„Die Welt mit Hundeaugen zu sehen, eröffnet eine ganz eigene Perspektive“ – ein Interview mit Bernhard Aichner
Wie entsteht eigentlich ein Buch aus der Perspektive eines Hundes? Was inspiriert einen Autor dazu, den Alltag aus der tierischen Sicht zu erzählen? Wie unterscheidet sich ein Hundekrimi von einem Menschenkrimi?
In unserem exklusiven Interview gewährt der Autor Bernhard Aichner Einblicke in den Entstehungsprozess des Buches, erzählt von seinem ungewöhnlichen Ermittler und dessen realer Inspiration und verrät, warum Humor und Herz in seinem Krimi Hand in Hand gehen.
In „Man sieht nur mit der Schnauze gut“ lesen wir von Aspros Ermittlungen aus seiner Sicht. Wie war es für dich, komplett in die Perspektive eines Hundes zu schlüpfen?
Als Autor bin ich es gewohnt, in verschiedene Rollen zu schlüpfen – aber einen Hund als Ich-Erzähler zu erschaffen, war sogar für mich eine ganz neue und spannende Erfahrung. Die Welt mit Hundeaugen zu sehen, eröffnet eine ganz eigene Perspektive: Menschen wirken oft merkwürdig, sie haben andere Probleme, und vieles nimmt man nicht so ernst wie wir Menschen das sonst tun. Beim Schreiben hatte ich große Freude daran, mit Augenzwinkern und einer Prise Humor Aspros Beobachtungen einzufangen – und zu merken, wie heilsam fröhliches Bellen in der Literatur sein kann. Der Wechsel zu einer tierischen Erzählerfigur war überraschend inspirierend und hat meinen Blick auf das Zwischenmenschliche erweitert.
Ein tierischer Ermittler, der Verbrechen mit Herz und Schnauze löst – wie kamst du auf die Idee, ausgerechnet einen Hundekrimi zu schreiben? Gab es vielleicht einen Aspro in deinem Leben, der dich inspiriert hat?
Die Inspiration für die Geschichten stammt von unserer portugiesischen Wasserhündin Suki, die acht Jahre lang ein Teil unserer Familie war. Suki war freundlich, voller Lebensfreude, herzlich und hat mit ihrem tiefen, vertrauensvollen Blick ganz viel Liebe ins Haus gebracht – sie war mehr als ein Hund, sie war Familienmitglied. Nach einem tragischen Unfall ist sie leider von uns gegangen, doch ihre Art schwingt im Charakter von Aspro weiter. Ihre Wesenszüge sind in Aspro eingeflossen: diese bedingungslose Gutmütigkeit, das Treuherzige, die Freude an kleinen Dingen.
Bernhard Aichner, gebürtiger Osttiroler, entdeckte früh das Schreiben als Möglichkeit, der Enge des Landlebens etwas entgegenzusetzen. Inspiriert von den Märchen seiner Kindheit entwickelte sich seine Leidenschaft für düstere Geschichten. Bis heute schreibt er seine Bücher von Hand und skizziert jede Szene zunächst auf Papier. So entsteht die emotional mitreißende Nähe zu seinen Figuren.
Bei Haymon erschienen mehrere Romane, u.a. „Kaschmirgefühl“, die Max-Broll-Krimis sowie „Nur Blau“.
Wie gestaltete sich dein Schreibprozess bei diesem Buch? Worin unterscheidet sich dieser Prozess von jenem eines „Menschenkrimis“? Gab es besondere Herausforderungen, wenn man statt eines Menschen plötzlich einen Hund ermitteln lässt?
Im Gegensatz zu meinen bisherigen, meist düsteren und oft auch blutigen Thrillern, sind die Aspro-Krimis bewusst leicht und heiter gehalten. Die Fälle, die Aspro löst, sind harmlos und humorvoll; entspanntes Lesevergnügen steht im Vordergrund. Beim Schreiben bleibt die handwerkliche Spannung – die Dramaturgie einer Kurzgeschichte muss ebenso stimmen wie bei einem langen Thrillerroman. Neu war für mich allerdings, dass diesmal der Humor und das Herzliche oft mehr zählen als das große Drama. Das hat mir als Autor ganz neue Räume eröffnet und mir sehr viel Spaß gemacht.
Aspro begegnet in ganz alltäglichen Situationen großen und kleinen Ungerechtigkeiten – beim Spaziergang, vor dem Supermarkt oder im Urlaub. Was ist das Reizvolle daran, die Welt aus Aspros Sicht zu erzählen? Und glaubst du, dass wir durch seine Augen vielleicht sogar einen anderen Zugang zu unserer Menschlichkeit finden können?
Ein Hund betrachtet die Welt oft einfacher und direkter. Das Schreiben aus dieser Perspektive war eine erfrischende Pause vom eigenen, manchmal zu kopflastigen Blick. Der Perspektivwechsel lässt einen viele Dinge gelassener sehen; vieles, was aus Menschensicht schwer wiegt, relativiert sich. Das Band zwischen Hund und Mensch, das Mitgefühl für kleine Schwächen, das Staunen über einfache Freuden – alles wirkt tiefer und unkomplizierter mit tierischer Brille.
Wie viel Aspro steckt eigentlich in dir – gibt es Eigenschaften, die du mit deinem tierischen Ermittler teilst?
Was mich und Aspro verbindet? Wahrscheinlich teilen wir beide eine tiefe Herzlichkeit, aber während Aspro ein ganz schöner Angeber ist, bleibe ich lieber bescheiden. Seine übertriebene Selbstsicherheit macht ihn liebenswert; sie sorgt für viele amüsante Situationen. Ich kann mit Aspros Detektivleidenschaft und Schnüffeltrieb sehr mitfühlen – nur dass ich beim Schreiben statt mit der Schnauze mit dem Stift auf Spurensuche gehe.
Abschließend noch eine kurze Frage: Verabschiedet sich Aspro jetzt in den wohlverdienten Körbchen-Ruhestand oder schnuppert er vielleicht schon an seinem nächsten Fall?
Aspro ist mir wirklich ans Herz gewachsen. Schon beim Schreiben der ersten Geschichten habe ich gespürt, wie friedlich und heilsam diese heitere Energie ist. Ich arbeite bereits an weiteren Fällen – und hoffe, dass dieses Wohlgefühl und der „Aspro-Humor“ auch vielen Leserinnen und Lesern zu einem Lächeln verhelfen wird …
Neugierig geworden?
Hundeliebhaber Bernhard Aichner nimmt eine ganz neue Perspektive ein: Durch Aspros Augen blickt er auf eine Welt, in der die Menschen sich oft merkwürdig benehmen und wirklich dringend auf Aspros Spürsinn angewiesen sind.
Online erhältlich und überall, wo es Bücher gibt.