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„Aus Katzensicht ergeben viele Dinge überhaupt keinen Sinn und es ist schön, zu merken, wie viel Unsinn im Alltag ist.“ – ein Interview mit Fabian Navarro

Mit Fabian Navarro bereichert ein neuer Krimiautor unseren Verlag. Und der hat es in sich! Denn Fabian Navarro lässt uns die Welt direkt aus aus einer bisher unbekannten Perspektive betrachten – aus Katzensicht. 

Miez Marple heißt die tierische Ermittlerin, die die Ära eines neuen Genres einläutet. Neben Cosy ist Crime jetzt nämlich auch Cuddly. Aber die flauschigen Umstände sollen nicht von den Tatsachen ablenken: Natürlich wird auch gemordet. Im Tierhotel Bellagio, in dem Miez Marple (unfreiwillig) zum Urlaub machen untergebracht wird, kommt eine Showkatze der Schnurrhaar-Diva Meredith ums Leben. Und der Mörder oder die Mörderin scheint direkt aus der bunt zusammengewürfelten Gemeinschaft verwöhnter Haustiere im Luxushotel zu sein! Oder kommt das Böse doch aus dem tiefen, dunklen Wald nebenan?

In diesem Magazinbeitrag kannst du alles über Miez Marple und Fabian Navarro erfahren. Wir sprechen mit dem Autor über seinen neuen Krimi und die Inspiration für Miez Marple, erfahren, was Poetry Slam mit dem Schreibprozess zu tun hatte und finden heraus, ob der Autor nun lieber Musik von Florian Silberschweif oder von Merediths Menschenfrau hört.

 

Lieber Fabian, du bist neu bei Haymon Krimi. Wer bist du und was machst du? Bitte stell dich einmal vor.

Mein Name ist Fabian Navarro, ich bin Autor, Slam Poet und Moderator und ich habe zwei Katzenkrimis und jetzt einen weiteren geschrieben. Der dritte Teil meiner Buchreihe Miez Marple erscheint jetzt im Haymon Verlag und ich freue mich schon. Es ist tatsächlich ein Krimi, in dem eine Katze Fälle löst.

 

Du bist, wie du selbst sagst, auch Poetry Slammer. Beeinflusst das dein Schreiben?

Ja, das Auftreten hat auf jeden Fall ganz viel von dem geprägt, wie ich schreibe. Ich muss schon beim Schreiben den Text eigentlich immer laut lesen, damit er für mich überhaupt funktioniert. Das schönste Feedback, was ich dazu bekommen habe, war mal auf einer Buchmesse, auf der Buch Wien. Da kam ein Mann zu mir und meinte, dass meine Bücher sehr gut zum Vorlesen geeignet sind, und das war ein schönes Kompliment. Ich finde das übrigens auch.

Auf deinem Instagram lesen wir: „I put the miau in Krimiautor“ – woher kam die Idee, Katzenkrimis zu schreiben?

Die Idee zu Miez Marple hat eine relativ lange Vorgeschichte. Ich hatte lange Zeit eine Lesebühne, offiziell existiert sie sogar immer noch. Diese Lesebühne fand monatlich in Hamburg statt. Ich war aber schon in Wien, wo ich seit 2016 wohne, und bin dann monatlich dort hingefahren und wir haben unsere Texte präsentiert. Anders als beim Slam gibt es dort keinen Wettbewerb, aber es gibt ein Spiel mit dem Publikum, bei dem das Publikum Wörter geben darf.

Der erste Teil der Katzenkrimireihe war nicht mal als Buch angelegt, sondern als wirklich kurzer Lesebühnentext. Ich habe Wörter bekommen, nämlich Inhalator, Knabenkörper, Duschvorhang und ein Viertes, das mir nicht einfällt. Mit diesen vier Wörtern sollte ich einen Text schreiben und mein lieber, werter, geschätzter Herr Hinnerk Köhn hat dann gesagt, dass es doch super wäre, wenn ich dazu einen Katzenkrimi schreiben würde.

Er hat gedacht, er würgt mir damit ein Genre rein, das mir überhaupt nicht liegt oder das sehr schwierig ist. Aber dann habe ich mich da reingefuchst und habe so viel geschrieben, dass ich bis zum nächsten Mal extrem viel Text hatte. Und dann hatte ich irgendwann so viel Material dafür, weil ich in dieser Idee sehr aufgegangen bin, dass fast ein Buch da war.

Es war 2020, als ich das erste Mal daraus lesen wollte. Das war ein schlechter Zeitpunkt, um Lesungen zu machen. Darüber hat mich dann aber die Agentin einer Agentur entdeckt und gefragt, ob ich nicht das Buch realisieren will. Ich habe zugesagt, schließlich waren mir gerade 120 Auftritte ausgefallen und ich hatte Zeit.

So ist der erste Teil entstanden und seither läuft diese Serie.

 

Wie ist es für dich, die Perspektive einer Katze einzunehmen und in ihre Gedankenwelt einzutauchen?

Es macht wahnsinnig viel Spaß. Wenn man Tierperspektiven einnimmt, ist es einfach ein Außenblick auf das Menschsein und das mag ich total gerne, weil ich Eigenheiten von mir und von Mitmenschen aus einem anderen Blickwinkel entdecke. Aus Katzensicht ergeben dann viele Dinge überhaupt keinen Sinn und es ist schön, zu merken, wie viel Unsinn im Alltag ist.

Auch, wenn der Katzenkrimi auf den ersten Blick vielleicht ein unsinniges und sogar unseriöses Genre ist, gebe ich ihm sehr viel Liebe. Und ich glaube, das Genre versucht, sich innerhalb seines Formats auch selbst ernst zu nehmen.

Gerade deswegen macht es auch einfach sehr viel Spaß, das Tier selbst ernst zu nehmen. Man kommt nicht drumherum, das auf eine gewisse Art und Weise zu vermenschlichen, weil ich nicht aus meinem Menschenkopf raus kann. Aber der Versuch macht unheimlich viel Spaß, weil es ganz viele neue Gedanken öffnet.

 

In Miez Marple lesen wir unter anderem von Stockenten, die sich an der Börse mit einem fallenden Dachs herumschlagen müssen, von Florian Silberschweif und Meredith, deren Menschenfrau eine amerikanische Sängerin auf Stadiontour ist. Woher nimmst du deine popkulturelle Inspiration, gehst du mit tierischen Augen durch den Alltag?

Ich würde nicht sagen, dass ich mit tierischen Augen durch den Alltag gehe, aber ich kann eben nur das beschreiben, was ich kenne. Mein Kopf ist voll mit Popkultur und mit Literatur und mit allen Sachen, die mich begeistern. Dann passiert es einfach, dass meine Figuren ganz zufällig auch von solchen Sachen begeistert sind und dass diese in der einen oder anderen Form dann auch wieder auftauchen.

Ich finde es eigentlich immer schön, bei anderen Autor*innen auch zu entdecken, wohin deren Fühler ausgestreckt sind, was sie sehen und was sie konsumieren. Wenn ich dann irgendwo Anspielungen auf etwas sehe, habe ich manchmal auch direkt eine Verbindung mit anderen Autor*innen, weil ich dann zum Beispiel sehe, dass da ein Zitat von Taylor Swift ist, das ich kenne. Und dann freue ich mich.

 

Apropos – was hörst du lieber, die Musik von Florian Silberschweif oder die von Merediths Menschenfrau?

Also ich würde schon auf jeden Fall die von Merediths Menschenfrau hören.

 

Kommen wir nun zu deinem neuen Buch. Bitte beschreibe uns dein Buch kurz und knackig in deinen eigenen Worten. Um was geht’s, was passiert (ohne Spoiler!)?

Miez Marple macht Urlaub beziehungsweise wird zum Urlaub machen gezwungen in einem Tierhotel. Und in diesem Tierhotel gibt es ganz viele verschiedene, versnobbte Tiere. Miez Marple will eigentlich nach einer kurzen Zeit dann wirklich Urlaub machen. Aber dann passiert natürlich ein Verbrechen.

In der Miez Marple Serie versuche ich, alle Krimi-Subgenres durchzugehen. Im ersten war es eher ein Thriller, der zweite arbeitet teilweise mit Horrorelementen. Diese Serie wird oft als Cozy Crime vermarktet. Aber ich glaube, dieser Teil ist der erste wirkliche Cozy Crime, oder zumindest der erste Krimi in einem Cozy Setting. Die Krimis sind überraschenderweise häufig dann doch eher für Erwachsene, als man es vielleicht im ersten Moment denkt. In diesem Buch gibt es eine Reihe von Verdächtigen in einem Closed-Circle-Mystery und man muss herausfinden, wer von den ganzen Tieren es getan haben könnte.

 

Du hast auch selber Katzen. Steckt etwas von ihnen in Miez Marple oder umgekehrt? Und: Wer ist überhaupt Miez Marple und was macht sie aus?

Miez Marple ist eine Katze, die ein bisschen auf der ersten Katze basiert, die ich hatte. Ich wollte als Kind immer Haustiere, aber zu Hause durften wir keine Haustiere haben. Dann war ich erwachsen und hatte Erwachsenengeld und dann habe ich ein Haustier geholt. Mit dieser Katze habe ich dann relativ viel erlebt. Sie war auch ein bisschen die Inspiration für die Kurzgeschichten, die ich am Anfang geschrieben habe, aus denen dann der Roman entstanden ist. Deswegen wird Miez Marple für mich immer ein Teil von dieser einen Katze sein.

Miez Marple hat auch sehr viel Anleihen von verschiedenen Personen. Einige sogar von mir, ich habe mich stellenweise selbst reingeschrieben, aber auch von anderen Menschen. Da vermischt sich ganz viel in Miez Marple. Und sie hat ein Eigenleben. Sie ist sehr eigensinnig, wie Katzen halt so sind.

 

Wie bist du auf das Setting in einem Tierhotel gekommen? Warst du mit deinen Katzen selbst schon in so einem Hotel?

Ich war noch nie in einem Tierhotel. Aber ich habe mir das ungefähr so vorgestellt. Mittlerweile weigere ich mich auch, anzunehmen, dass es anders läuft als in dem Buch, das ich geschrieben habe.

Ich kenne Bekannte, die ihre Tiere in Tierhotels unterbringen. Ich weiß von einer Person, die ihre Schildkröte regelmäßig zum Einfrieren in so ein Tierhotel gebracht hat, was ich extrem witzig finde. Ich war also selbst noch nie da, aber ich würde mir das gerne mal anschauen.

Falls die Tierhotels hier draußen mitlesen, ich mache auch Lesungen! (Anm. der Red.: Anfragen gerne an [email protected])

 

Miez Marple hat jetzt in der Stadt und auf dem Land ermittelt. Wohin geht es als nächstes?

Da ich in Miez Marple jetzt mehrere Krimi-Genres verarbeitet habe, nämlich Thriller, Horror und ein bisschen Cozy Crime, soll der nächste Teil dann ein Heist sein. Miez Marple wird gezwungen sein, irgendwo einzubrechen. Sie muss ein Team zusammenstellen aus Figuren, die in den früheren Büchern vorkamen und aus anderen Figuren, um entweder irgendwo reinzukommen oder etwas zu stehlen. Das stelle ich mir als nächstes auf jeden Fall vor.

Wir haben schon relativ viel überlegt, wo es noch hingehen könnte. Vielleicht soll es irgendwann ins Weltall gehen oder auf ein Schiff oder in den Zoo. Es gibt noch sehr viele Möglichkeiten. Ich habe drei, vier verschiedene Ideen für weitere Fälle. Die Buchreihe kann auf jeden Fall meiner Meinung nach noch weitergehen.

 


Lust auf Cuddly Crime?

