Kategorie: Krimi

Ein Sticker stellt sich vor – Publikumsliebling Siegfried Seifferheld ergreift das Wort

Tatjana Kruse, auch bekannt als: ‚Die mit dem Gartenzwerg tanzt‘, hat rund um den stickenden Ex- Kommissar aus Schwäbisch Hall einen unvergleichlich komischen Kosmos geschaffen. Wir haben Siggi Seifferheld gebeten, sich selbst vorzustellen.

Die Meisterin der Krimödie herself: Tatjana Kruse versteht es wie keine zweite deutsche Autorin, Spannung und Lachtränen zu verquicken und in Buchform zu gießen. Foto: © Jürgen Weller

Mit Nadel und Faden gegen das Böse

Grüß Gott, mein Name ist Siegfried Seifferheld, aber nennen Sie mich ruhig Siggi, mit Förmlichkeiten hab ich’s nicht so. Ich bin Kommissar – na ja, Ex-Kommissar, seit mich bei einem Banküberfall eine Kugel in der Hüfte traf, die nicht herausoperiert werden konnte.

Jetzt führe ich meinen Hund Onis mit der Gehhilfe Gassi. Aber man kann nicht einfach von 100 auf 0 zurückfahren, wenn man vierzig Jahre lang gegen das Böse gekämpft hat. Also zuckt meine Ermittlernase auch weiterhin, wenn in Schwäbisch Hall, wo ich wohne, ein Kapitalverbrechen geschieht. Was zugegebenermaßen nicht oft vorkommt, weshalb ich in meiner Freizeit angefangen habe zu sticken. Sticken, ohne r. Wie in Sinnsprüche-auf-Kissenbezüge-Sticken. Anfangs habe ich das noch heimlich getan, weil da, wo ich herkomme, gilt das Sticken immer noch als Frauensache. Mittlerweile habe ich aber sogar meine eigene, interaktive Radiosendung „Sticken für Männer – echte Kerle sticken ohne Fingerhut“.

Einmal Schnüffler, immer Schnüffler

Meine Leidenschaft gehört immer noch dem Aufklären von Straftaten, kurzum: dem Schnüffeln. Auch wenn die Frauen in meinem Leben mir das ausreden wollen – ich sei zu alt und nicht mehr fit genug. Aber man ist nie zu alt für das, was man mit Herzblut macht. Das binde ich meiner Frau Marianne (taff), meiner Tochter Susanne (auch taff, Managerin bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall) und meiner Schwester Irmi (noch viel tafferer, Spitzname: die Admiralin) dann natürlich nicht auf die Nase. Meistens, wenn ich die Fährte eines Verbrechers aufnehmen will, erzähle ich ihnen, ich würde mit den Jungs von der Männerkochkursgruppe der Volkshochschule grillen. Oder etwas in der Art. Unglücklicherweise kommen sie mir immer auf die Schliche. Denn ich bin zwar ein alter Hase, aber manchmal glaube ich, das Hobby der Schicksalsgöttinnen ist es, mir Knüppel zwischen die Beine zu werfen …

In „Stick oder stirb!“ will Seifferheld den Insassen der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Hall das Sticken beibringen, gerät indes aber mitten in den Erbfolgekrieg einer russischen Mafiafamilie und wird bei einer spektakulären Flucht als Geisel genommen. Diesmal geht es nicht nur darum, einen Fall zu lösen, dieses Mal geht es um sein Leben!

Schrullig, liebenswert, Seifferheld: Zum bereits siebten Mal ist Siggi Seifferhelds Spürnase gefragt, um in Baden-Württemberg wieder Recht und Ordnung zu installieren. Das Must-have für alle Freund*innen der Krimikömodie!

 

Der Club der toten Sticker“ fällt ein Männerstickkränzchenmitglied nach dem anderen tot um, gemeuchelt mit einer Präzisionsschleuder. Wer tut sowas? Ein Stricker mit rrr, also einer aus dem gegnerischen Lager? Oder ein Traditionalist, der es nicht erträgt, wenn Männer diese ehemalige Frauen-Domäne für sich erobern? Und wird er erst aufhören, wenn auch Siggi Seifferheld, der prominenteste unter den Männer-Stickern, tot ist? Oder ist Siggi selbst größenwahnsinnig geworden und will die Konkurrenz ausschalten?
Von Letzterem gehen leider die Ex-Kollegen von der Mordkommission aus, weil: Alle Indizien sprechen gegen Siggi. Herrje! Da muss er den Täter wohl wieder einmal selbst aufspüren …

