegeben von Markus Bundi. Im Herbstprogramm 2025 wird ein neuer Band diese Werkausgabe ergänzen, darin zu finden: sein poetisches Schaffen aus den letzten acht Jahren, Feuilletons aus den letzten zwölf Jahren, ein Gespräch zwischen Klaus Merz und Markus Bundi.
Es ist schwer, in einem so kurzen Text auszudrücken, was eine solch lange Zusammenarbeit mit einem so großen Schriftsteller für einen Verlag, für uns als Haymon Verlag, bedeutet. Wie ausschlaggebend sie ist. Es ist kaum einzufassen, wie tief und breit die Wirkung seiner Texte ist, gerade wenn man bedenkt, wie gekonnt und fein dieser Autor meist mit wenigen Worten arbeitet. Aber angesichts der Tatsache, dass ich seit meiner ersten Lektüre eine dem Schreiben von Klaus Merz Verfallene bin, möchte ich eine unbedingte Empfehlung aussprechen: Wir alle sollten mehr Klaus Merz lesen.
„Klaus Merz’ Schreiben begleitet mich seitJahrzehnten. Seine Prosa, seine Lyrik sind große Literatur, und große Literatur schafft, dass man in ihr aufgeht. Dass man sich vergisst, aber auch an sich selbst erinnert, dass man sich neu orientiert und wieder verortet, dass man mit den Figuren, die der Autor entwirft, weiterlebt. Und so sind Klaus Merz’ Texte für mich, sie verblassen nicht, sie bleiben.“
Merz gilt als «Meister der Lakonie», nicht nur weil er mit wenigen Worten auskommt, vor allem der poetischen Dichte wegen. Nicht die Nüchternheit ist schlagend, sondern das Pulsieren der Zeilen, der Zündstoff der Gedanken, der in wenigen Worten unvermittelt aufscheint. Merz wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Preis der Schweizerischen Schillerstiftung 1979, 1997 und 2005, dem Aargauer Literatur- und dem Kulturpreis 1992/2005, dem Solothurner Literaturpreis 1996, dem Hermann Hesse-Preis der Stadt Karlsruhe 1997, dem Prix Littéraire Lipp 1999 und dem Gottfried Keller-Preis 2004 für das gesamte Werk. Seine Texte wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Seit den Achtzigerjahren sorgt der Maler Heinz Egger für die Umschläge und oft auch für zeichnerische Paraphrasen in den Büchern von Klaus Merz.
«Merz gehört zu den Schriftstellern, die sich mit schmalen, aber gewichtigen Büchern in die deutschsprachige Literatur der Gegenwart eingeschrieben haben. Von Anfang an, also seit vierzig Jahren, war alles, was auch heute noch sein Schreiben ausmacht, bereits da: Der Ton, die Melancholie und die Skepsis, der hintergründige Witz und das Spielerische», zitierte das Zürcher Literaturmuseum Strauhof die NZZ, als dem Autor 2007 die Ausstellung «Der gestillte Blick. Der Schriftsteller Klaus Merz und die Bilder» ausgerichtet wurde.
Preise und Auszeichnungen
Preise der Schweizerischen Schillerstiftung 1979, 1997, 2001, 2005
Buchpreise der Stadt Zürich 1992, 1994, 1997, 2001, 2005, 2010
Aargauer Literaturpreis 1992 (Laudatio Albert Hauser)
Solothurner Literaturpreis 1996 (Laudatio Christoph Kuhn)
Hermann Hesse-Literaturpreis, Karlsruhe 1997 (Laudatio Gunhild Kübler)
Prix Littéraire Lipp 1999 (Laudatio Jacques Chessex und Ernst Nef)
Gottfried-Keller-Preis 2004 der Martin Bodmer Stiftung (Laudatio Peter von Matt)
Friedrich Hölderlin-Preis, Bad Homburg 2012 (Laudatio Arno Geiger)
Rainer Malkowski-Preis der Bayrischen Akademie der Schönen Künste, München 2016 (Laudatio Peter Hamm)
Christine Lavant-Preis, Wien 2018 (Laudatio Thomas Strässle)
Massachusetts Book Award 2023 für An Audible Blue, selected Poems 1963–2016 von Klaus Merz in der Übersetzung von Marc Vincenz
Schweizer Grand Prix Literatur, Solothurn 2024 (Laudatio Christa Baumberger)
Werkbeiträge für Literatur des Kantons Aargau 1976, 1981 und 2001
Werkaufträge der Kulturstiftung Pro Helvetia 1987, 1995 und 2001
Buch der Schweizerischen Schillerstiftung 1994: Am Fuß des Kamels
1. Platz der Südwestfunk-Bestenliste SWR für Jakob schläft, März 1997
Paris-Stipendium des Kantons Aargau, Winter 1993/94
Gast des finnischen Schriftsteller Verbandes in Helsinki, Sommer 1991
Londoner Werkaufenthalt der Zuger Kulturstiftung Landis & Gyr 1997/98
Gast-Aufenthalt im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf, 2. Jahreshälfte 1999
Gast im Haus am See, Kastanienbaum, Herbst 2000
Gastaufenthalt im Schweizer Institut in Rom, April 2001
Venedig-Aufenthalt, verliehen durch die Forberg- und Steinbergstiftung 2002/03
Gast im Literaturhaus von NÖ in Krems, Frühjahr 2007
Der gestillte Blick. Der Schriftsteller Klaus Merz und die Bilder. Ausstellung im Literaturmuseum Strauhof Zürich, September-November 2007
Gast der Kulturstiftung Rheinland-Pfalz im Künstlerhaus Edenkoben, Januar-Juni 2008
Aussen ist innen. Ausstellung zum 80. Geburtstag im Forum Schlossplatz Aarau und in der Galerie Litar Zürich, kuratiert von Lena Friedli und Christa Baumberger
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