Meet Aspro: Bernhard Aichners neuester Ermittler
Ein Buch von Bernhard Aichner, in dem nicht gemordet wird? Kann das sein? Und wie! Dürfen wir vorstellen? Hier kommt Aspro. Bevor wir dir den neuesten Ermittler aus der Feder von Bernhard Aichner genauer zeigen, mach dir doch erst mal selbst ein Bild von ihm!
Hier findest du exklusiv vorab eine Geschichte aus „Man sieht nur mit der Schnauze gut“. Lies jetzt direkt rein!
Popcorn und Doktor Chili
Der sinnloseste Monat überhaupt ist der Februar.
Den braucht aber auch wirklich niemand. Er macht den Winter zu lang und zögert den Frühlingsbeginn ohne wirklichen Grund hinaus. Weg mit dem Februar, sage ich. Das klingt jetzt radikal, weil ja dann auch der Fasching und sonst noch einiges verschwindet, aber das bisschen Fasching bringt man auch ganz leicht im März noch unter.
Versteht mich richtig, ich mag es gern, wenn die eisige Luft mein Fell zerzaust und ich meine kalte Schnauze durch den Schnee schieben kann. Wenn es unter meinen Pfoten knirscht und am Nachmittag die Sonne untergeht. Wenn wir dann zurück ins Haus gehen, die Chefin das Feuer im Ofen anmacht und die Wärme mich wie eine Decke einpackt.
So fantastisch kann der Winter sein, aber fantastisch dauert für mich genau einen Monat zu lang.
Und genau das haben sich wohl auch die siebenundachtzig Schafe gedacht, die heute Morgen aus ihrem Stall ausgebrochen sind. Hätte wohl eine friedliche Anti-Heu-Demo werden sollen, Wir wollen Gras, Gras macht mehr Spaß. Aber zehn der wolligen Tiere haben das Motto nicht verstanden und sich auf den Weg nach Bella Italia gemacht – auf der Südautobahn, wo sonst? Und aus diesem Grund friere ich heute zur Abwechslung auf einem Pannenstreifen.

Bernhard Aichner, gebürtiger Osttiroler, entdeckte früh das Schreiben als Möglichkeit, der Enge des Landlebens etwas entgegenzusetzen. Inspiriert von den Märchen seiner Kindheit entwickelte sich seine Leidenschaft für düstere Geschichten. Bis heute schreibt er seine Bücher von Hand und skizziert jede Szene zunächst auf Papier. So entsteht die emotional mitreißende Nähe zu seinen Figuren.
Bei Haymon erschienen mehrere Romane. Während Aichners Thriller, weltweit über eine Million Mal verkauft, tiefste menschliche Abgründe aufzeigen, begeistert Aichner selbst mit seiner optimistischen und lebensfrohen Art.
Die Chefin will nicht verstehen, dass sie mich von der Leine lassen muss, wenn ich hier für Ordnung sorgen soll. Sie denkt, wir müssen auf Verstärkung warten. Fakt ist aber, diese schmutzigen kleinen Wolken haben die Autobahn lahmgelegt, und wir stehen hier einfach nur blöd herum.
Aspro, sitz, hat die Chefin befohlen, aber sie musste einsehen, dass ich auf diesem völlig versalzenen Streifen Asphalt fix kein „Sitz!“ machen werde. Da brennt mir der Po, als hätte Doktor Chili persönlich bei mir Fieber gemessen.
Die Menschen in den Autos schieben ihre Hintern hin und her und sehen mit ihren weißen Februargesichtern aus wie kleine Zombies. Hätte sicher praktische Aspekte, wenn die gestressten Leute im Frühverkehr diese Zeit jetzt für Atemyoga nutzen würden, machen sie aber nicht. Genauso wenig wie ich. Diese blökenden Filzknäuel machen mich nämlich fertig. Ihnen muss doch mittlerweile auch klar sein, dass das Projekt Süden gescheitert ist.
Unfassbar ist das alles. Mein Image leidet, weil ich nur herumstehe. Die Schafe traben immer wieder an uns vorbei und mischen sich unter die Lichter der Staufahrzeuge. Was für ein verrückter Anblick. Ein Fahrer steigt aus und rennt brüllend auf die blökenden Tiere zu, um sie von seinem Auto fernzuhalten.
Wie Popcorn springen sie herum und laufen im Kardiogrammstil vor ihm davon. Sanft ziehe ich an der Leine, wieder werde ich zurückgehalten.
Hallo Chefin, ich heiße Aspro und nicht Baldrian. Darf ich jetzt bitte hier endlich für Ordnung sorgen? Ich bin ein Hund, ich kann das.