 

„Die Fälle werden nicht innerhalb einer Dreiviertelstunde gelöst“ – Gespräch mit Landeskriminalbeamtin Franziska Tkavc

Auch, wenn sie uns zuweilen schlaflose Nächte bescheren und uns nach Luft schnappen lassen: Wir lieben sie, die spannenden Fälle unserer Protagonist*innen. Doch wie realistisch ist eigentlich die Polizei- und Ermittlungsarbeit, in die uns Kriminalromane mitnehmen? Und was empfiehlt eine Kriminalbeamtin, damit wir uns im Alltag sicher fühlen können? Linda Müller hat sich mit Franziska Tkavc über ihre Arbeit unterhalten.

Franziska Tkavc beschäftigt sich im Landeskriminalamt Wien unter anderem mit Gewaltprävention und Frauensicherheit. (c) privat

Liebe Franziska, so einen Tag am Landeskriminalamt stelle ich mir sehr aufregend vor – entspricht das der Wirklichkeit? Wie kann man sich so einen klassischen Arbeitstag von dir vorstellen, falls es so einen überhaupt gibt?

Ach, der klassische Arbeitstag im LKA ist genauso geprägt von viel Administration und manchmal gefühlter „Eintönigkeit und Unaufgeregtheit“, wie in jedem anderen Job auch. Was für viele Außenstehende spannend ist, ist wie in jedem anderen Beruf auch, Routine. Natürlich lassen einen die menschlichen Schicksale nie emotional unberührt, nur sind sie für uns halt unser täglich Brot, wir müssen sie „abgeklärt“ betrachten, um gute Arbeit leisten zu können, und sind daran gewöhnt.

Gewaltprävention zum Beispiel ist ein breites Betätigungsfeld meinerseits, und im Zuge von Sicherheitsschulungen für Institutionen, die mit gewaltbereitem und aggressivem Klientel zu tun haben, muss ich mich immer wieder mit verschiedenen Situationen dieser Art auseinandersetzten – aber da ich mich regelmäßig damit beschäftige, bin ich darin routiniert.

Hast du viele Kolleginnen*, oder bist du eher von Kollegen* umgeben? Braucht man als Frau* beim LKA besonders viel Durchsetzungsvermögen?

In der Gruppe Kinderschutz wie auch in der Opferschutzgruppe sind sogar mehr Kolleginnen* tätig als Kollegen*. Generell hält sich aber die geschlechterspezifische Aufteilung in der gesamten Kriminalprävention so ziemlich die Waage. Und was das Durchsetzungsvermögen betrifft, so kommt es – wie überall anders ja auch – auf die eigene Persönlichkeit an

Eines der Spezialgebiete ist Sicherheit für Frauen*. Würdest du aufgrund deiner Erfahrung sagen, man muss sich vor dem Unbekannten in der Dunkelheit fürchten, oder lauern die Gefahren ganz woanders?

Jede Frau* (wie aber auch jeder Mann*) hat ein individuell empfundenes Sicherheitsgefühl. Dadurch machen uns verschiedene Dinge/Situationen/Menschen/Umgebungen unterschiedlich unangenehme Gefühle, bis hin zur Angst. Natürlich ist die Angst vor dem „Fremden“ oftmals erheblich größer als vor der unmittelbaren Umgebung. Was sehr trügerisch sein kann, da es gerade auch in unserem näheren Umfeld oder in unserem Privatbereich zu gefährlichen Situationen/Unsicherheiten kommen kann. Nur nimmt man es leider oftmals viel zu spät wahr oder ist man sich dessen nicht so bewusst.

Kriminalprävention ist ein wichtiger Bestandteil deines Arbeitsfeldes. Wenn du unseren Leser*innen einen Tipp geben könntest, wie sie sich im Alltag vor gefährlichen Situationen schützen können, welcher wäre das?

  • Aufmerksam sein!
  • Auf sich und sein eigenes Bauchgefühl vertrauen, es nicht als „mimosenhaft“, „überempfindlich“ oder gar „unmännlich“ abtun. Dieser natürliche Instinkt ist aufgrund von verschiedenen Einflüssen im Laufe der Jahrhunderte immer weiter degeneriert, früher jedoch hat er unseren Vorfahren das evolutionsbedingte Überleben gesichert …
  • Sich mit sich selbst gut auseinandersetzen und dadurch präventive Voraussetzungen schaffen. Dies kann ganz profan sein: zum Beispiel eine Situation, die eigenen Möglichkeiten nur einmal gedanklich durchgehen (wie würde ich agieren, was könnte ich da tun); den Platz in der U-Bahn anders wählen; auf die eigene Körperhaltung, das „richtige“ Tragen der Handtasche etc. achten; im Freundeskreis lernen, NEIN zu sagen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben …

Du kommst zwangsläufig mit Gewaltverbrechen in Kontakt und hast sicherlich schon viel Furchtbares gesehen. Würdest du sagen, das hat dich privat vorsichtiger gemacht, weil du weißt, was passieren kann?