In ihrem fellsträubenden dritten Fall braucht die flauschige Ermittlerin Miez Marple all ihren Verstand, der noch um einiges schärfer ist als ihre Krallen. Denn in „Die Tatze der Verdammnis“ trifft eine große Portion Sprachwitz auf modern interpretierten Detektivroman und knifflige Rätsel: Krimi-Vergnügen mit Flausch, Fauchen und Federball! Für dieses Leseabenteuer packen wir zudem Pfeife und Trenchcoat ein, denn zwischen Katzenbesitzerin Agathe Christiansen und Schlagerkater Florian Silberschweif erwarten uns schillernde Referenzen aus Kriminalliteratur und Popkultur. Fabian Navarro nimmt uns nicht nur mit ins außergewöhnliche Hotel Bellagio, sondern in eine Gesellschaft, in der Tiere im Zentrum stehen und Menschen als Dosenöffner*innen und Streichel-Expert*innen fungieren.

Erhältlich online und überall, wo es Bücher gibt.

„Menschen können nicht gut klettern und behandeln ihre Umwelt dennoch von oben herab.“ – das exklusive Interview mit Stardetektivin Miez Marple

Im Tierhotel Bellagio ist nichts so flauschig, wie es scheint. Zwischen beheizten Fensterbänken, glänzenden Näpfen und einer illustren Gästeschar (bestehend aus Diva-Katzen, ehrgeizigen Showstars und sogar einer Pfeilgiftfrosch-Dynastie) liegt plötzlich ein Mordverdacht in der Luft. Miez Marple, die berühmteste Spürnase der Stadt, lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Mit scharfen Krallen und Verstand sowie einer Prise Lyrik jagt sie den Täter, jongliert geschickt zwischen Klatsch, Katzentratsch und kniffligen Rätseln und behält dabei stets die Oberpfote.

Wir konnten die Stardetektivin für ein exklusives Interview gewinnen und sprechen mit ihr über ihre geheimen Ermittlungswerkzeuge, die Herausforderungen, zwischen Urlaub und Tatort den Überblick zu behalten, und natürlich ihren aktuellen Fall, den es übrigens auch hier zum Nachlesen gibt.

Liebe Miez Marple, dein Name ist in Ermittler*innenkreisen längst kein Geheimnis mehr. Welcher deiner bisherigen Fälle war der spektakulärste und warum?

Na, Sie streicheln auch ohne zu fragen, oder? Ich wusste nicht, dass wir bereits beim „Du“ sind. Aber nun gut: Neben meinem Comeback vor einigen Jahren, bei dem ich unter anderem die Entführung von Schlagerkater Florian Silberschweif aufdeckte, gab es noch etliche Fälle, die mir das Fell haben buschig werden lassen. Aber auch mein letzter Aufenthalt im Tierhotel Bellagio entpuppte sich überraschenderweise als ein tödliches Abenteuer.

 

Wenn du ehrlich bist: Was ist dein bestes Ermittlungswerkzeug – deine Krallen, dein Verstand oder dein Instinkt?

Immer jenes, das zuletzt an kniffligen Fällen, brenzlichen Situationen oder Möbelstücken geschärft wurde.

Bist du der Meinung, dass Tiere die besseren Ermittler*innen sind als Menschen? Was würdest du uns Menschen als Tipp mitgeben?

Das ist offensichtlich eine humoristische Frage. Menschen können nicht gut klettern und behandeln ihre Umwelt dennoch von oben herab – das wird ihnen oft zum Verhängnis.

 

Du bist nicht nur Detektivin, sondern auch eine begnadete Lyrikerin. Haben dich manche Verbrechen zu Gedichten inspiriert? Und hilft dir das Schreiben vielleicht sogar beim Lösen deiner Fälle?

Ich pflege stets zu sagen, dass Lyrik und Verbrechen sich in gewisser Weise ähneln. Es gibt Motive, rätselhafte Verbindungen und bei beiden geht es stets um Leben und Tod.

 

Eine Frage abseits deiner Arbeit: Wenn du einmal nicht im Einsatz bist – wie sieht für dich der perfekte Tag aus?

Ich bin eine genügsame Katze. Geben Sie mir einen prasselnden Ofen, einen vollen Napf sowie eine saubere Katzentoilette und vielleicht eine Vase, die nah an der Tischkante steht, und ich bin glücklich.

 

Kommen wir zu deinem aktuellen Fall: Was ging dir durch den Kopf, als du im Tierhotel Bellagio eingecheckt hast – „Luxusurlaub“ oder „Tatort in spe“?

Dass sich die Ereignisse derartig überschlagen, hat mich schon überrascht. Eigentlich handelt es sich bei diesem Landstrich um eine friedliche Gegend. Aber genau dort liegt der Hund begraben: in Städten erwarten wir, dass jederzeit Gewalt losbricht. Am Land hingegen werden wir auf kalter Pfote erwischt.

 

Im Bellagio hast du das Who-is-Who der Haustiergesellschaft getroffen. Mit wem hast du dich am liebsten ausgetauscht und wer hätte dir besser aus dem Weg gehen sollen?

Um ehrlich zu sein gebe ich mich mittlerweile lieber mit Katzen ab, denen der Napf nicht überall hin nachgetragen wird. Katzen, die das Jagen verlernen, tendieren dazu, die Lebensrealitäten von anderen Tieren abzuwerten.

 

In diesem Fall hattest du Unterstützung von Florian Silberschweif. Arbeitest du lieber Seite an Seite mit anderen oder gehst du Ermittlungen grundsätzlich am liebsten allein an?

Meine Rechtsberatung hat mir davon abgeraten, eine Stellungnahme zu Florian Silberschweif abzugeben.

 

Deine Abenteuer – einschließlich des neuesten Falls im Bellagio – werden bekanntlich von Fabian Navarro in Büchern festgehalten. Wie fühlt es sich an, wenn deine Ermittlungen schwarz auf weiß für alle nachzulesen sind?

Wer soll das sein? Kenn ich nicht, tut mir leid.

 

Zum Abschluss: Planst du jetzt eine echte Auszeit nach diesem Urlaub, der sich als alles andere als erholsam herausgestellt hat oder wartet schon der nächste Fall auf dich?

Über laufende Ermittlungen wird nicht miaut, wie Sie wissen. Aber selbstverständlich gibt es wieder alle Pfoten voll zu tun.

 

© Martina Pellecchia (Instagram: marti.menta)

 


Miez Marples aktueller Fall zum Nachlesen

In ihrem fellsträubenden dritten Fall braucht die flauschige Ermittlerin Miez Marple all ihren Verstand, der noch um einiges schärfer ist als ihre Krallen. Denn in „Die Tatze der Verdammnis“ trifft eine große Portion Sprachwitz auf modern interpretierten Detektivroman und knifflige Rätsel: Krimi-Vergnügen mit Flausch, Fauchen und Federball! Für dieses Leseabenteuer packen wir zudem Pfeife und Trenchcoat ein, denn zwischen Katzenbesitzerin Agathe Christiansen und Schlagerkater Florian Silberschweif erwarten uns schillernde Referenzen aus Kriminalliteratur und Popkultur. Fabian Navarro nimmt uns nicht nur mit ins außergewöhnliche Hotel Bellagio, sondern in eine Gesellschaft, in der Tiere im Zentrum stehen und Menschen als Dosenöffner*innen und Streichel-Expert*innen fungieren.

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„Würde darf keine Option sein, sondern muss zum Standard werden“ – ein Interview mit Johanna Maria Brix und Bianca-Karla Itariu

Faul, schwach, undiszipliniert – das sind nur einige der gängigen Vorurteile gegenüber mehrgewichtigen Menschen. Fettfeindlichkeit gehört zu ihrem Alltag und macht auch vor der Medizin nicht halt. Dicke Patient*innen werden stigmatisiert, ihre Beschwerden vorschnell aufs Gewicht reduziert, ihre Behandlung verzögert oder verweigert.

Genau hier setzen die Ärztinnen und Autorinnen Dr. Johanna Maria Brix und Dr. Bianca-Karla Itariu an. In ihrem Buch „Das Gewicht unserer Körper“ und diesem Interview berichten sie von alltäglichen Szenen im Behandlungszimmer, von strukturellen Barrieren und von einer Medizin, die Betroffene zu oft im Stich lässt. Sie fordern: Wir müssen lernen, dicke Körper nicht als Defizit, sondern als Teil menschlicher Vielfalt zu begreifen – und endlich eine Gesundheitsversorgung schaffen, die evidenzbasiert, respektvoll und diskriminierungsfrei ist.

 

Ihr beide seid Ärztinnen und habt auch beide schon viele wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht. Wie war es für euch, das Genre zu wechseln und ein Sachbuch zu schreiben? Wie lief der Entstehungsprozess ab?

Bianca-Karla: Mein erstes Sachbuch war „Schlank auf Rezept: Die Abnehmrevolution” (mit Dr. Siegfried Meryn, erschienen bei edition a, 2023). Die Arbeit daran war so bereichernd, dass ich Lust auf mehr bekam. Als die Verlagsleitung des Haymon Verlags, Katharina Schaller, mich fragte, ob ich ein weiteres Buch schreiben möchte, war mir klar: Wie in der Wissenschaft wollte ich eine Partnerin. Ich bat Johanna, Co-Autorin zu sein. Der Prozess dauerte länger als geplant. Zwischendurch hatten wir Phasen der Hoffnungslosigkeit, da wir in der Versorgung täglich miterleben, wie Patient*innen enttäuscht und verletzt werden. Es war fordernd, das auszuhalten und trotzdem an einem empathischen, lösungsorientierten Buch zu arbeiten. Getragen hat uns der Glaube an Menschlichkeit und die Kraft von Wissen, Sprache und Strukturveränderung.

Johanna:  Für mich war es weniger ein Bruch als eine Erweiterung. In Papers schreibe ich für Kolleg*innen, im Buch hingegen für Betroffene, Behandelnde und die Öffentlichkeit. Das heißt: präzise, evidenzbasiert, aber dennoch zugänglich. Viele Kapitel begannen als klinische Beobachtungen und entwickelten sich zu Brücken aus Evidenz, Geschichte und konkreten Forderungen. Das hat meiner „inneren Logistikerin“ gefallen: Am Ende muss alles da sein – nachvollziehbar, geordnet und nützlich. Während des Entstehens gab es aber auch viele Teile, die im Lektorat wieder rausgenommen werden mussten, weil sie zu weit führen würden für dieses Buch. Mir ist aber beim Schreiben daran klar geworden, wie wichtig mir noch viele andere Punkte sind.

 

Ihr habt euch unter anderem auf Adipositas, Endokrinologie und Diabetologie spezialisiert. Was hat euch an diesen Fachbereichen besonders interessiert, und welchen Einfluss hatten eure Erfahrungen mit Körpernormen darauf?

Bianca-Karla: Meine geliebte Großmutter war sehr dick. Als Kind habe ich durch ihre gelebte Erfahrung mitbekommen, welche Einschränkungen durch Körpergewicht entstehen können. In beiden Büchern kommt sie vor. Ob diese Erfahrung meine Entscheidung beeinflusst hat, Endokrinologin zu werden, weiß ich nicht. Während meines Studiums lernte ich allerdings, dass Fett kein träges Depot ist, sondern ein hochaktives Organ, was ich unglaublich faszinierend fand. Fettzellen produzieren Hormone und Zytokine und stehen in Kommunikation mit Gehirn, Gefäßen, Leber und Pankreas. Das verändert auch den Blick auf Körpernormen. Wenn Fettgewebe das Stoffwechselgeschehen maßgeblich steuert, ist das moralische Urteilen über Körperformen nicht nur verletzend, sondern auch unwissenschaftlich. Schon als Schülerin fand ich die Endokrinologie faszinierend, da eine Freundin meiner Mutter Endokrinologin war. In diesem Fachgebiet treffen Biologie, Gesellschaft und individuelle Lebenswege aufeinander – fernab von Schuldzuweisungen.