Ich belle, renne herum, und zack, zack wären die Popcorn wieder in der Tüte. Wobei mir plötzlich klar wird, dass wir gar keine Tüte haben. Und dass genau aus diesem Grund hier nichts weitergeht. Wie deprimierend das ist.
Auch den Schafen schlägt das Ambiente aufs Gemüt, sie werden immer noch dämlicher. Eines kommt nervös auf mich zu und schnuppert an meinem Kopf, als wäre ich sein Onkel. Nur, weil ich weiß bin, bin ich noch lange kein Schaf, etwas mehr Respekt, bitte! Ich belle dreimal, tief und überzeugend. Es zuckt zusammen und galoppiert auf den Zaun hinter uns zu, um – Hokuspokus – zu verschwinden. Weg ist es, einfach so. Da waren es nur noch neun, denke ich mir überrascht und schaue lösungsschwanger der Chefin in die Augen. Da ist ein Loch im Zaun, morse ich ihr mit meinem Blick.
Das Autoradio spielt Eye of the Tiger, und sie versteht. Lautlos öffnet sich der Verschluss am Ende der Leine. Zu Hause hat das Baby dieses runde Ding, wo die passenden Klötze durch die Löcher müssen. Bei mir sind es Popcorn auf Beinen, die durch den Zaun müssen. Ich verschaffe mir einen Überblick und lege los.
Vergesst Lassie, Kommissar Rex und das Schweinchen namens Babe. Ta-ta-taaaaah! Ta-ta-taaaaah!
Ich fetze durch die Autogassen und treibe ein weiteres Schaf in Richtung Loch, den Rest erledigt die Chefin. Noch acht. Ein phänomenaler Spaß. Die Schafe springen und blöken und stellen sich unglaublich kompliziert an. Lassen sich extralang Zeit und schimpfen mit mir. Aber Ausdauer ist mein zweiter Vorname.
Und da waren es nur noch sechs.
An mir ist ein Elitehütehund verlorengegangen, alles könnte ich in Pferche treiben: Rinder, Strauße, Kängurus. Schon wieder verschwindet eines im Loch, und ein zweites läuft freiwillig hinterher. Auch einige der Autofahrer haben das Prinzip verstanden. Sie bilden an zwei Stellen eine Mauer, und so gelingt es ruck, zuck, die letzten Mitglieder der Popcornfamilie auf der Wiese hinter dem Zaun zu versammeln.
Hechelnd stehen wir da und bestaunen unser Werk.
Schmutziges Weiß auf schmutzigem Weiß nennt sich das Kunstwerk. Technik: entlaufene Schafe auf schneebedeckter Wiese, 2021.
Künstler: Aspro von Chefin.
Ich werde gestreichelt und gelobt.
Glücklich kehren alle zu ihren Wägen zurück.
Der Stau macht sich auf in den Tag.
Zufrieden rolle ich mich im Kofferraum zusammen. Die Chefin singt gleich beim Losfahren mit dem Autoradio im Chor.
Leider habe ich eines vergessen. Ich hätte den nutzlosen Februar auch noch durch das Loch stecken sollen. Dieses schwarze Schaf unter meinen Monaten.
Aspro, der vielleicht schlaueste und beste Hund von allen, hat den richtigen Riecher für Verbrechen und ein äußerst feines Gespür für Humor.
Die Welt des treuherzigen und charmanten Hundes steht von einer Sekunde auf die andere Kopf. Beim routinemäßigen Stöckchenspielen kommt ihm der Chef, wie er sein Herrchen nennt, bei einem explosiven Unfall abhanden. Leicht eingeschüchtert und von dem lauten Knall noch ganz benommen, wird der Mischlingsrüde von einer jungen, schwangeren Polizistin aufgenommen – ihr Mann ist not amused. Doch die drei (und mit Baby bald: vier) werden warm miteinander, sogar der neue Chef verliebt sich in Aspro.
Das absolute Highlight für den Kaltschnäuzer: Er darf die Chefin zur Arbeit begleiten.
Höchst motiviert und voller Tatendrang deckt er Unrecht auf, stellt Taschendiebe, Einbrecher, Wilderer und rettet einen Ertrinkenden – und das alles für Ehre und ein paar Würstel.
Mehr Aspro?
Hundeliebhaber Bernhard Aichner nimmt eine ganz neue Perspektive ein: Durch Aspros Augen blickt er auf eine Welt, in der die Menschen sich oft merkwürdig benehmen und wirklich dringend auf Aspros Spürsinn angewiesen sind.
Online erhältlich und überall, wo es Bücher gibt.