Vorsichtiger vielleicht nicht. Ich würde eher sagen, bewusster.

Kannst du uns verraten, was sich an der Polizeiarbeit in Kriminalromanen und der echten am meisten unterscheidet?

  • Die Fälle werden nicht innerhalb einer Dreiviertelstunde gelöst.
  • Das berühmte und oft zitierte Massenspektrometer bietet nicht auf alle technischen Fragen die ultimative Antwort.
  • Anders als die Protagonist*innen in einem Kriminalromanen erledigen die ermittelnden Beamt*innen nicht nebenbei auf eigene Faust Wohnungsöffnungen oder entschärfen Bomben (dafür gibt es Sonderkommandos bzw. den Assistenzbereich).

Auch wenn es noch so vergnüglich sein kann, einem literarischen Verbrechen nachzuspüren: In der Realität können die Ratschläge von Franziska extrem hilfreich sein, um unangenehme Situationen zu vermeiden. Also: Nicht fürchten, aber aufmerksam sein, sich selbst präventiv auf angsteinflößende Situationen vorbereiten, möglicherweise Vorkehrungen treffen, zum Beispiel einen Taschenalarm einstecken oder einen Selbstverteidigungskurs besuchen. Damit gefährliche Momente dort bleiben, wo einem maximal Schlafmangel wegen durchlesener Nächte passieren kann: zwischen schön gestalteten Buchdeckeln!

„Da gibt es kein Entkommen!“ – Autor Thomas Raab im Interview

Der Metzger hat ja schon einiges erlebt. Aber dass ihn seine Danjela während ihrer Hochzeit kurz vor dem Ja-Wort stehen lässt und spurlos verschwindet, das zieht ihm wirklich den Boden unter den Füßen weg. Auf der verzweifelten Suche nach seiner Braut kommt der Metzger einem skrupellosen Familienclan in die Quere, trifft auf einen Kopflosen, der ihm Kopfzerbrechen bereitet, auf einen Schlägertrupp, der noch ganz anderes zerbrechen will, und wird der persönliche Engel des Elefantenbullen Charlie.
Des Metzgers Schöpfer, Autor Thomas Raab, hat seiner Lektorin Linda Müller mehr über die Arbeit am neuen Fall von Willibald Adrian und über das Verhältnis Raab-Metzger verraten.

Der Metzger begleitet dich mittlerweile seit vielen Jahren, seit dem letzten Band hat es aber eine längere Metzger-Pause gegeben. Habt ihr euch vermisst? Oder hat euch der Abstand gutgetan?

Beides. Es tut gut, jemanden zu vermissen, da spürt man dann erst, wie groß die Liebe ist. Gibt ja schließlich auch Leut’, die siehst du nie wieder, und es geht dir dabei genau nix ab.

Thomas Raab © Fotowerk Aichner

Auf jeden Fall vermisst haben den Metzger seine Leser*innen. Du hast ja bekanntlich einen sehr guten Draht zu ihm. Möchte er eventuell seine Leserschaft über dich grüßen?

Da will ich jetzt meiner Leserschaft nicht nahetreten, aber den Metzger unterscheidet etwas sehr Wesentliches von mir: Er legt auf Aufmerksamkeit keinen Wert, und nach diesem Abenteuer wird er froh sein, so gut untertauchen zu können wie nur möglich – wenngleich ich ihm, zugegeben, beim Untertauchen sehr gern zuschauen würde. Mal sehen, ob sich das einrichten lässt. Ich jedoch kann meine Leserschaft grüßen und mich aufrichtig für all die gemeinsamen Jahre bedanken. Ein Wunder ist das, so lang zusammen sein …

Grundsätzlich ist Willibald Adrian ja kein großer Freund von technischen Neuerungen, ich würde fast meinen, kein großer Freund von Veränderung generell. In „Die Djurkovic und ihr Metzger“ allerdings wird er unfreiwillig zum YouTube-Star. Kannst du uns verraten: Ist der Metzger jetzt Influencer?