Johanna: Eigentlich hat mich die Diabetologie durch Zufall gefunden: Es war eine ausgeschriebene Stelle, für die ich erst zweite Wahl war.  Ich wollte aber immer Innere Medizin machen, weil mich bis heute sehr fasziniert, wie fein wir an Schrauben drehen und im Körper damit Prozesse ändern bzw. im besten Fall verbessern können. Daher bin ich heute sehr dankbar dafür. Gerade Adipositas zeigt, wie wenig einfache Parolen wie „weniger essen, mehr bewegen” bewirken. Wenn es so simpel wäre, hätten wir die Trendwende längst geschafft. So wie beinahe überall gilt: Es gibt keine einfachen Lösungen für komplexe Probleme, und die Erkrankung Adipositas ist viel komplexer als die meisten Menschen glauben.  Im Alltag erlebe ich immer wieder, wie stark Körpernormen Diagnosen verzerren. Knie- oder Migränebeschwerden werden beispielsweise vorschnell aufs Gewicht geschoben. Dabei verdienen Patient*innen es, dass ihre Probleme ernst genommen werden – und zwar unabhängig von der Zahl auf der Waage. Genau das ist für mich der Kern dieses Fachs: den Menschen hinter den Normen sehen und gemeinsam realistische, individuelle Therapiewege finden.

 

Euer neues Buch „Das Gewicht unserer Körper“ befasst sich mit Bodyshaming in der Medizin – es soll bewusst kein Abnehmbuch sein. Wieso braucht es genau so ein Buch?

Beide: Weil Stigmatisierung unwürdig ist und krank macht. Es verhindert Diagnosen, erschwert den Zugang zu Therapien und mindert die Lebensqualität. Zudem legitimiert es strukturelle Lücken: Es gibt keine Pfade, keine Erstattung und keinen Rechtsschutz. Wir bündeln drei Ebenen: Adipositas als chronische, multifaktorielle Erkrankung, Analyse von Diskriminierung und konkrete Hebel für eine würdige Versorgung.

 

Gab es berufliche oder persönliche Schlüsselmomente, in denen die strukturelle Diskriminierung von mehrgewichtigen Menschen für euch besonders deutlich wurde?

Bianca-Karla: Jede Interaktion mit den Chefärzt*innen ist eine Erinnerung daran. Das liegt nicht daran, dass die Kolleg*innen „böse“ wären – sie machen ihre Arbeit gründlich –, sondern daran, dass es strukturell nicht möglich ist, dass Medikamente erstattet werden, bis die Politik tätig wird und eine Gesetzesänderung bewirkt.

Johanna:  Abgesehen davon, dass Bianca mich dazu überredet hat, sind es viele kleine, wiederkehrende Szenen: Die Patientin, der in der Praxis zuerst „Nehmen Sie ab“ gesagt wird, der abgelehnte Kostenantrag trotz klarer Indikation, der OP-Termin, der vom Gewicht abhängig gemacht wird, oder das Rezept, das in der Apotheke kommentiert wird. Oder uninformierte Kommentare bei Fachtagungen. Im Längsschnitt ergibt sich daraus ein Systembild: Es geht nicht um individuelles Versagen, sondern um institutionalisierte Barrieren. Diese Summe war der Auslöser. Und vielleicht auch der Austausch mit Bianca, um den Frust, den diese Geschichten in einem auslösen, abzubauen. Bianca hatte dann die Idee, das aufzuarbeiten.

 

Euer Buch ist auch eine feministische Streitschrift: Beim Lesen stellen wir fest, dass Fettfeindlichkeit auch im Zusammenhang mit anderen Faktoren betrachtet werden muss. Wie hängen Fettfeindlichkeit und Diskriminierung im Gesundheitssystem mit anderen Diskriminierungsformen wie Misogynie, Rassismus und Klassismus zusammen?

Bianca-Karla: Diese Dinge haben wir selber beim Schreiben des Buches festgestellt, nachdem wir uns vertieft mit Fettfeindlichkeit beschäftigt haben. Fettfeindlichkeit ist ein Intersektionalitätsproblem. Frauenkörper werden stärker normiert und moralisiert, Reproduktion, Sexualität und Erscheinungsbild sind überproportional vom Patriarchat reguliert.

Johanna: Historische und aktuelle Stereotype koppeln „Dicksein“ an „Unkontrolliertheit“ und „Wertlosigkeit“ – mit realen Folgen für Diagnostik und Therapie. Rassismus spielt hier auch eine große Rolle, hinzu kommt Klassismus. Wer weniger Zeit, Geld, Wohnraum und Pausen hat, hat schlechtere Voraussetzungen für Gesundheit und weniger Zugang zu Versorgung, und wer mehrere dieser Merkmale „mitbringt“, erlebt bei gleicher medizinischer Ausgangslage häufiger eine schlechtere Behandlung. Und allein bei der Beantwortung dieser Frage ist es schwer, kurz und prägnant zu bleiben. Die öffentliche Kritik beziehungsweise Häme an der Körperform unserer Gesundheitsministerin hat mich zum Beispiel wirklich schockiert.

 

Wie können wir verlernen, Gewicht unmittelbar mit Bewertung oder einer unterstellten Idee von Gesundheit (die zudem moralisch konnotiert ist) zu verbinden?

Bianca-Karla: Das ist schwer. Denn wir bekommen es so „eingetrichtert“ und hinterfragen es kaum. Wir haben die Chance, Kindern beizubringen, dass das Menschsein in verschiedenen Körperformen erlebt wird und, dass das an sich etwas Schönes ist.

Johanna:  Ich glaube, prinzipiell zu bewerten, ist zutiefst menschlich, das passiert sehr rasch und fast immer unterbewusst. Aber wir sollten uns dann zur Ordnung rufen und das korrekt einordnen, und hier spielen unsere Sprache, aber auch Aufklärung und Bildung eine große Rolle. Es geht nicht darum, „politically correct“ zu sein, viel eher bestimmt Sprache unser Denken, und das Wort „dick“ soll nicht mit moralischer Wertung zusammenhängen. Außerdem sagt uns die Wissenschaft, dass Adipositas als neuro-metabolische Erkrankung zu begreifen ist; die Diagnose ist keine „Blickdiagnose“ mehr. Wir sollten an Evidenz glauben und nicht an irgendwelche Social Media Mythen.

Bianca: Je mehr wir die Evidenz zu Stigmafolgen kennen, können wir verstehen, dass der Fehler im gesellschaftlichen Umgang Spuren bei Betroffenen hinterlässt.

 

Was muss sich ganz konkret in den Strukturen im Alltag und in der Medizin, in der Ausbildung, im Umgang im Gesundheitswesen ändern, damit ein Bewusstsein für die häufig lebensgefährliche Diskriminierung von Mehrgewichtigen entsteht und mehrgewichtige Menschen respektiert und ernstgenommen werden?

Bianca-Karla: Wer A sagt muss auch B sagen, wer Verhaltensprävention einfordert, muss auch Verhältnisprävention ermöglichen. Wir brauchen strukturelle Veränderungen statt moralischer Appelle. Das beginnt eben bei der Verhältnisprävention: Es braucht verbindliche Standards für die Verpflegung in Schulen und Kindergärten, eine klare Lebensmittelkennzeichnung und eine Beschränkung von Werbung für Kinder. Ziel ist es, den gesunden Weg zum einfachsten zu machen. Gleichzeitig muss Adipositas endlich als chronische Erkrankung anerkannt werden, wie es in Großbritannien bereits der Fall ist, damit Therapieprogramme und deren Erstattung selbstverständlich werden. Es ist unhaltbar, dass Betroffene die Therapiekosten selbst tragen müssen, während andere chronische Krankheiten vollständig abgedeckt sind.

Johanna: In der Klinik sehe ich täglich, wie sehr Strukturen Menschen ausschließen. Blutdruckmanschetten, Betten und Stühle sind für den „Durchschnittskörper“ konzipiert – nicht für die Realität. Hinzu kommt die Ausbildung: In der Schule wird Wissen über gesunde Ernährung und Bewegung nicht vermittelt.  Ärzt*innen lernen kaum, Adipositas evidenzbasiert und ohne Stigma zu behandeln. Wir brauchen die Aufnahme der Adipositas-Medizin in der ärztlichen Ausbildung und im Medizinstudium. Auch rechtlich muss sich etwas ändern: Eine Verankerung von Gewicht als Diskriminierungsmerkmal im Gleichbehandlungsgesetz wäre ein klares Signal. Auf Systemebene sind Disease-Management-Programme für Adipositas, interdisziplinäre Zentren, ein flächendeckender Zugang zu Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie sowie zu wirksamen Medikamenten notwendig. Ich bin auch ein großer Fan der Eigenverantwortung und der mündigen Patientin oder des mündigen Patienten, aber man muss die Menschen ebenso dazu befähigen. Das geht nur durch Steigerung der Gesundheitskompetenz und die Möglichkeit von suffizienten Therapien für Betroffene – eben nicht nur für Betroffene, die sich Therapien auch leisten können. Und wenn man jetzt als Argument die angespannte finanzielle Lage anführt, so muss man ganz klar sagen, dass es zahlreiche Studien gibt, die belegen, wie rasch sich Adipositastherapie auch für den Staat „rechnet“.

Beide: Würde darf keine Option sein, sondern muss zum Standard werden – im Alltag, in der Medizin und in der Politik. Und das nicht nur, wenn es um Themen wie assistierten Suizid geht.

 


Über Bodyshaming, die historische Entwicklung von Körperidealen und eine notwendige Revolution des Gesundheitssystems

Die Autorinnen und Ärztinnen kämpfen für geeignete medizinische Behandlungen, für Anerkennung und die Zerschlagung von Fettfeindlichkeit. Für einen würdevollen Umgang, der einer humanistisch-solidarischen Gesellschaft angemessen ist. Sie beschreiben Lösungswege, Ideen zur Veränderung und Visionen, machen deutlich, warum Respekt und Mitgefühl wichtiger sind als Abnehmtipps. Denn: Ein Gesundheitssystem in Sozialstaaten darf kein Gesundheitssystem sein, in dem mehrgewichtige Personen, Frauen oder auch arme Menschen ausgeschlossen werden. Dieses Buch ist eine feministische Streitschrift, die besagt: Schluss mit der Tabuzone Fett!

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„Lyrik ist immer Verdichten“ – ein Interview mit Jule Weber

Wie navigiert man durch eine laute Welt voller Geräusche, Gedanken und Erinnerungen, wenn Worte oft im Chaos untergehen? Wenn sich Zeit in kleine, fast unhörbare Geräusche zerlegt?
Die Gedichte von Jule Weber erzählen vom Suchen – vom Versuch, sich selbst und das Leben zu verstehen. Dabei entstehen Texte, die mehr spüren lassen als erklären wollen. Gedichte, die von stillen Krisen, von Sehnsucht und Nähe berichten.

Ihr Lyrikdebüt  „ich zeichne meinen standort auf die haut“ klingt wie das Rauschen des Windes in einem Wald, während fern das dumpfe Dröhnen einer Autobahn zu hören ist. Zwischen diesen Gegensätzen entfaltet sich ein roter Faden, der sich nicht sofort offenbart, sondern leise spürbar bleibt.

Wir sprechen mit der Autorin über Zeilen, die man fast hätte streichen können, über den überraschenden Moment, in dem einzelne Gedichte zu einem Ganzen wurden, und über die Gewissheit, dass Lyrik nicht verstanden werden muss, um zu wirken.

Was war dein persönlicher Zugang zur Lyrik – und was hat dich letztlich dazu bewegt, selbst Gedichte zu schreiben?

Ich mag es, Sachen auf den Punkt zu bringen und Lyrik ist immer Verdichten. Dadurch entsteht die Dichtung. Für mich ist es dann ein natürlicher Prozess, dass dieses Auf-den-Punkt-Bringen, diese Verdichtung schlussendlich zu Lyrik wird.

 

Gibt es bestimmte Gefühle oder Themen, die sich wie ein roter Faden durch deinen Lyrikband ziehen?

