Aleš Šteger: Logbuch der Gegenwart

Drei Bände im Schuber

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ISBN 978-3-7099-8234-1
528 Seiten
Erscheinungsdatum: 03.05.2024
Artikelnummer: 8234

Der Versuch, die Welt durch die Begegnung von Zufallsfragmenten aufzuzeichnen: die Logbuch-Trilogie von Aleš Šteger im limitierten Schuber

Die extremste Form der schriftstellerischen Wachsamkeit
Zwölf Jahre lang reist Aleš Šteger um die Welt, besucht zwölf Orte. Zwölf Stunden seines Aufenthalts nutzt er, um zu schreiben: Er zückt Stift und Papier und lässt seine Umgebung auf sich wirken, schreibt Eindrücke nieder, hält Momentaufnahmen mit seiner Kamera fest. Es sind lebendige Orte, die oft unvorhersehbare Geschichten erzählen, die ihm unvergessliche Erinnerungen bescheren, sowohl schöne als auch welche, die betroffen zurücklassen. Das Ergebnis findet sich in drei Bänden, den Logbüchern, die auf eindrucksvolle Weise gesellschaftliche, politische, historische Zustände und Entwicklungen beleuchten. Das Logbuchprojekt versucht, literarisch mit Unmittelbarkeiten und dem reinen, pulsierenden Leben zu arbeiten Mit klarer und doch bildreicher und poetischer Sprache schildert Aleš Šteger von seinen Begegnungen, setzt die Gegenwart in den Kontext geschichtlicher Ereignisse und blickt damit tiefer, taucht unter die Oberfläche, abseits der Touristenpfade.


Auch inmitten einer Katastrophe macht es keinen Sinn, die Katastrophe auszurufen. Aleš Šteger schlägt nur leise Töne an.
Im ersten Band taumelt Aleš Šteger am Tag des prophezeiten Weltuntergangs durch die Hauptstadt seiner Heimat Slowenien, Ljubljana, gefolgt von Minamisoma, das nahe dem Atomkraftwerk von Fukushima liegt. In Mexico City wird er Zeuge einer Demonstration gegen den Umgang der Regierung nach dem Mord an 43 Studenten. Abschließend findet sich der Autor in Belgrad an einer Busstation wieder, trifft syrische Flüchtlinge während ihres Zwischenstopps auf dem Weg nach Ungarn. ´
Das zweite Logbuch der Gegenwart wird mit einem Blick nach Shanghai und der kritischen Auseinandersetzung mit der Überwachung der Menschen durch Künstliche Intelligenz aufgemacht, gewährt einen Eindruck in das pulsierende Leben und die gleichzeitige Bedrohung durch allgegenwärtige Kontrolle. Die traumatische Gulag-Vergangenheit auf den russischen Solowezki-Inseln wird greifbar nahe. Im sächsischen Bautzen erhält der Autor Einblicke in ein ehemaliges Stasi-Gefängnis und sieht sich mit dem Rechtsruck in Politik und Gesellschaft konfrontiert. In Kochi in Südindien endet die Reise, die im zweiten Logbuch beschrieben wird.
Im dritten und letzten Teil findet dieses einzigartige Schreibprojekt seinen Abschluss. Aleš Šteger reist zuerst nach Santiago de Compostela, beobachtet das Aufgehen der Sonne und wandelt auf den Spuren der Covid-Pilger, danach besucht er Feuerland in Chile und berichtet von den kolonialen Ereignissen, angestoßen durch Magellan. In Hargeysa, Somaliland lernt er Überlebende eines vergessenen Völkermords und deren interessante Kultur kennen, und schließt mit einem letzten Tag in White Sands, am Ort der ersten Atombombenexplosion, seine Reise ab.

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Autor*innen
Foto: © Haymon Verlag / Fotowerk Aichner
Aleš Šteger
Aleš Šteger, geboren 1973 in Ptuj, ist ein slowenischer Dichter, Schriftsteller und Lektor. Er veröffentlichte bislang mehrere Lyrik- und Prosabände, zuletzt seine Erzählungen „Das Lachen der Götter" (2016). Für seine Gedichte und Essays, die in viele Sprachen übersetzt und weltweit in über 200 Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht wurden, erhielt er zahlreiche Preise, darunter 1998 den Veronika-Preis, 2008 den Rožanc-Preis, 2011 den Best Translated Book Award für seinen Gedichtband „Buch der Dinge", 2016 den Horst-Bienek-Preis. Zudem übersetzt er aus dem Deutschen, Englischen und Spanischen, u. a. Werke von Gottfried Benn, Peter Huchel und Ingeborg Bachmann. 2016 erschien „Logbuch der Gegenwart - Taumeln" bei Haymon, der erste Band zu seinem hochaktuellen „Logbuch der Gegenwart"-Projekt - hochbrisante Themen, Schauplätze und Schicksale unserer Zeit durch die Augen des Dichters. 2019 erschien der zweite Band "Aufbrechen". Im Frühjahr 2024 folgt der Abschluss der „Logbuch-Trilogie" mit „Aufgehen". Alle drei Logbücher wurden aus dem Slowenischen von Matthias Göritz übersetzt.
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Matthias Göritz
Matthias Göritz, geboren 1969, ist vielfach ausgezeichneter Lyriker, Theaterautor, Übersetzer und Romancier und lebt in Offenbach. Er veröffentlichte u. a. die Romane „Der kurze Traum des Jakob Voss“ (2005), für den er den Mara-Cassens-Preis erhielt, und „Träumer und Sünder“ (C.H.Beck, 2013), der mit dem Robert- Gernhardt-Preis ausgezeichnet wurde. Sein jüngster Gedichtband „Tools“ erschien 2012. 2014 erhielt Göritz den William H. Gass Award und lehrt derzeit an der Washington University in St. Louis, USA. Für Haymon übersetzte er alle drei Logbücher von Aleš Šteger, „Taumeln" (2016), „Aufbrechen" (2019) und „Aufgehen (2024).
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