… Maximal, wenn er die Grippe hat. Ansonsten denk ich, wünscht er sich eher einen Zusammenbruch des weltumfassenden Netzwerks, auf dass die unmittelbare Umgebung wieder enger an die Menschen heranrückt. Je näher das WWW, desto entfernter werden uns die eigenen vier Wände inklusive Insassen

Es ist, was es ist, sagt der Metzger. Doch dann läuft ihm die Braut davon. Danjela Djurkovic, Licht des Metzger-Daseins, kehrt ihrem Willibald den Rücken und türmt mit einem fremden Mann. Warst du beim Schreiben selbst schockiert und hast mitgelitten?

Nein, schockiert war ich nicht, weil mir ja sofort klar war: Die Danjela veranstaltet ein derartiges Schlamassel niemals aus Lieblosigkeit. Es muss also etwas Gravierendes dahinterstecken. Ja, und ab dann hab ich mit mir selber mitgelitten, denn die eigenhändig eingebrockte Suppe musste ich erst einmal auslöffeln, sprich herausfinden: Was war die Ursache?

Ein Thema, das deinen neuen Roman prägt, sind die Machenschaften von mafiösen Familienclans. Hat dich bei der Recherche etwas besonders überrascht?

Ja, im Grunde alles, denn was weiß man schon groß darüber? Und diesbezüglich hat mich die Aussage von David Ellero, Ex-Mafiabekämpfer bei Europol, am meisten erschüttert: „Die echte Organisierte Kriminalität ist jene, die niemand mitbekommt.“ Öffentlichkeit gibt es erst, wenn sich Clans intern bekriegen oder verschiedene Clans verschiedener Länder im Ausland aneinandergeraten, sich das Geschäft abgraben. Und das ist ein minimaler Prozentsatz.

Wir alle wissen: Nach dem Metzger ist vor dem Metzger. Ist es zu früh, um dich zu fragen, ob ihr beide schon über einen neuen Fall nachdenkt?

Eine schöne Frage, und in diesem Fall ziemlich einfach zu beantworten: Der nächste Fall ist eigentlich am Ende ziemlich aufgelegt, da gibt es kein Entkommen …

 

 

Erneut wirft Thomas Raab seinen Metzger mitten hinein in einen außergewöhnlichen Kriminalfall – und brilliert einmal mehr: wortwitzig, überraschend, klug, einfach genial!

Hol dir Die Djurkovic jetzt sofort in deiner Buchhandlung! Denn dass sie schneller weg sein kann, als einem lieb ist, weiß der Metzger am allerbesten … 

„Magst auf ein Bier gehen?“ Das wolltet ihr Franz Gasperlmaier schon immer sagen …

Jenseits der 50 (wie weit jenseits, verraten wir hier nicht, es wäre ihm wahrscheinlich nicht recht), Familienvater, Polizist. Zurückhaltend (man könnte sagen schüchtern, aber das wäre ihm wohl auch nicht recht), zuweilen mit einem ausgeprägten Talent fürs Ins-Fettnäpfchen-Treten. Ehrlich, denn mit dem Lügen ohne rot zu werden hat er so seine Schwierigkeiten. Hohe Geschwindigkeiten sind nicht seine Sache (auch nicht der Fahrstil der Frau Dr. Kohlross), wenn es aber notwendig ist und vor allem, wenn es um Menschenleben geht, kann er blitzschnell handeln. Das ist Franz Gasperlmaier, der seit 2011 acht Fälle gelöst und sich in eure Herzen ermittelt hat.

Wir haben euch in unserem Newsletter gefragt, was ihr Franz Gasperlmaier schon immer sagen wolltet. Und das war gar nicht wenig! Die Freude über die vielen Zuschriften möchten wir mit euch teilen, indem wir unsere Lieblingstexte hier versammelt haben. Einige von euch haben Franz Gasperlmaier beglückwünscht, andere beratschlagt, wieder andere hatten nur eine simple Frage, zum Beispiel Ludovico Lucchesi Palli:

Magst auf ein Bier gehen?

 

Ganz im Sinne von Franz’ Tochter wäre sicherlich das Anliegen von Brigitte Eibisberger, das dem Franz sicherlich zu denken geben wird:

Eigentlich bist du eh ganz in Ordnung, aber ein bisschen könntest du die Leute auch anregen, sich mehr Gedanken zu unserem Umgang mit Tieren zu machen. Du könntest ja mal einen Versuch starten und zumindest deine Ernährungsgewohnheiten ändern: weniger Fleisch und wenn doch, nur aus artgerechter biologischer Tierhaltung.
Das würde dir gesundheitlich auch gut tun!