Die gibt es auf jeden Fall. Für mich als schreibende Person gibt es diese natürlich immer nochmal auf eine ganz andere Art als für die Leute, die meine Lyrik dann später lesen. Meine Lyrik behandelt viel das Suchen, zum Beispiel danach, sich selbst zu verstehen und auch das Leben zu begreifen. Manchmal fliegt ein einzelner Vogel vorbei. Es gibt also diesen roten Faden definitiv, aber man muss ihn schon auch selber herausfinden.

© Henriette Becht

Jule Weber (* 1993) ist Lyrikerin und Podcasterin. Sie gehört zu den führenden Stimmen der deutschsprachigen Spoken-Word-Szene. Seit 15 Jahren tritt sie regelmäßig vor Publikum auf, sie gibt Schreibworkshops und ist Teil des Kollektivs „Verschwende deine Lyrik“. 2023 gewann Weber den Kampf der Künste Award als Poetin des Jahres und war Darmstädter Turmschreiberin. Ihr Lyrikdebüt offenbart das Spektrum ihrer Wortgewandtheit. Außerdem ist sie: pragmatisch, detailverliebt und chronisch zu spät.

Wenn du dir dein Buch als einen Ort oder ein Lied vorstellen müsstest – wie sähe dieser Ort aus oder wie würde es klingen?

Ich trickse bei dieser Frage ein wenig und kombiniere beides, indem ich einen Ort beschreibe und wie er klingen würde. Das Buch klingt meiner Meinung nach ein bisschen, wie wenn man in einem Wald steht und den Wind in den Bäumen hört. Aber gleichzeitig hört man in der Ferne auch eine große, laute Autobahn.

 

Gibt es eine Zeile aus deinem Buch, die dir besonders viel bedeutet? Welche?

Es gibt viele solcher Zeilen, auch ganz viele einzelne. Die, die mir am meisten bedeuten, sind nicht unbedingt Zeilen, die sofort herausstechen und bei denen man denkt, dass an ihnen viel Bedeutung hängt. Es sind viel eher Zeilen, die oft sehr versteckt sind. Häufig sind das dann auch Zeilen, die man theoretisch auch streichen hätte können. Ich hänge aber emotional zu sehr an ihnen und deshalb mussten sie beibehalten werden.

 

Muss man Lyrik „verstehen“ – oder reicht es, sie zu spüren?

Spüren reicht. Total.

 

Gab es während des Schreibprozesses einen Moment, der für dich besonders überraschend oder erkenntnisreich war, einen „Aha-Moment“?

Definitiv, dieser hat viel mit dem Gesamtbild zu tun. Einen Lyrikband schreibt man in der Regel nicht wirklich am Stück beziehungsweise linear. Viel eher ist es dann ein Kuratieren von bereits geschriebenen Gedichten. Der Aha-Moment für mich war, dass ich diese Gedichte zusammengefügt habe und dabei ein Lyrikband herausgekommen ist, der zwar die einzelnen Gedichte beinhaltet, aber gleichzeitig auch eine eigene Dramaturgie entwickelt und einen roten Faden hat. Für mich war es sehr cool, dann auch zu erkennen, dass ich auch unbewusst über längere Zeit diesen roten Faden zusammengeschrieben habe.

DIE VORZÜGE VON TRAURIGKEIT

oder: melancholie IV

ich lernte, als ich vierzehn jahre alt war,
lachen würde auf dauer zu falten führen,
falten zum verlust meiner attraktivität
und folglich zum verlust meines wertes,
ein pink umrandetes infokästchen riet mir
außerhalb sozialer situationen akribisch
auf einen neutralen ausdruck zu achten.

heute begreife ich, wie traurig mich das machte.

man sagte mir, mein schmerz sei verwertbar,
bedrückte menschen könnten besser schreiben,
kunstschaffen generell, aus dem leiden heraus,
gierig leckte man an den wunden und ich übte
gewissenhaft mein präventiv neutrales gesicht
das sichtbare unglück in den spiegelungen,
sparte mir die schönheit für harte winter auf.

Aus  „ich zeichne meinen standort auf die haut


Gedichte über das Verstehen, das Vermissen und unser Verhältnis zur Welt – und manchmal fliegt ein Vogel vorbei

Jule Webers Gedichte reflektieren die Zerbrechlichkeit des Lebens, das Streben nach Nähe, nach einem Zuhause, das nicht nur aus Wänden besteht. Sie greifen nach den Momenten, die uns ausmachen – den lärmenden, den leisen, den verlorenen und jenen, denen wir zu wenig Bedeutung beimessen. Weber schreibt von Flächen aus betretener Stille, geronnener Zeit, leisen Krisen und in uns brennenden Fragen. Ihre Lyrik spürt dem Paradoxon von sozialer Gemeinschaft und Einsamkeit nach, macht fassbar, wie das Weltgeschehen unbemerkt in unser Inneres sickert. Ein unvergesslicher Gedichtband: politisch und sprachverliebt, eigensinnig und melancholisch, zart und feministisch.

 

Online erhältlich und überall, wo es Bücher gibt.


Epiphanien des Alltags

Kleine Rede auf Klaus Merz zur Eröffnung der Ausstellung «Merz Welt», Galerie Litar Zürich, 12. 9. 2025

Von Manfred Papst

Auf der Einladung der Galerie Litar zur Ausstellungseröffnung sehen wir eine etwas unscharfe Farbfotografie aus dem Jahr 1971: Klaus Merz und sein Bruder Martin stehen am Strand im südfranzösischen Aigues-Mortes. Der Schnappschuss führt direkt zum Thema der Ausstellung «Merz Welt» und ruft eine Beziehung in Erinnerung, die für Klaus Merz wie für sein Schreiben prägend war. In seinem Meisterwerk «Jakob schläft», das im Zentrum der von Christa Baumberger kuratierten Schau steht, hat sie ihre dichterische Ausformung gefunden. In der autobiografischen Erzählung «Querfahrt», die Klaus Merz 1994 in den Band «Am Fuss des Kamels» aufgenommen hat, lesen wir: «Der Bruder schlief, als wir ankamen, sein modelliertes Köpfchen lag auf dem weissen Kissen und wusste nichts von sich selbst. Auch ich sah nicht, was ich wusste. Das Wort Wasserkopf hat uns das sachdienliche Leben erst später beigebracht.»

 

Diese unheimlichen Sätze finden sich drei Jahre später fast unverändert im 5. Kapitel von «Jakob schläft» wieder. Sie sprechen von Martin Merz (1950-1983), dem fünf Jahre jüngeren Bruder des Dichters. Eine innige, geheimnisvolle Beziehung, vielfältig wirksam auch über den Tod des Jüngeren hinaus, verband die beiden Brüder, die in Menziken im aargauischen Wynental aufwuchsen. Martin lernte trotz seiner schweren Beeinträchtigung lesen und schreiben (nicht aber gehen und rechnen) und verfasste schon als Halbwüchsiger selbst Gedichte. Immer wieder ist Klaus Merz auf Martin (der im Roman «Sonne» heisst) zurückgekommen, immer wieder hat er sich für dessen schmales Werk eingesetzt: als gälte es, eine späte Dankesschuld abzutragen und Zeugnis abzulegen von einem so erschütternden wie beglückenden gemeinsamen Leben.

 

Bild: Klaus und Martin Merz, Aigues-Mortes 1971. Foto: Selma Merz. Schweizerisches Literaturarchiv, Nachlass Martin Merz. Bildgrafik: Rahel Arnold.

Die Ausstellung „Merz Welt“ ist von 13. September bis 29. November 2025 in der
Galerie Litar Zürich zu sehen.

Kuratiert von Christa Baumberger, mit Beiträgen von Mariann Bühler, Sascha Garzetti, Marion Graf, Susanne Schmetkamp.

Im Abstand von zwanzig Jahren hat er das Werk des Bruders zweimal herausgegeben; zuletzt 2003 unter dem Titel «Zwischenland», im Innsbrucker Haymon Verlag, der auch sein eigenes Œuvre betreut. Die Texte von Martin Merz bewegen sich vom Engen ins Weite. Sie sprechen aus dem Inneren einer Familie, auf die sich früh schon Kummer legte. Wir sind darüber unterrichtet:

Ein erstes Kind – der schlafende «Jakob» im Buch – wurde tot geboren, den Vater begannen epileptische Anfälle heimzusuchen, und dann kam auch noch der jüngste Sohn mit einer schweren neurologischen Erkrankung zur Welt. «Hydrozephalus» hiess der Terminus technicus für das Unglück. Aus Spitalaufenthalten, Operationen, Privatunterricht, Fortbewegung im Rollstuhl bestand fortan der Alltag. Lektüre wurde wichtig, auch das Radio: Hörspiele, Lesungen, Schlager. Die Schallplatten mit Märchen konnte der Bub alle auswendig. Als etwa Zehnjähriger kam er in die Heilpädagogische Sonderschule Reinach. Das Leben zu Hause entfaltete seine eigene Dynamik: Indem die Familie sich um das Sorgenkind kümmerte, wuchs sie zusammen – wobei das Leben im Magnetfeld des Bedürftigen nicht einfach war und der Bruder sich auch an Zustände ohnmächtiger Wut erinnert. Ein befreundeter Velomechaniker konstruierte ein Dreirad, auf dem Martin, den seine Füsse nicht trugen, sich fortbewegen konnte, eingeschirrt in ein «Gestältli» und in Obhut einer Begleitperson. Im 20. Kapitel von «Jakob schläft» verunfallt er auf diesem Gefährt.

Manfred Papst, geboren 1956 in Davos, studierte Sinologie, Germanistik und Kunstgeschichte in Zürich. Von 1989 bis 2001 war er Programmleiter des NZZ-Buchverlags, seit 2002 ist er Ressortleiter Kultur der NZZ am Sonntag. Er hat zahlreiche Publikationen zu Literatur und Musik verfasst.

Der vorliegende Text erscheint mit freundlicher Genehmigung von Litar im Haymon Magazin.

Zum Dichter wurde Martin, als der bewunderte grosse Bruder in die Rekrutenschule einrückte. «Ich kann jetzt lange keine Gedichte schreiben, du musst es für mich tun», soll er zum Jüngeren gesagt haben. Klaus Merz selbst hatte auf Anregung der Dichterin Erika Burkarts, der er ein Leben lang verbunden bleiben sollte, schon im Gymnasium Verse verfasst.

Martin nahm den Auftrag des Bruders ernst. Er schrieb nicht kontinuierlich, sondern in heftigen Schüben. Seine Gedichte tippte er mit zwei Fingern in eine Schreibmaschine, ohne später je noch ein Wort zu ändern. Auch wohlmeinende Ratschläge erreichten ihn nicht. Dennoch wuchern seine Texte nicht nach Adolf Wölflis Manier. Sie haben durchaus etwas von jener Lakonie, Präzision und verhaltenen Trauer, für die sein Bruder berühmt ist.

 

Sie alle kennen die weitere Geschichte: Klaus wurde Lehrer, Schriftsteller, Familienvater, liess sich in Unterkulm nieder. Die ersten Gedichtbände der Brüder waren fast gleichzeitig erschienen: Klaus’ «Mit gesammelter Blindheit» 1967 im Tschudy Verlag, Martins «Gedichte eines Kindes» nur ein Jahr später bei Fretz & Wasmuth. 1971 reiste Martin mit Klaus und dessen junger Frau Selma nach Südfrankreich, in einem Renault 4. Bei Aigues-Mortes, ging er, gestützt vom Bruder, einige Schritte im Meer. Da sind wir wieder beim eingangs erwähnten Bild. In den folgenden Jahren verschlimmerte sich Martins Leiden, doch lebte er länger, als die Ärzte erwartet hatten. Nach dem Tod der Mutter (1980) stand er unter der Obhut des Vaters; im Frühjahr 1982 kam er ins «Lindenfeld» Suhr. 1983 schloss sich sein Lebenskreis.

