Nie war gestern heute – oder: Wie Literaten fallen
Wie war das, als wir jeden Tag den Tod des Autors proklamierten?
Die Geschichte, die hier erzählt wird, handelt von Giaco Gatz. Wiedergegeben wird sie in einer Fassung von Nick Kümmel – und dennoch ist jedes Wort wahr. Aber zurück an den Anfang, oder eher an den Anfang des Endes: Nick, ein Schriftsteller aus alten Tagen, sinniert über diese Zeilen, während draußen die Welt schlussendlich doch nicht untergeht. Wir schreiben das Jahr 2020: Die digitale Lebensform wird staatstragend. Für die meisten ganz okay. Für Nick und seine Generation: eine Katastrophe. Denkt er, bis er beginnt, über seinen alten Freund Giaco nachzudenken …
Giaco Gatz, der ein Überlebenskünstler ist. Giaco, der den Versuch verkörpert, den Zeitgeist zu verstehen, der versucht, der digitalen Managerwelt mit derselben Empathie zu begegnen wie als junger Mann der Literaturwelt von damals.
Enter Giaco: Nicks Antiheld
Giacos Version sieht anders aus: Ja, er ist ein Überlebenskünstler, ja, er hat das Chamäleon-Syndrom gemeistert. Heute ist Giaco Content Manager (Nicks Nichte Sophie weiß, was das bedeutet), seine Werkzeuge ganz andere als damals in der Welt, die er sich einst mit Nick teilte.
Nicks analoges Universum bricht ohne Verankerungen in der Realität: Alles wird unübersichtlicher, reibungsloser, zwanghafter. Wie kann er ein Mensch sein – wie kann irgendwer ein Künstler sein – wenn es nie wieder so sein wird, wie es einmal war?
Gestern: Literatur – Heute: Content?
… über Idole und Pathos, die Nostalgie der Avantgarde und die Transformation der Kultur: Walter Grond leiht seinen Romanhelden eine ganz eigene Perspektive auf die Kunst- und Literaturszene der 1980er- und 1990er-Jahre; eine Szene, deren einzige Konstante ihre stetigen Umbrüche sind. Er fragt, wie aus Literatur Content werden konnte, wie die Kunst aus ihrem eigenen Mittelpunkt – ihrem Orbit – von der Vermittlung ihrer selbst verdrängt wurde. Gronds Sprache ist feinsinnig, klar und mit humoristischer Selbstwahrnehmung und Generationenzeichnung versehen. Nichts ist dem Zufall überlassen, überrascht sind wir doch auf jeder neuen Seite.
„Walter Grond erzählt so gelassen und elegant, dass man beim Lesen glaubt seine Stimme zu hören, und man hofft, dass er nie wieder aufhört.“
Christoph Peters