 

Besonders viele von euch wünschen sich wie Beate Gesprägs vom Franz, dass er noch viele, viele Fälle löst:

Herr Gasperlmaier. Bitte, bitte machen Sie mit Ihrer Arbeit fleißig weiter, damit ich Sie immer schön mit meinen Augen Satz für Satz begleiten kann. Denn das ist das, was ich mir von Ihnen wünsche. Somit werden Sie nicht arbeitslos und mir ist weiterhin kurzweilig mit Ihnen. Ich baue auf Sie, weiterhin! Und natürlich: bleiben auch Sie weiterhin gesund!

 

Margit Bickel war mit einer Gasperlmaier-Aktion im neuesten Fall gar nicht einverstanden, hat dem Franz aber mittlerweile verziehen:

Ich mag den Franz wirklich, wirklich gern, aber die Aktion mit der Nachbarin im letzten Buch – das ist gar nicht in Ordnung. Das ist wirklich, echt schlimm. Und der Franz soll sich was schämen und da hat er viel kaputt gemacht.
Im ersten Moment hab ich überlegt, dass ich dem Franz nicht mehr begegnen will, aber jetzt guck ich alle 14 Tage, wann der nächste Band erscheint.

Auch Autor Herbert Dutzler hat seinem Ermittler etwas zu sagen: „Lieber Franz! Du musst mehr aus dir herausgehen, mehr reden, schneller reagieren, wenn dich jemand anspricht. Wenn du grübelst und nicht gleich antwortest, solltest du (vor allem Frauen) nicht so durchdringend anstarren. Sie kommen sich da gemustert und gewertet vor. Das kommt nicht gut an. Und du solltest vor allem mehr Sport treiben. Sonst nimmt das kein gutes Ende mit dir. Und, vor allem, hör auf deine Frau, wenn sie dir gute Ratschläge gibt!“ (Foto: Gisela Barrett)

Mit Autor Herbert Dutzler ist sich Manuela Pfleger einig, wenn es darum geht, auf wen der Franz hören soll:

Ich finde dich seit deinem Fall „Letzter Stollen“ toll, aber manchmal nervst du mich auch. Besonders dann, wenn du nicht auf deine Frau hörst. Ich freue mich aber immer wieder, wenn ich zusammen mit dir und deinem Team mitermitteln darf.

 

Einen ganz ähnlichen Tipp hat Hanna Halenka:

Auch wenn es dir nicht leicht fallen sollte, glaub mir, jede und jeder kann in jedem Alter noch vieles anders machen als ewig gewohnt. Also auch du! Setz dich einmal mit deiner Frau zusammen und redet lieb, aber ehrlich miteinander. Sie kennt dich besser als alle andren und wird dir sicher helfen können, ein paar von deinen weniger charmanten Gewohnheiten in den Fokus zu nehmen und dich noch erfolgreicher und zufriedener zu machen. Du weißt ja: Probleme gibt es keine mehr, sondern nur mehr Herausforderungen. Sagt man. Also nimm sie an, und alles Gute weiter für dich!

Charlotte Kandel hat, wie viele andere von euch, aufbauende Worte für den Franz:

Bleib so ehrlich wie Du bist, dann brauchst auch nicht mehr schüchtern sein. ‚Falsche‘ Menschen gibt’s genug.

 

Auch Elisabeth Giefing hat den Franz ins Herz geschlossen, und das ist ganz offenbar ansteckend:

Hallo Franz, seit deinem ersten Fall „Letzter Kirtag“ bin ich ganz vernarrt in dich 
soll heißen, dass ich deine Ermittlungen seither ganz genau verfolge und manchmal hab ich auch deinem „Ghostwriter“ Herbert gelauscht, wenn er aus der einen oder anderen Ermittlungsarbeit vorgelesen hat. Hab auch ein paar Freundinnen mit dem „Gasperlmaier-Virus“ angesteckt und sie sind quasi zu Stalkerinnen geworden – sie finden dich, sobald du in einer Buchhandlung auftauchst. Bitte, bitte mach weiter so!

 

Brigitte Wild hat einen wirklich guten Rat:

Nicht so schüchtern, trau dir zu sagen was dich bedrückt. Das würde dein Leben sicherlich erleichtern.

 

Ein bisschen strenger formuliert es Günter Stickler:

Franz, reiß dich endlich am Riemen!

 

Alfred Eder hingegen fasst sich kurz:

Du bist a wilder Hund!