 

Die eminente Literaturkritikerin Elsbeth Pulver hat notiert, dass es den Dichter Martin Merz ohne seinen älteren Bruder nicht gäbe; in gewissem Sinn lässt der Satz sich auch umkehren. Jedenfalls trifft er in zweifachem Sinn zu: Klaus Merz hat das Werk des Bruders angeregt, und er hat es für die Nachwelt gerettet. Beides hat er nicht gönnerhaft getan. Indem er in die Seele des leidenden Geschöpfs blickte, sah er in einen Abgrund, der auch sein eigener war – und aus dem die Kunst entsteht. Deshalb sind seine Darstellungen des Bruders, die mit der einzigen Ausnahme des kurzen Textes «Hochzeit» (1978) alle erst nach Martins Tod entstanden sind, bei aller Drastik nicht ohne Zärtlichkeit und Humor, auch nicht ohne Selbstironie. Die Erzählung «Report», (in «Tremolo Trümmer», 1988), die Martin gewidmet ist und ausgiebig aus seinen Gedichten zitiert, ist ein Beispiel hierfür. Sie erinnern sich vielleicht: Ein umtriebiger Journalist macht eine windschnittige Reportage über Schlachthäuser und trifft dabei auf einen Arbeiter, der ihm mit unbeholfener Wortgewalt von seinem behinderten Bruder erzählt. Wie Klaus Merz hier seinen Bruder würdigt, während er sich selbst in zwei gegenläufigen Gestalten spiegelt, das zeugt von narrativer Meisterschaft auf engstem Raum.

Zahlreiche Wegbegleiter haben die Fertigstellung der Werkausgabe zum Anlass genommen, um ihre persönlichen Merz-Lektüren festzuhalten. Die der Werkausgabe beiliegende Broschüre „Klaus Merz lesen“ ist hier auch als PDF-Download zugänglich.

 

 

Klaus Merz gehört zu jenen Schriftstellern, die stets am gleichen Lebensbuch schreiben. Sein Werk ähnelt einem Teppich. Es fällt schwer zu sagen, welcher Teil zuerst gewoben wurde. Melancholie und Anmut, Lakonie und verhaltener Humor, der ureigene Kammerton – alles ist von Anfang an da.

Kein unpassender Faden im komplexen Gewirke stört die Textur. Das gilt für das Oeuvre als Ganzes, auch und besonders für die Bildessays, die für meine Begriffe vom gleichen hohen Rang sind wie die Lyrik und die erzählende Prosa dieses Autors, der wie ein erratischer Block in der Schweizer Literaturlandschaft steht.

Schon im frühen Text «Latentes Material» ist alles angelegt, was später auseinandergefaltet, variiert und weiterentwickelt wird. Immer wieder geht es um das absichtslose Sehen als sinnstiftende Kraft, um die Erlösung der bedrängten Seele im Bildwerk, das ewig stillsteht und doch über sich hinausweist, um die Brüderlichkeit unter den Dingen und um die Geborgenheit des an die Welt verlorenen Menschen in Gott. Wie Klaus Merz immer wieder auf dieses Grundthema zurückkommt, es erweitert, vertieft, zum Kaleidoskop perspektivisch verschobener Sehweisen auffächert, ist meisterhaft. Die Fähigkeit, seine so wache wie innige Wahrnehmung und Erinnerung immer wieder in dunkel leuchtende Sprachbilder zu bannen, erweist ihn als grossen Autor. Die Schweizer Gegenwartsliteratur hat er mit erzählender Prosa von konstanter Qualität bereichert. Zu Recht hat Peter von Matt «Jakob schläft» mit dem «Grünen Heinrich» verglichen: Weil das Buch ungeachtet seines geringen Umfangs genau so viel durchlittenes, bestandenes und gestaltetes Leben enthält wie das grosse Schmerzensbuch des Zürcher Staatsschreibers.

Klaus Merz meldet sich auch immer wieder als Lyriker von Rang zu Wort. Wir erleben es seit Jahrzehnten – dankbar und stets auf neue überrascht. Seit jeher ist er ein Meister des präzisen Aperçus, der Verknappung und der Andeutung. Einer, der die Farbe, den Klang, das spezifische Gewicht jedes Wortes sorgsam betrachtet, bevor er es setzt. Das braucht Zeit, Geduld, auch Strenge gegen sich selbst. Deshalb ist das Werk von Klaus Merz vergleichsweise schmal – obgleich die von Markus Bundi betreute Werkausgabe bereits auf sieben stattliche Bände sowie einen Materialienband angewachsen ist und ein abschliessender neunter Band demnächst erscheinen soll.

Klaus Merz versteht es, tiefgründig zu schreiben, ohne schwer verständlich zu sein.

Ähnlich wie bei Günter Eich lässt sich in seinen Gedichten ein Prozess fortwährender Klärung beobachten. Sie werden immer lakonischer und kürzer – manche von ihnen umfassen nur drei oder vier Zeilen –, dabei aber keineswegs kryptischer, hermetischer, abweisender, sondern immer durchsichtiger und leichter. Die Sehnsucht nach Leichtigkeit auf dem dunklen Grund des Lebens begegnet uns denn auch explizit: «Der Schwermut sich beugen / und leicht werden dabei», lesen wir in «Die Brünner Mädchen», «Zukunft bleibt flüchtig / nur die Toten sind nah. / Und die Gegenwart / verliert ihr Gewicht», heisst es in «Zurüsterin Nacht». An anderer Stelle im Band «Aus dem Staub» (2010), aus dem ich diese Verse zitiere, ist von Tagen die Rede, die leichter sind als Luft, und von Gott, der Luft für uns ist und den wir einatmen.

 

Dass Klaus Merz die Reduktion immer weitertreibt, heisst nun allerdings nicht, dass seine Texte spröd und fahl würden. Im Gegenteil. Es verblüfft, wie mit wenigen Worten hier reiche Welten erschaffen werden und Epiphanien des Alltags vor unseren Augen erstehen. Rainer Maria Rilke hat es pathetischer formuliert, doch im Kern geht Klaus Merz mit ihm einig: Wer sich für ein Leben als Dichter entscheidet, wählt eine Existenzform, nicht nur eine Tätigkeit, die man manchmal ausübt und manchmal nicht. Der Vierzeiler «Biografie», den man als Selbstbildnis, zugleich aber auch als versteckte Hommage an Gerhard Meier lesen kann, hält den Tatbestand mit feinem Humor fest:

«Im Lauf der Zeit selber
zum Bleistift geworden
der auch ein Bleistift bleibt
wenn er nicht schreibt.»

Von Abschied, Tod, Vergänglichkeit ist bei Klaus Merz viel die Rede, aber auch immer wieder von der Schönheit der Welt in ihrer steten Gefährdung. Er wagt – ohne Tremolo, dafür mit zärtlicher Akribie – etwas, das seit Jahrtausenden die Aufgabe der Dichter ist, auch wenn wir das grosse Wort mittlerweile scheuen: Er feiert das Dasein.


© Foto: David Zehnder

Klaus Merz, geboren 1945 in Aarau, lebt in Unterkulm/Schweiz. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Hermann-Hesse-Literaturpreis 1997, Gottfried-Keller-Preis 2004, Aargauer Kulturpreis 2005, Werkpreis der schweizerischen Schillerstiftung 2005, Basler Lyrikpreis und Friedrich-Hölderlin-Preis (beide 2012), Rainer-Malkowski-Preis (2016) sowie zuletzt Christine-Lavant-Preis (2018) und Schweizer Grand Prix Literatur (2024). Bei Haymon: Am Fuß des KamelsGeschichten & Zwischengeschichten (1994, bei HAYMONtb 2010), Kurze DurchsageGedichte & Prosa (1995), Jakob schläftEigentlich ein Roman (1997, 6. Auflage, HAYMONtb 2013), Kommen Sie mit mir ans Meer, FräuleinRoman (1998), GarnProsa & Gedichte (2000), Adams KostümDrei Erzählungen (2001), Das Turnier der BleistiftritterAchtzehn Begegnungen (2003), Löwen LöwenVenezianische Spiegelungen (2004), LOSErzählung (2005, HAYMONtb 2012), Priskas MiniaturenErzählungen 1978–1988 (2005), Der gestillte BlickSehstücke (2007), Der ArgentinierNovelle (2009, HAYMONTB 2016), Aus dem StaubGedichte (2010), Unerwarteter VerlaufGedichte (2013), Helios TransportGedichte (2016), zusammen mit Nora Gomringer, Marco Gosse, Annette Hagemann und Ulrich Koch Flüsterndes LichtEin Kettengedicht (2017) und der Prosa- und Lyrikband firma. Seit Herbst 2011 erscheint bei Haymon die Werkausgabe Klaus Merz in mehreren Bänden. 2020 ist mit der Erzählung Im Schläfengebiet ein Sonderdruck in bibliophilem Gewand und mit einem Begleitwort von Beatrice von Matt erschienen. 2023 erweiterte er seine Publikationen um Noch Licht im Haus. Gedichte & Kurze Geschichten.

Drei Fragen an Klaus Merz

Zum 80. Geburtstag von Klaus Merz erscheint die vollständige neunteilige Werkausgabe, herausgegeben von Markus Bundi – ein literarisches Ereignis, das das eindrucksvolle Lebenswerk eines der bedeutendsten Schriftsteller der Schweizer Gegenwartsliteratur würdigt. Im Kurzinterview gibt Merz Einblick in seine aktuelle Lektüre, erzählt von seiner frühen Begegnung mit Literatur und erklärt, was für ihn ein gutes Gedicht ausmacht.

Der Haymon Verlag vollendet mit dem letzten Band ein Gesamtwerk, das in seiner stillen Kraft, poetischen Präzision und Tiefe einzigartig ist.

Zahlreiche Wegbegleiter haben die Fertigstellung der Werkausgabe zum Anlass genommen, um ihre persönlichen Merz-Lektüren festzuhalten. Die der Werkausgabe beiliegende Broschüre „Klaus Merz lesen“ ist hier auch als PDF-Download zugänglich.

 

Wie kam die Literatur in dein Leben?

Ich habe im Lehrseminar mit 15, 16 einen ganz tollen Deutschlehrer gehabt. Und der hat uns moderne Literatur zuerst unterlegt, nicht die Klassiker. Und auch natürlich Gedichte, aber auch Prosa, nach dem Krieg, 15 Jahre nach dem Krieg. Und da habe ich eigentlich gemerkt, dass für mich Literatur, dann auch selber schreiben, eine Möglichkeit ist, die Fremdheit zwischen mir und der Welt irgendwie etwas sagbarer zu machen. Also, es ist ja so, wenn ich deinen Namen weiß, dann bist du mir auch weniger fremd. Schreiben heißt im Grunde genommen, „benamsen“ würden wir Schweizer sagen, Namen geben. Sich der Befremdlichkeit, die ja im Grunde genommen immer auch etwas Furchterregendes ist, zu stellen, damit man die Furcht vor der Welt, die Furcht voreinander, abbauen kann. Ich glaube, das ist etwas Wichtiges gewesen.

Welches Leseerlebnis hat dich zuletzt so richtig überrascht?

Also, ich stecke seit Wochen eigentlich in einem Buch von Claire Keegan. Das sind die gesammelten Erzählungen von ihr, „Liebe im hohen Gras” heißt diese Sammlung. Das sind ganz dichte, unheimlich luzide und sinnliche Geschichten. Sie ist eine großartige Erzählerin, kompakt, dicht und sie schneidet mir immer wieder den Atem ab.

Schreiben, wie man eine Trockenmauer baut: Stein um Stein ohne Füllmaterial. Wie macht man das?

Ja, also das Entscheidende ist bei der Trockenmauer, dass der Pfludi, der Zement, weggelassen wird, dass die Mauer in sich ruhen muss und auch luftdurchlässig bleibt eigentlich. Und so soll auch ein Gedicht atmen können, finde ich. Und es soll reduziert sein auf das nötigste Material. Wenig genug, das zeichnet eigentlich, finde ich, ein Gedicht aus.


