„Menschen können nicht gut klettern und behandeln ihre Umwelt dennoch von oben herab.“ – das exklusive Interview mit Stardetektivin Miez Marple
Im Tierhotel Bellagio ist nichts so flauschig, wie es scheint. Zwischen beheizten Fensterbänken, glänzenden Näpfen und einer illustren Gästeschar (bestehend aus Diva-Katzen, ehrgeizigen Showstars und sogar einer Pfeilgiftfrosch-Dynastie) liegt plötzlich ein Mordverdacht in der Luft. Miez Marple, die berühmteste Spürnase der Stadt, lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Mit scharfen Krallen und Verstand sowie einer Prise Lyrik jagt sie den Täter, jongliert geschickt zwischen Klatsch, Katzentratsch und kniffligen Rätseln und behält dabei stets die Oberpfote.
Wir konnten die Stardetektivin für ein exklusives Interview gewinnen und sprechen mit ihr über ihre geheimen Ermittlungswerkzeuge, die Herausforderungen, zwischen Urlaub und Tatort den Überblick zu behalten, und natürlich ihren aktuellen Fall, den es übrigens auch hier zum Nachlesen gibt.
Liebe Miez Marple, dein Name ist in Ermittler*innenkreisen längst kein Geheimnis mehr. Welcher deiner bisherigen Fälle war der spektakulärste und warum?
Na, Sie streicheln auch ohne zu fragen, oder? Ich wusste nicht, dass wir bereits beim „Du“ sind. Aber nun gut: Neben meinem Comeback vor einigen Jahren, bei dem ich unter anderem die Entführung von Schlagerkater Florian Silberschweif aufdeckte, gab es noch etliche Fälle, die mir das Fell haben buschig werden lassen. Aber auch mein letzter Aufenthalt im Tierhotel Bellagio entpuppte sich überraschenderweise als ein tödliches Abenteuer.
Wenn du ehrlich bist: Was ist dein bestes Ermittlungswerkzeug – deine Krallen, dein Verstand oder dein Instinkt?
Immer jenes, das zuletzt an kniffligen Fällen, brenzlichen Situationen oder Möbelstücken geschärft wurde.
Fabian Navarro ist mehrfach ausgezeichneter Slam Poet und Kulturveranstalter. Er hat Deutsche Sprache und Literatur sowie Philosophie in Hamburg studiert, gibt Workshops in kreativem Schreiben, digitaler Literatur und Poetry Slam und lebt heute in Wien. Während sein Bot Eloquentron3000 für uns Gedichte schreibt, lässt er die wahrscheinlich flauschigste Ermittlerin der Welt Verbrecher*innen verfolgen, als wären es Spielzeugmäuse. Beim Schreiben schauen ihm seine Katzen Pixel und Tinte genau auf die Finger, damit er uns nichts Falsches erzählt.
Bist du der Meinung, dass Tiere die besseren Ermittler*innen sind als Menschen? Was würdest du uns Menschen als Tipp mitgeben?
Das ist offensichtlich eine humoristische Frage. Menschen können nicht gut klettern und behandeln ihre Umwelt dennoch von oben herab – das wird ihnen oft zum Verhängnis.
Du bist nicht nur Detektivin, sondern auch eine begnadete Lyrikerin. Haben dich manche Verbrechen zu Gedichten inspiriert? Und hilft dir das Schreiben vielleicht sogar beim Lösen deiner Fälle?
Ich pflege stets zu sagen, dass Lyrik und Verbrechen sich in gewisser Weise ähneln. Es gibt Motive, rätselhafte Verbindungen und bei beiden geht es stets um Leben und Tod.
Eine Frage abseits deiner Arbeit: Wenn du einmal nicht im Einsatz bist – wie sieht für dich der perfekte Tag aus?
Ich bin eine genügsame Katze. Geben Sie mir einen prasselnden Ofen, einen vollen Napf sowie eine saubere Katzentoilette und vielleicht eine Vase, die nah an der Tischkante steht, und ich bin glücklich.
Kommen wir zu deinem aktuellen Fall: Was ging dir durch den Kopf, als du im Tierhotel Bellagio eingecheckt hast – „Luxusurlaub“ oder „Tatort in spe“?
Dass sich die Ereignisse derartig überschlagen, hat mich schon überrascht. Eigentlich handelt es sich bei diesem Landstrich um eine friedliche Gegend. Aber genau dort liegt der Hund begraben: in Städten erwarten wir, dass jederzeit Gewalt losbricht. Am Land hingegen werden wir auf kalter Pfote erwischt.
Im Bellagio hast du das Who-is-Who der Haustiergesellschaft getroffen. Mit wem hast du dich am liebsten ausgetauscht und wer hätte dir besser aus dem Weg gehen sollen?
Um ehrlich zu sein gebe ich mich mittlerweile lieber mit Katzen ab, denen der Napf nicht überall hin nachgetragen wird. Katzen, die das Jagen verlernen, tendieren dazu, die Lebensrealitäten von anderen Tieren abzuwerten.
In diesem Fall hattest du Unterstützung von Florian Silberschweif. Arbeitest du lieber Seite an Seite mit anderen oder gehst du Ermittlungen grundsätzlich am liebsten allein an?
Meine Rechtsberatung hat mir davon abgeraten, eine Stellungnahme zu Florian Silberschweif abzugeben.
Deine Abenteuer – einschließlich des neuesten Falls im Bellagio – werden bekanntlich von Fabian Navarro in Büchern festgehalten. Wie fühlt es sich an, wenn deine Ermittlungen schwarz auf weiß für alle nachzulesen sind?
Wer soll das sein? Kenn ich nicht, tut mir leid.
Zum Abschluss: Planst du jetzt eine echte Auszeit nach diesem Urlaub, der sich als alles andere als erholsam herausgestellt hat oder wartet schon der nächste Fall auf dich?
Über laufende Ermittlungen wird nicht miaut, wie Sie wissen. Aber selbstverständlich gibt es wieder alle Pfoten voll zu tun.
© Martina Pellecchia (Instagram: marti.menta)
Miez Marples aktueller Fall zum Nachlesen
In ihrem fellsträubenden dritten Fall braucht die flauschige Ermittlerin Miez Marple all ihren Verstand, der noch um einiges schärfer ist als ihre Krallen. Denn in „Die Tatze der Verdammnis“ trifft eine große Portion Sprachwitz auf modern interpretierten Detektivroman und knifflige Rätsel: Krimi-Vergnügen mit Flausch, Fauchen und Federball! Für dieses Leseabenteuer packen wir zudem Pfeife und Trenchcoat ein, denn zwischen Katzenbesitzerin Agathe Christiansen und Schlagerkater Florian Silberschweif erwarten uns schillernde Referenzen aus Kriminalliteratur und Popkultur. Fabian Navarro nimmt uns nicht nur mit ins außergewöhnliche Hotel Bellagio, sondern in eine Gesellschaft, in der Tiere im Zentrum stehen und Menschen als Dosenöffner*innen und Streichel-Expert*innen fungieren.
Erhältlich online und überall, wo es Bücher gibt.