Gasperlmaiers aktueller Fall: Letzter Jodler

Franz Gasperlmaier ist sich treu geblieben und hat sich trotzdem weiterentwickelt, ist über sich hinausgewachsen. Er hat spektakuläre Morde aufgeklärt, sei es im Volksmusikmilieu oder im Trachtenbusiness, er hat sich als Trommelweib verkleidet, um inkognito zu ermitteln, er hat Verbrecher per Boot, Auto und in Wanderschuhen verfolgt, er hat seine Kinder ein ganzes Stück älter werden sehen, er hat zwischenzeitlich abgenommen, aber dennoch nie den Appetit verloren.

Der Franz ist ja nicht unbedingt besonders technikaffin, aber wir versprechen, dass wir ihm zukommen lassen werden, was ihr zu sagen habt – und ganz bestimmt wird er seiner Frau davon erzählen. Vielleicht sogar der Frau Doktor Kohlross. Und wenn die beiden mit euch einer Meinung sind, und das sind sie sicher, dann wird es sich auch der Franz zu Herzen nehmen!

Hast du einen Fall verpasst? Hier geht’s zu allen Büchern von Herbert Dutzler!

Wenn der Geldsegen zum Fluch wird

In Herbert Dutzlers Kriminalroman wird der Traum vom großen Geld zum Alptraum

Mit einem Lottogewinn wären alle Sorgen wie weggeblasen. So stellen es sich viele vor, die regelmäßig ihre Kreuzerl auf den Gewinnschein malen. Doch Herbert Dutzlers Kriminalroman zeigt, dass mit dem großen Geld auch die großen Probleme beginnen – und dass sich im Angesicht des Reichtums so manch ein Abgrund auftut.

(c) Gisela Barrett: Herbert Dutzler, Autor der erfolgreichen Serie um Kult-Ermittler Gasperlmaier, hat einen Kriminalroman geschrieben, der jetzt auch als Taschenbuch erhältlich ist.

Geschichten, die das Glückspiel schreibt

Man kennt sie, die skurrilen Lottoschicksale, wo der Hauptgewinn am Ende alles andere als Glück gebracht hat, etwa die Geschichte des Lottogewinners, der 1955 das Schild „Wegen Reichtums geschlossen“ an sein Hotel hängte, später aber völlig verarmt im Obdachlosenasyl endete. Oder die von Lotto-Lothar, der mit zahlreichen Exzessen seine Gesundheit ruinierte und nach wenigen Jahren an den Folgen des Alkholkonsums verstarb. 1997 tötete ein Lottogewinner einen Mann, weil er völlig paranoid annahm, seine Exfrau habe einen Auftragsmörder geschickt. Und ein Gewinner aus Chicago starb am Tag nach der Gewinnauszahlung plötzlich und vollkommen überraschend – die Untersuchung ergab eine Vergiftung mit Blausäure.

Die Geschichten von den vielen, die ihr Geld schnell auf den Kopf gehauen haben und bald mit leeren Taschen dastanden – häufig sogar ärmer als vor dem Gewinn –, wirken im Vergleich zu den Schicksalen der Lotto-Lothars dieser Welt beinahe harmlos.

Plötzlich reich – und was nun?

Wenn der Wunsch nach Reichtum wahr wird, obwohl die Chancen darauf etwa eins zu acht Millionen stehen, reagieren die Menschen unterschiedlich: Manche verlieren die Bodenhaftung, kaufen sich teure Luxusgüter und leben über ihre Verhältnisse. Und stehen dann unerwartet vor Schwierigkeiten und Sorgen, an die sie zunächst nicht gedacht haben. Ein Problem, das kaum jemand bedenkt, wenn er sich das neue Millionärsleben ausmalt: die Heimlichkeit. Denn den Freunden oder gar der Öffentlichkeit von dem Gewinn zu erzählen, ruft Neider und Bittsteller auf den Plan und kann Sozialkontakte zerstören. Und dann gerät alles noch schneller außer Kontrolle. Aber: Heimlichkeit ist schwierig. Denn wie erklärt man dem Umfeld, dass man sich plötzlich Dinge leisten kann, von denen man vorher nur geträumt hat? Also heißt es: Ruhe bewahren. Nachdenken. Keine überstürzten Investitionen. Möglichst lange vom Glücksfall zehren.