© Foto: David Zehnder

Klaus Merz, geboren 1945 in Aarau, lebt in Unterkulm/Schweiz. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Hermann-Hesse-Literaturpreis 1997, Gottfried-Keller-Preis 2004, Aargauer Kulturpreis 2005, Werkpreis der schweizerischen Schillerstiftung 2005, Basler Lyrikpreis und Friedrich-Hölderlin-Preis (beide 2012), Rainer-Malkowski-Preis (2016) sowie zuletzt Christine-Lavant-Preis (2018) und Schweizer Grand Prix Literatur (2024). Bei Haymon: Am Fuß des KamelsGeschichten & Zwischengeschichten (1994, bei HAYMONtb 2010), Kurze DurchsageGedichte & Prosa (1995), Jakob schläftEigentlich ein Roman (1997, 6. Auflage, HAYMONtb 2013), Kommen Sie mit mir ans Meer, FräuleinRoman (1998), GarnProsa & Gedichte (2000), Adams KostümDrei Erzählungen (2001), Das Turnier der BleistiftritterAchtzehn Begegnungen (2003), Löwen LöwenVenezianische Spiegelungen (2004), LOSErzählung (2005, HAYMONtb 2012), Priskas MiniaturenErzählungen 1978–1988 (2005), Der gestillte BlickSehstücke (2007), Der ArgentinierNovelle (2009, HAYMONTB 2016), Aus dem StaubGedichte (2010), Unerwarteter VerlaufGedichte (2013), Helios TransportGedichte (2016), zusammen mit Nora Gomringer, Marco Gosse, Annette Hagemann und Ulrich Koch Flüsterndes LichtEin Kettengedicht (2017) und der Prosa- und Lyrikband firma. Seit Herbst 2011 erscheint bei Haymon die Werkausgabe Klaus Merz in mehreren Bänden. 2020 ist mit der Erzählung Im Schläfengebiet ein Sonderdruck in bibliophilem Gewand und mit einem Begleitwort von Beatrice von Matt erschienen. 2023 erweiterte er seine Publikationen um Noch Licht im Haus. Gedichte & Kurze Geschichten.

„Frauen müssen alles genauso lernen wie Männer, die sich durch Dummstellen allzu oft aus der Affäre ziehen.“ – ein Interview mit Nicole Makarewicz

Dieser Krimi geht weit über die Aufklärung eines Todesfalls hinaus. Der Tatort? Der Elternverein – jener Mikrokosmos, in dem Kuchenlisten, endlose Sitzungen und unterschwellige Machtspiele aufeinandertreffen. Hier prallen Doppelstandards und Erwartungen an Mütter mit voller Wucht auf den ganz normalen Wahnsinn zwischen Schule und Familie.

In „Engagier dich oder stirb!“ verbindet Nicole Makarewicz bissigen Humor mit Gesellschaftskritik – und räumt dabei genüsslich mit verstaubten Mama-Klischees auf. Wir sprechen mit der Autorin über Survival-Tipps für den Elternverein, den Wert von Care-Arbeit und darüber, welche Farben ihre Synästhesie ihrem neuen Krimi verliehen hat.

In deinem neuen Krimi „Engagier dich oder stirb!“ geht es – neben einem mysteriösen Todesfall und dessen Aufklärung – auch um den ganz normalen Alltagswahnsinn zwischen Kindererziehung und Elternverein. Was hat dich dazu inspiriert, einen Krimi aus der letzten Bank des Elternvereins zu schreiben?

Meine eigenen Erfahrungen im Elternverein und bei Klassenelternabenden gaben den Anstoß. Teilweise war es wahnwitzig mühsam, zu einem Konsens zu kommen, und auch völlig irrelevante Details bargen das Potenzial zur Eskalation. Ich bewundere alle Lehrkräfte, die sich diese Arbeit antun, denn manche Eltern sind einfach nur präpotent und unangenehm. Aus der Distanz hat dieses Verhalten allerdings auch komödiantische Aspekte, die ich in meinem Krimi aufgegriffen und ein bisschen überspitzt dargestellt habe.

 

Der Teaser für dein Buch lautet „Wenn die Pflicht, fürs Buffet zu backen, das kleinste Übel ist … und du für etwas Ernsteres ein Alibi brauchst, als dafür, immer nur Fertigkuchen abzuliefern.“ Über das große Übel und das dazugehörige Alibi wollen wir an dieser Stelle nicht zu viel verraten, aber: Was sind – abgesehen vom Fertigkuchen für das Buffet – deine Survival-Tipps für den Elternverein und die Schulzeit als Elternteil?

Wer keine Zeit und Energie dafür hat, sollte sich nicht zu einem Amt überreden lassen. Dann wird die Sache nämlich zur Quälerei. Wer sich einbringen möchte und womöglich auch noch gute Ideen hat, sollte sich hingegen unbedingt engagieren. Die Elternvereine ermöglichen an vielen Schulen Projekte, die ansonsten aufgrund von Personal- und/oder Geldmangel nicht umsetzbar wären. Vor allem aber gilt: Eine hohe Frustrationstoleranz, ein gewisses Organisationstalent und Begeisterungsfähigkeit sind gute Voraussetzungen für den Elternvereinsbetrieb.

Mein ganz persönlicher Survival-Tipp, um sich vor der Wahl zum/zur Klassenelternsprecher*in zu drücken: Meiner Erfahrung nach ist, wer sich als Schriftführer*in meldet, automatisch aus dem Rennen.

Deine Protagonistin Finja ist Mutter von Drillingsmädchen und nicht unbedingt das, was einige andere Mütter, die mit ihr im Elternverein sind, als „Vorzeigemutter“ bezeichnen würden. Woher kam die Idee für so eine wunderbar unangepasste Protagonistin?

Meine Figuren entwickeln alle rasch ein Eigenleben, und bei Finja war mir sofort klar, dass sie nach ihren eigenen Regeln spielt. Was ich an ihr besonders mag, ist, dass sie zu ihren Fehlern und Schwächen steht. Sie ist authentisch, ein bisschen chaotisch, loyal und liebevoll. Außerdem weiß sie, dass sie nicht perfekt ist, aber, ganz ehrlich, wer ist das schon?

 

Dein Buch räumt gnadenlos mit Mama-Klischees und gesellschaftlichen Erwartungen auf. Warum ist dir das Thema so wichtig – und was muss sich deiner Meinung nach dringend ändern?

So gut wie alles! Niemand wird als Mutter geboren, hat eine Bedienungsanleitung für Kinder, Waschmaschine und Altenpflege implantiert. Frauen müssen das alles genauso lernen wie Männer, die sich durch Dummstellen allzu oft aus der Affäre ziehen.

Kinder sind keine Frauensache. Dass Väter zu Helden stilisiert werden, wenn sie ihren Nachwuchs in den Kindergarten bringen, Mütter aber verteufelt, wenn ihr Kind im Supermarkt einen Trotzanfall hat, ist nur eines von vielen Beispielen für die unfairen Doppelstandards, mit denen Mütter zu kämpfen haben.

Gesamtgesellschaftlich muss Care-Arbeit eine sehr viel größere Wertschätzung entgegengebracht werden. Das fängt bei einer besseren Entlohnung im Bildungs- und Pflegebereich an, reicht über eine verkürzte Arbeitszeit für alle bis zur gerechten Aufteilung von Hausarbeit und Kindererziehung in Beziehungen. Dass Alleinerziehende regelrecht dafür bestraft werden, die doppelte Bürde zu stemmen, empfinde ich als besonders niederträchtig.

 

Die Protagonistin Finja ist auch Autorin, das Eintauchen in ihre erotischen Geschichten fällt ihr bei all dem Trubel aber nicht immer leicht. Wie sieht die Schreibpraxis der Krimiautorin Nicole Makarewicz aus?

Schreiben ist Arbeit. Es ist anstrengend, mitunter mühsam, aber auch unglaublich befriedigend. Es ist oft schwer, die nötige Disziplin aufzubringen, sich hinzusetzen und anzufangen; der Alltag und natürlich auch der Job pfuschen nur allzu bereitwillig dazwischen. Inzwischen sind meine Töchter 19 und 17 Jahre alt, das macht es leichter. Als sie jünger waren, hatte ich viel mehr für sie und mit ihnen zu erledigen – von Schulbelangen bis zu Besuchen bei diversen Ärzt*innen über die ganz alltägliche Organisations- und Versorgungsarbeit, die zeit- und kräfteraubend ist. Meistens habe ich also in der Nacht geschrieben und das hat sich bisher (noch) nicht wirklich geändert.

 

Auf deiner Website ist zu lesen, dass du Synästhetikerin bist und Zahlen, Buchstaben und Worte für dich Farben haben. Wie beeinflusst das deinen Schreibprozess? Und welche Farbe hat dein neues Buch überwiegend?

Durch die Synästhesie erlebe ich Zahlen und Buchstaben in mehreren, sich überlagernden Ebenen. Ich weiß immer, in welcher Farbe ein Wort tatsächlich geschrieben ist, zusätzlich sehe ich die einzelnen Buchstaben in „ihrer“ Farbe. Daraus ergibt sich, dass manche Worte, Namen und Zahlen sich sympathischer anfühlen als andere, freundlicher, weicher oder fröhlicher. „Engagier dich oder stirb!“ ist ein sehr buntes Buch geworden, was das Cover perfekt widerspiegelt.

 

Du bist nicht nur Schriftstellerin, sondern auch Journalistin. Beeinflusst der Journalismus dein literarisches Schreiben? Oder ist es eher umgekehrt?

Das hält sich die Waage. Ich habe seit jeher viel geschrieben, außerdem gehe ich den Dingen gerne auf den Grund. Der Journalismus war demnach eine logische Wahl. Mit knapp 18 Jahren habe ich erste Artikel veröffentlicht und seither bin ich dem journalistischen Schreiben treu geblieben. Erst Jahre später habe ich mich ans literarische Schreiben gewagt, obwohl ich immer schon am liebsten Geschichten erzählt habe – etwa in Form von Reportagen. Dass ich mich in meine Themen akribisch einarbeite, kommt vom Journalismus. Insofern funktioniert die Beeinflussung wechselseitig.

 

Werden wir Finja noch mal (freiwillig oder unfreiwillig) ermitteln sehen? Oder einen anderen deiner starken Charaktere in einem Spin-off?

Auf jeden Fall! Derzeit schreibe ich an Band zwei, in dem – so viel sei bereits verraten – ein Kunstwerk Henriettes gestohlen wird und Gerti auf mysteriöse Weise verschwindet. Außerdem haben die Drillinge dann den Schulwechsel hinter sich und besuchen drei verschiedene erste Klassen an zwei Schulen. Finja bekommt also einiges zu tun. Auch ein Spin-off mit Henriette kann ich mir sehr gut vorstellen, vielleicht erzähle ich irgendwann einmal ihre Vorgeschichte.


Lust auf mehr?

Wem viel zu lange Diskussionen auf viel zu kleinen Stühlen bekannt vorkommen, hat mit diesem Krimi eine helle Freude … und ein moralisch vertretbares Ventil, um den dabei entstandenen Mordgelüsten Luft zu machen. Nicole Makarewicz, selbst Mutter, hat mit diesem Buch einen grandiosen Reihenauftakt geschaffen. Sie spricht nicht nur Eltern an, die mit ihren Mit-Eltern noch eine Rechnung offen haben, sondern alle modernen selbstbestimmten Frauen und Mütter, die zwar nicht immer Kurs, aber den Kopf über Wasser halten.

Online erhältlich und überall, wo es Bücher gibt.

„Trotzdem steckt in allen Figuren etwas, das ich liebe – weil ich glaube, man kann nur über Menschen schreiben, wenn man auch etwas an ihnen liebt.“ – ein Interview mit Julia Pustet

Stehenbleiben, wenn die Welt rast. Sich angekommen fühlen, aber eigentlich auch nicht. Klarkommen mit der unfassbaren Gleichzeitigkeit der Gefühle, der Wahrheiten.

