Silke Hassler und Peter Turrini setzen den Opfern der Todesmärsche ein literarisches Denkmal.
Der Versuch, mit Kunst zu überleben
April 1945: Der Krieg ist fast vorbei, in Wien jubeln die Menschen bereits der ausgerufenen provisorischen Regierung zu, auf der Ringstraße wird getanzt und gefeiert. Zur selben Zeit wird in der österreichischen Provinz eine Gruppe von 20 jüdischen Häftlingen in das Lager Mauthausen getrieben. Auf ihrem qualvollen Fußmarsch werden Sie in einen Stadel gesperrt, die SS-Wachmänner sind längst verschwunden, es gibt kein Entkommen. Sie wissen weder wann noch wie oder ob es überhaupt weitergehen wird.
Alle sind am Ende ihrer Kräfte und ihrer Hoffnungen angelangt, Hunger und Kälte setzen ihnen immer mehr zu. In dieser ausweglosen Situation beschließt einer der Häftlinge, ein Operettensänger aus Budapest, gemeinsam mit seinen Leidensgenossen das Stück "Wiener Blut" einzustudieren. Ohne Kostüme, ohne Musikinstrumente, aber voller Enthusiasmus beginnen sie mit den Proben …
Ein verdrängtes Kapitel österreichischer Geschichte
In den letzten Kriegswochen im Frühjahr 1945 wurden Tausende ungarische Juden nach Mauthausen deportiert. Auf langen Fußmärschen durch Österreich mussten sie unbeschreibliche Qualen erleiden. Ein Akt der Grausamkeit, der lange Zeit nicht aufgearbeitet, sondern einfach verdrängt wurde.
Im Theaterstück "Jedem das Seine" setzen Silke Hassler und Peter Turrini den Opfern der Todesmärsche während des Zweiten Weltkriegs ein berührendes literarisches Denkmal. Behutsam verbinden sie die Tragik der historischen Fakten mit Komik und Sprachwitz. Gemeinsam mit ihren Figuren lassen sie die Leser in die Welt der Literatur und Musik eintauchen und die grausame Realität, die außerhalb der Scheune wütet, für einige Momente vergessen.
"Die Welt da draußen will uns töten. Deshalb müssen wir so tun, als wären wir in einer anderen."