Dutzlers Kriminalroman: ein mörderischer Hauptgewinn

In seinem Kriminalroman „Die Einsamkeit des Bösen“ greift Herbert Dutzler dieses Thema auf. Hauptfigur Alexandra lebt mit ihrem Mann Anton und den beiden gemeinsamen Kindern recht zufrieden in Österreich und alles scheint in Ordnung – bis Anton in der Lotterie gewinnt. Fast augenblicklich scheint er sich zu verändern: Die Anweisungen der Beraterin von der Lotterie sind ihm völlig egal, er kauft ein neues Auto, macht den Kindern teure Geschenke und wird Alexandra von Tag zu Tag fremder. Sie selbst fühlt sich zunehmend einsam.

Nichts ist mehr, wie es wahr – und die Fassade beginnt zu bröckeln. Aus den Tiefen von Alexandras Seele drängen tragische Erfahrungen nach oben, von damals, als das kleine Mädchen Alexandra ebenfalls einsam war, als Vater und Bruder sie misshandelten und niemand ihr half. Bis sie sich schließlich selbst zu helfen wusste.

Eine Welt gerät aus den Fugen

Alexandra wird immer verzweifelter, alles scheint ihr zu entgleiten. Die Kinder verlangen plötzlich nach Luxusgütern, die Freunde verhalten sich seltsam, nachdem Alexandra zumindest von einem Teil des Gewinns erzählt hat, und ihr Mann hat ganz offenkundig Geheimnisse vor ihr – Alexandra vermutet eine Affäre.

Und plötzlich rührt sich in ihre das kleine Mädchen von damals, ein zorniges, trauriges Kind, das dem Bösen ins Auge geblickt hat. Und das endlich selbst über sein Leben entscheiden will …

Mehr Infos zu Buch und Autor gibt es hier!

Sehnsuchtsort Griechenland: vier Fragen an Edith Kneifl

Schatten im Paradies: Intrigen, illegale Geschäfte und tödliche Geheimnisse! In Edith Kneifls neuem Kriminalroman gibt es einen Protagonisten, der sich von ganz verschiedenen Seiten zeigt: Griechenland. Wir alle kennen die schönen Küsten, das azurblaue Meer und die sagenhaften Sandstrände: eine Kombination, die jedes Touristenherz höherschlagen lässt. Wer nach Griechenland reist, der schnuppert den betörenden Hauch der Antike. Bemerkenswerte Architektur, Spaziergänge unter bezaubernden Olivenbäumen und kulinarische Köstlichkeiten machen jede Griechenland-Reise zu einer unvergesslichen Erfahrung! Doch hinter der Urlaubsidylle lauern Abgründe, und die kennt eine ganz besonders gut: Edith Kneifl.

Edith Kneifl hat einige Zeit in Griechenland gelebt.

Sehnsuchtsort Griechenland – warum hast du diesen Schauplatz gewählt? Hast du einen persönlichen Bezug zu diesem Land?

Als ich mit 19 nach Wien kam, um hier Ethnologie und Psychologie zu studieren, lernte ich auf der Uni eine griechische Studentin kennen, die in Wien im Exil lebte. Sie und ihr Mann waren vor der faschistischen Junta in Griechenland geflüchtet. Nachdem das griechische Volk 1974 die Junta verjagt hatte, fuhr ich zum ersten Mal gemeinsam mit meinen Freunden nach Griechenland und wurde dort von ihren Familien sehr herzlich aufgenommen. Die Eltern meiner Freundin waren Partisanen, hatten ihr Leben lang gegen die Faschisten gekämpft, zuerst gegen die Italiener, die Deutschen und Österreicher, anschließend im griechischen Bürgerkrieg und zuletzt während der Herrschaft der Junta gegen die griechischen Faschisten. Athinas Vater war insgesamt mindestens 10 Jahre im Gefängnis und in Verbannung, u. a. auch auf der Todesinsel Makronissos, die ich in meinem Roman öfters erwähne. Ich verliebte mich übrigens damals in einen Cousin meiner Freundin, einen radikalen Studentenführer, der aussah wie Jesus Christus und tatsächlich Christos hieß. Die Beziehung hielt immerhin 3 Jahre, ein Jahr lang lebte ich bei ihm in Thessaloniki. Der alte Besitzer einer Souvlaki-Bude (ein alter Kommunist) brachte mir Griechisch bei. Ich leistete ihm jeden Vormittag auf einem Barhocker vor seinem winzigen Lokal Gesellschaft, während mein Freund auf der Uni die Welt zu retten versuchte.

Griechenland ist ein Land der Kontraste, Idylle steht düsteren Seiten gegenüber. Inwiefern ist gerade das interessant als Hintergrund für einen Kriminalroman?