Mit Spannungen wie diesen spielt Julia Pustet in ihrem Debütroman „Alles ganz schlimm“. Erzählt wird die Geschichte von Susanne, Anfang 30, die scheinbar alles im Griff hat, bis ein alter Text aus ihrer Vergangenheit gestohlen und veröffentlicht wird. Auf einmal ist nichts mehr privat, alles wird öffentlich verhandelt: Freundschaften, Beziehungen, alte Wunden. Shitstorms, Intrigen und Gerüchte bringen ihr Leben ins Wanken.

„Alles ganz schlimm“ verbindet Drama über Verlust und Verrat mit scharfem Humor und tiefen Einblicken in Beziehungen. Mal laut, mal leise, immer pulsierend: ein kompromissloses Debüt, das die Brüche unserer Zeit sichtbar macht und doch voller Zärtlichkeit für seine Figuren bleibt. Im Interview spricht Julia Pustet über das Finden einer eigenen Stimme, Figuren, die man nur schreiben kann, wenn man sie liebt – und warum Deutsche in Italien manchmal besonders eigenartig sind.

Wie würdest du „Alles ganz schlimm“ in deinen eigenen Worten beschreiben?

Das ist tatsächlich eine schwierige Frage, die mir auch oft gestellt wird. Ich versuche es mal auf der Plot-Ebene: „Alles ganz schlimm“ ist ein Buch über eine Frau Mitte 30, die als Sounddesignerin arbeitet, eigentlich aber klassische Musikerin ist und am Konservatorium studiert hat. Sie lebt so vor sich hin, hat Affären, Beziehungen, Freundschaften – aber irgendwie ist immer der Wurm drin. Irgendetwas funktioniert nie so richtig, die Konflikte ähneln sich und alles bleibt ein bisschen an der Oberfläche.
Bis ihr eines Tages ein Text gestohlen wird. Den hat sie nur für sich selbst geschrieben, er war nie für die Öffentlichkeit gedacht. Doch plötzlich taucht er dort auf und richtet einiges an. Und damit beginnt für sie eine Auseinandersetzung mit dem, was ihr von außen widerfährt – und dadurch auch eine Auseinandersetzung mit sich selbst. Am Ende geht es darum, wie sie wieder in ihre Beziehungen findet. Es ist ein Buch über das „sich in Beziehung setzen“, über Freundschaften und Solidarität. Und da spielt eine alte Freundin eine wichtige Rolle, in deren Beziehung zur Hauptfigur ganz viel passiert – das habe ich mir sehr genau angeschaut.

Es heißt, ein Buch zu schreiben ist ein Prozess: Wie sah der Prozess bei dir aus, hattest du ein Schreibritual?

Meine Schreibrituale im engeren Sinne – also wann ich geschrieben habe, was ich dabei gegessen habe oder welchen Ausblick ich hatte – sind vielleicht gar nicht so spannend. Geschrieben habe ich da, wo ich auch gearbeitet habe: an meinem Schreibtisch. Viel interessanter war für mich der Prozess, meine eigene Stimme zu finden. Ich musste lernen, meinem Unbewussten und meiner Intuition zu vertrauen. Am Anfang habe ich mich ständig gefragt: Warum habe ich diese Figur entwickelt? Was will ich damit sagen? Warum verlege ich die Handlung an diesen Ort? Irgendwann habe ich gemerkt: Ich kann dem trauen. Es hat seinen Grund, warum diese Figur genau in dieser Konstellation existiert, und ich muss diesen Grund nicht immer verstehen. Dieses Loslassen, bei gleichzeitig analytischem Arbeiten am Text, war für mich der eigentliche Prozess. Dazu gehörte auch, viel von anderen zu lesen – Texte, die ich großartig finde, die mich schon seit meiner Jugend begleiten – und zu verstehen: Was hat das mit mir zu tun und was nicht? Welches Verhältnis habe ich im Schreiben zu den Texten, die mich geprägt haben? Und inwiefern machen sie meine Stimme aus – oder lassen sie eben doch zu einer eigenen werden? Ich glaube, erst als ich an einem Punkt war, an dem ich wirklich selbstbewusst schreiben konnte, hat mein Schreiben richtig angefangen.

 

Welchen Charakter in deinem Buch magst du am liebsten und warum?

Für mich war von Anfang an wichtig, keinen Lieblingscharakter zu haben. Ich habe versucht, alle Figuren mit etwas auszustatten, das liebenswert ist, vielleicht nachvollziehbar, vielleicht identifizierbar. Aber genauso mit Anteilen, die unbegreiflich sind, die abstoßen können, die vielleicht sogar ein bisschen eklig sind. Ich wollte keine reinen Täter- und keine reinen Opferfiguren, keine Figuren, die man nur liebt, und auch keine, die man kollektiv hassen kann. Es gibt allerdings eine Figur, die mir besonders viel bedeutet: die beste Freundin der Hauptfigur. Zu ihr habe ich im Schreiben fast so etwas wie ein Verliebtheits-Verhältnis entwickelt. Ich habe sie mit immer größerer Zärtlichkeit geschrieben, bin aber auch in produktive Konflikte mit ihr gegangen. Trotzdem steckt in allen Figuren etwas, das ich liebe – weil ich glaube, man kann nur über Menschen schreiben, wenn man auch etwas an ihnen liebt.

 

Was war der schönste Moment auf dem Weg zu deinem Buch?

Es gab sehr viele schöne Momente. Manche kann ich mir im Nachhinein gar nicht erklären – manchmal schaue ich ins Buch und frage mich: Wie bin ich auf diese Verknüpfung gekommen? Aber gerade das waren die Momente des Glücks: wenn ich gemerkt habe, das, was ich tue, funktioniert – ohne, dass ich sagen könnte, warum. Ein sehr schöner Moment war natürlich auch der, als klar war: Das Buch wird veröffentlicht. Und ein weiterer, als das Cover stand. Ich habe es gesehen und sofort gedacht: Ja, das ist es.

 

Dein Buch beschreibt verschiedenste Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen/-realitäten. Wie war es für dich, diese zu beschreiben bzw. zu verweben?

Das Verweben dieser unterschiedlichen Lebensrealitäten war eigentlich das zentrale Moment des Schreibens – und es ist auch das zentrale Moment in der Entwicklung der Hauptfigur. Sie tritt nämlich auf ganz viele Arten in Beziehung: in Dialogen mit unterschiedlichen Menschen, in Briefen, in inneren Monologen, durch die Erzählerstimme, durch Statements. All diese verschiedenen Arten des Sprechens fließen in die Figur ein und bilden ihre Konflikte ab. Deswegen kann ich gar nicht sagen, wie es war, das alles zu verweben. Denn ohne dieses Ineinanderfließen gäbe es das Buch schlicht nicht.

 

Italien it is. Warum?

Ein Teil meines Buches spielt in Italien – und ich habe auch Teile dort geschrieben. Aber eigentlich interessierte mich weniger Italien selbst, sondern vielmehr das Italien-Bild der Deutschen. Denn Deutsche sind überzeugt, Italien besser zu verstehen als alle anderen – vielleicht sogar besser als die Italiener selbst. Sie sprechen italienische Wörter überbetont aus, wissen immer ganz genau, wie man italienische Gerichte „wirklich“ kocht, und behaupten gern, sie könnten ein bisschen Italienisch – meistens stimmt das aber nicht. Diesen Blick habe ich in meine Figur einfließen lassen, mit einem großen Schuss Selbstironie. Denn ich schreibe als Deutsche in Italien über das Verhältnis der Deutschen zu Italien. Und noch dazu im Nachbardorf des Dorfs, in dem Gerhard Polt gelebt hat – und niemand versteht dieses Verhältnis besser als er.

 


Lust auf mehr?

„Alles ganz schlimm“ ist Drama, Schmerz, Humor und ein tiefer Blick in die Dynamiken und Zerwürfnisse unserer Zeit. Mitreißend und pointiert liefert Julia Pustet die Geschichte einer Frau, die sich mit der ganzen Welt konfrontiert – um am Ende nur wieder bei sich selbst anzukommen. Sie dehnt darin, manchmal sachte, manchmal unsanft, die Grenzen der Diskurse und Beziehungen, die wir führen, aus. Der Roman erzählt von Feminismus, Politisierung und Privilegien, von tiefgehenden Freundschaften und aufschürfenden Familienkonstellationen – ein kompromissloses Debüt zwischen Härte und Leichtigkeit!

Online erhältlich und überall, wo es Bücher gibt.

„Die Welt mit Hundeaugen zu sehen, eröffnet eine ganz eigene Perspektive“ – ein Interview mit Bernhard Aichner

Wie entsteht eigentlich ein Buch aus der Perspektive eines Hundes? Was inspiriert einen Autor dazu, den Alltag aus der tierischen Sicht zu erzählen? Wie unterscheidet sich ein Hundekrimi von einem Menschenkrimi?

In unserem exklusiven Interview gewährt der Autor Bernhard Aichner Einblicke in den Entstehungsprozess des Buches, erzählt von seinem ungewöhnlichen Ermittler und dessen realer Inspiration und verrät, warum Humor und Herz in seinem Krimi Hand in Hand gehen. 

In „Man sieht nur mit der Schnauze gut“ lesen wir von Aspros Ermittlungen aus seiner Sicht. Wie war es für dich, komplett in die Perspektive eines Hundes zu schlüpfen?

Als Autor bin ich es gewohnt, in verschiedene Rollen zu schlüpfen – aber einen Hund als Ich-Erzähler zu erschaffen, war sogar für mich eine ganz neue und spannende Erfahrung. Die Welt mit Hundeaugen zu sehen, eröffnet eine ganz eigene Perspektive: Menschen wirken oft merkwürdig, sie haben andere Probleme, und vieles nimmt man nicht so ernst wie wir Menschen das sonst tun. Beim Schreiben hatte ich große Freude daran, mit Augenzwinkern und einer Prise Humor Aspros Beobachtungen einzufangen – und zu merken, wie heilsam fröhliches Bellen in der Literatur sein kann. Der Wechsel zu einer tierischen Erzählerfigur war überraschend inspirierend und hat meinen Blick auf das Zwischenmenschliche erweitert.

 

Ein tierischer Ermittler, der Verbrechen mit Herz und Schnauze löst – wie kamst du auf die Idee, ausgerechnet einen Hundekrimi zu schreiben? Gab es vielleicht einen Aspro in deinem Leben, der dich inspiriert hat?

Die Inspiration für die Geschichten stammt von unserer portugiesischen Wasserhündin Suki, die acht Jahre lang ein Teil unserer Familie war. Suki war freundlich, voller Lebensfreude, herzlich und hat mit ihrem tiefen, vertrauensvollen Blick ganz viel Liebe ins Haus gebracht – sie war mehr als ein Hund, sie war Familienmitglied. Nach einem tragischen Unfall ist sie leider von uns gegangen, doch ihre Art schwingt im Charakter von Aspro weiter. Ihre Wesenszüge sind in Aspro eingeflossen: diese bedingungslose Gutmütigkeit, das Treuherzige, die Freude an kleinen Dingen.

Wie gestaltete sich dein Schreibprozess bei diesem Buch? Worin unterscheidet sich dieser Prozess von jenem eines „Menschenkrimis“? Gab es besondere Herausforderungen, wenn man statt eines Menschen plötzlich einen Hund ermitteln lässt?

Im Gegensatz zu meinen bisherigen, meist düsteren und oft auch blutigen Thrillern, sind die Aspro-Krimis bewusst leicht und heiter gehalten. Die Fälle, die Aspro löst, sind harmlos und humorvoll; entspanntes Lesevergnügen steht im Vordergrund. Beim Schreiben bleibt die handwerkliche Spannung – die Dramaturgie einer Kurzgeschichte muss ebenso stimmen wie bei einem langen Thrillerroman. Neu war für mich allerdings, dass diesmal der Humor und das Herzliche oft mehr zählen als das große Drama. Das hat mir als Autor ganz neue Räume eröffnet und mir sehr viel Spaß gemacht.

 

Aspro begegnet in ganz alltäglichen Situationen großen und kleinen Ungerechtigkeiten – beim Spaziergang, vor dem Supermarkt oder im Urlaub. Was ist das Reizvolle daran, die Welt aus Aspros Sicht zu erzählen? Und glaubst du, dass wir durch seine Augen vielleicht sogar einen anderen Zugang zu unserer Menschlichkeit finden können?

Ein Hund betrachtet die Welt oft einfacher und direkter. Das Schreiben aus dieser Perspektive war eine erfrischende Pause vom eigenen, manchmal zu kopflastigen Blick. Der Perspektivwechsel lässt einen viele Dinge gelassener sehen; vieles, was aus Menschensicht schwer wiegt, relativiert sich. Das Band zwischen Hund und Mensch, das Mitgefühl für kleine Schwächen, das Staunen über einfache Freuden – alles wirkt tiefer und unkomplizierter mit tierischer Brille.

 

Wie viel Aspro steckt eigentlich in dir – gibt es Eigenschaften, die du mit deinem tierischen Ermittler teilst?

Was mich und Aspro verbindet? Wahrscheinlich teilen wir beide eine tiefe Herzlichkeit, aber während Aspro ein ganz schöner Angeber ist, bleibe ich lieber bescheiden. Seine übertriebene Selbstsicherheit macht ihn liebenswert; sie sorgt für viele amüsante Situationen. Ich kann mit Aspros Detektivleidenschaft und Schnüffeltrieb sehr mitfühlen – nur dass ich beim Schreiben statt mit der Schnauze mit dem Stift auf Spurensuche gehe.

 

Abschließend noch eine kurze Frage: Verabschiedet sich Aspro jetzt in den wohlverdienten Körbchen-Ruhestand oder schnuppert er vielleicht schon an seinem nächsten Fall?

Aspro ist mir wirklich ans Herz gewachsen. Schon beim Schreiben der ersten Geschichten habe ich gespürt, wie friedlich und heilsam diese heitere Energie ist. Ich arbeite bereits an weiteren Fällen – und hoffe, dass dieses Wohlgefühl und der „Aspro-Humor“ auch vielen Leserinnen und Lesern zu einem Lächeln verhelfen wird …

 


Neugierig geworden?

Hundeliebhaber Bernhard Aichner nimmt eine ganz neue Perspektive ein: Durch Aspros Augen blickt er auf eine Welt, in der die Menschen sich oft merkwürdig benehmen und wirklich dringend auf Aspros Spürsinn angewiesen sind.

Online erhältlich und überall, wo es Bücher gibt.

Meet Aspro: Bernhard Aichners neuester Ermittler

Ein Buch von Bernhard Aichner, in dem nicht gemordet wird? Kann das sein? Und wie! Dürfen wir vorstellen? Hier kommt Aspro. Bevor wir dir den neuesten Ermittler aus der Feder von Bernhard Aichner genauer zeigen, mach dir doch erst mal selbst ein Bild von ihm!

Hier findest du exklusiv vorab eine Geschichte aus „Man sieht nur mit der Schnauze gut“. Lies jetzt direkt rein!

 

Popcorn und Doktor Chili

Der sinnloseste Monat überhaupt ist der Februar.

Den braucht aber auch wirklich niemand. Er macht den Winter zu lang und zögert den Frühlingsbeginn ohne wirklichen Grund hinaus. Weg mit dem Februar, sage ich. Das klingt jetzt radikal, weil ja dann auch der Fasching und sonst noch einiges verschwindet, aber das bisschen Fasching bringt man auch ganz leicht im März noch unter.

Versteht mich richtig, ich mag es gern, wenn die eisige Luft mein Fell zerzaust und ich meine kalte Schnauze durch den Schnee schieben kann. Wenn es unter meinen Pfoten knirscht und am Nachmittag die Sonne untergeht. Wenn wir dann zurück ins Haus gehen, die Chefin das Feuer im Ofen anmacht und die Wärme mich wie eine Decke einpackt.

So fantastisch kann der Winter sein, aber fantastisch dauert für mich genau einen Monat zu lang.

Und genau das haben sich wohl auch die siebenundachtzig Schafe gedacht, die heute Morgen aus ihrem Stall ausgebrochen sind. Hätte wohl eine friedliche Anti-Heu-Demo werden sollen, Wir wollen Gras, Gras macht mehr Spaß. Aber zehn der wolligen Tiere haben das Motto nicht verstanden und sich auf den Weg nach Bella Italia gemacht – auf der Südautobahn, wo sonst? Und aus diesem Grund friere ich heute zur Abwechslung auf einem Pannenstreifen.

© Fotowerk Aichner

Bernhard Aichner, gebürtiger Osttiroler, entdeckte früh das Schreiben als Möglichkeit, der Enge des Landlebens etwas entgegenzusetzen. Inspiriert von den Märchen seiner Kindheit entwickelte sich seine Leidenschaft für düstere Geschichten. Bis heute schreibt er seine Bücher von Hand und skizziert jede Szene zunächst auf Papier. So entsteht die emotional mitreißende Nähe zu seinen Figuren.
Bei Haymon erschienen mehrere Romane. Während Aichners Thriller, weltweit über eine Million Mal verkauft, tiefste menschliche Abgründe aufzeigen, begeistert Aichner selbst mit seiner optimistischen und lebensfrohen Art. 

Die Chefin will nicht verstehen, dass sie mich von der Leine lassen muss, wenn ich hier für Ordnung sorgen soll. Sie denkt, wir müssen auf Verstärkung warten. Fakt ist aber, diese schmutzigen kleinen Wolken haben die Autobahn lahmgelegt, und wir stehen hier einfach nur blöd herum.

Aspro, sitz, hat die Chefin befohlen, aber sie musste einsehen, dass ich auf diesem völlig versalzenen Streifen Asphalt fix kein „Sitz!“ machen werde. Da brennt mir der Po, als hätte Doktor Chili persönlich bei mir Fieber gemessen.

Die Menschen in den Autos schieben ihre Hintern hin und her und sehen mit ihren weißen Februargesichtern aus wie kleine Zombies. Hätte sicher praktische Aspekte, wenn die gestressten Leute im Frühverkehr diese Zeit jetzt für Atemyoga nutzen würden, machen sie aber nicht. Genauso wenig wie ich. Diese blökenden Filzknäuel machen mich nämlich fertig. Ihnen muss doch mittlerweile auch klar sein, dass das Projekt Süden gescheitert ist.

Unfassbar ist das alles. Mein Image leidet, weil ich nur herumstehe. Die Schafe traben immer wieder an uns vorbei und mischen sich unter die Lichter der Staufahrzeuge. Was für ein verrückter Anblick. Ein Fahrer steigt aus und rennt brüllend auf die blökenden Tiere zu, um sie von seinem Auto fernzuhalten.

Wie Popcorn springen sie herum und laufen im Kardiogrammstil vor ihm davon. Sanft ziehe ich an der Leine, wieder werde ich zurückgehalten.

Hallo Chefin, ich heiße Aspro und nicht Baldrian. Darf ich jetzt bitte hier endlich für Ordnung sorgen? Ich bin ein Hund, ich kann das.

Ich belle, renne herum, und zack, zack wären die Popcorn wieder in der Tüte. Wobei mir plötzlich klar wird, dass wir gar keine Tüte haben. Und dass genau aus diesem Grund hier nichts weitergeht. Wie deprimierend das ist.

Auch den Schafen schlägt das Ambiente aufs Gemüt, sie werden immer noch dämlicher. Eines kommt nervös auf mich zu und schnuppert an meinem Kopf, als wäre ich sein Onkel. Nur, weil ich weiß bin, bin ich noch lange kein Schaf, etwas mehr Respekt, bitte! Ich belle dreimal, tief und überzeugend. Es zuckt zusammen und galoppiert auf den Zaun hinter uns zu, um – Hokuspokus – zu verschwinden. Weg ist es, einfach so. Da waren es nur noch neun, denke ich mir überrascht und schaue lösungsschwanger der Chefin in die Augen. Da ist ein Loch im Zaun, morse ich ihr mit meinem Blick.

Das Autoradio spielt Eye of the Tiger, und sie versteht. Lautlos öffnet sich der Verschluss am Ende der Leine. Zu Hause hat das Baby dieses runde Ding, wo die passenden Klötze durch die Löcher müssen. Bei mir sind es Popcorn auf Beinen, die durch den Zaun müssen. Ich verschaffe mir einen Überblick und lege los.

Vergesst Lassie, Kommissar Rex und das Schweinchen namens Babe. Ta-ta-taaaaah! Ta-ta-taaaaah!

Ich fetze durch die Autogassen und treibe ein weiteres Schaf in Richtung Loch, den Rest erledigt die Chefin. Noch acht. Ein phänomenaler Spaß. Die Schafe springen und blöken und stellen sich unglaublich kompliziert an. Lassen sich extralang Zeit und schimpfen mit mir. Aber Ausdauer ist mein zweiter Vorname.

Und da waren es nur noch sechs.

An mir ist ein Elitehütehund verlorengegangen, alles könnte ich in Pferche treiben: Rinder, Strauße, Kängurus. Schon wieder verschwindet eines im Loch, und ein zweites läuft freiwillig hinterher. Auch einige der Autofahrer haben das Prinzip verstanden. Sie bilden an zwei Stellen eine Mauer, und so gelingt es ruck, zuck, die letzten Mitglieder der Popcornfamilie auf der Wiese hinter dem Zaun zu versammeln.

Hechelnd stehen wir da und bestaunen unser Werk.

Schmutziges Weiß auf schmutzigem Weiß nennt sich das Kunstwerk. Technik: entlaufene Schafe auf schneebedeckter Wiese, 2021.

Künstler: Aspro von Chefin.

Ich werde gestreichelt und gelobt.

Glücklich kehren alle zu ihren Wägen zurück.

Der Stau macht sich auf in den Tag.

Zufrieden rolle ich mich im Kofferraum zusammen. Die Chefin singt gleich beim Losfahren mit dem Autoradio im Chor.

Leider habe ich eines vergessen. Ich hätte den nutzlosen Februar auch noch durch das Loch stecken sollen. Dieses schwarze Schaf unter meinen Monaten.

Aspro, der vielleicht schlaueste und beste Hund von allen, hat den richtigen Riecher für Verbrechen und ein äußerst feines Gespür für Humor.

Die Welt des treuherzigen und charmanten Hundes steht von einer Sekunde auf die andere Kopf. Beim routinemäßigen Stöckchenspielen kommt ihm der Chef, wie er sein Herrchen nennt, bei einem explosiven Unfall abhanden. Leicht eingeschüchtert und von dem lauten Knall noch ganz benommen, wird der Mischlingsrüde von einer jungen, schwangeren Polizistin aufgenommen – ihr Mann ist not amused. Doch die drei (und mit Baby bald: vier) werden warm miteinander, sogar der neue Chef verliebt sich in Aspro.

Das absolute Highlight für den Kaltschnäuzer: Er darf die Chefin zur Arbeit begleiten.
Höchst motiviert und voller Tatendrang deckt er Unrecht auf, stellt Taschendiebe, Einbrecher, Wilderer und rettet einen Ertrinkenden – und das alles für Ehre und ein paar Würstel.


Mehr Aspro?

Hundeliebhaber Bernhard Aichner nimmt eine ganz neue Perspektive ein: Durch Aspros Augen blickt er auf eine Welt, in der die Menschen sich oft merkwürdig benehmen und wirklich dringend auf Aspros Spürsinn angewiesen sind.

Online erhältlich und überall, wo es Bücher gibt.