Die düsteren Kapitel dieses wunderschönen Landes habe ich ja zum Teil bereits angesprochen, nicht zu vergessen auch das große Leid der Bevölkerung während der jahrhundertelangen osmanischen Herrschaft. Auch in der Gegenwart sieht die Lage in Griechenland nicht unbedingt rosig aus. Man denke an die große Finanzkrise der letzten Jahre. Dennoch ist Griechenland eines der schönsten Urlaubsländer der Welt – zumindest für mich. Während meiner zahlreichen Aufenthalte auf den griechischen Inseln hörte ich immer wieder von Bauspekulationen, Immobilienhaien, Großinvestoren und korrupten Politikern. Auch die verheerenden Zustände in den Flüchtlingslagern auf den Inseln Samos, Lesbos und Chios ließen mich nicht kalt. Da die Liebe in allen meinen Kriminalromanen immer eine große Rolle spielt, fiel es mir nicht schwer, eine eher außergewöhnliche Liebesgeschichte mit diesen kriminellen Machenschaften in der Bau- und Tourismusbranche zu verbinden. Es hat mir großen Spaß gemacht, einige fatale griechische Liebesaffären zu kreieren.

Die Windmühlen von Mykonos: Hier beginnt ein spannender Kriminalfall.

Im ersten Band deiner Reisekrimis lernen wir Laura Mars kennen. Kannst du uns ein paar Worte zu deiner neuen Protagonistin sagen? Wie hast du zu ihr gefunden?

Laura ist eine ungewöhnliche, sehr widersprüchliche Frau, einst erfolgreiche Wiener Modedesignerin, heute Aussteigerin und Biobäuerin auf Samos. Laura leidet einerseits unter einem schrecklichen Trauma, ist andererseits aber eine selbstbewusste, tatkräftige und kluge Frau. Gegen alle Vernunft verliebt sie sich in einen gutaussehenden griechischen Profikiller, der den Auftrag hat, sie zu töten. Mehr wird nicht verraten.

Deine Urlaubskrimi-Reihe geht spannend weiter – was sind die nächsten Schauplätze?

Zurzeit arbeite ich an einem Reisekrimi, der auf den Kanarischen Inseln, vor allem auf Gomera, Teneriffa und Gran Canaria, spielen wird. Laura Mars eilt ihrem Vater, der auf den Kanaren lebt und dort eine deutschsprachige Zeitung für Urlauber und Zweitwohnbesitzer herausgibt, zu Hilfe. Seine zweite Frau wurde entführt. Laura Mars wird in internationale Drogengeschäfte involviert. Auch in diesem Roman wird die Liebe nicht zu kurz kommen, doch statt eines Profikillers verliebt sich dieses Mal ein abgehalfterter kanarischer Privatdetektiv in sie. Es ist auch nicht ganz leicht, meiner Laura zu widerstehen …

 

 

Mörderisches Reisevergnügen: Edith Kneifl zeigt ein Griechenland hinter der sonnigen Fassade!
Vor der fantastischen Kulisse der griechischen Inseln Mykonos, Ikaria und Samos bahnt sich ein verhängnisvolles Abenteuer an. Griechenland ist einerseits Urlaubsparadies und Sehnsuchtsort, andererseits geprägt von der massiven Schuldenkrise, von Verarmung und Hoffnungslosigkeit. Edith Kneifl öffnet die Augen für Griechenland in allen seinen Facetten: den paradiesischen ebenso wie den abgründigen. Hier geht’s zum Buch!

Intrigen, illegale Geschäfte und tödliche Geheimnisse – „Wellengrab“ von Edith Kneifl (Leseprobe)

Gefahr im griechischen Paradies: Auf einer Schifffahrt lernt Laura Mars den gutaussehenden Griechen Alexander kennen – und ahnt nichts von seinem mörderischen Auftrag. Sie verliebt sich in ihn und begibt sich dadurch in Lebensgefahr … kann sie Alexander vertrauen, oder riskiert sie leichtfertig ihr Leben? Inmitten von idyllischen Inselträumen und bedrohlichen Immobilienhaien kommt es zum spektakulären Showdown!

Lies dich hier rein und begib dich mit der Wiener Krimi-Queen auf ein mörderisches Reisevergnügen:

Nach dreißig Jahren betrat Alexander zum ersten Mal wieder griechischen Boden. Er hatte in Argentinien, Kolumbien und Mexiko gelebt. Ein schiefgelaufenes Projekt in Juárez hatte er zum Anlass genommen, nach Europa zurückzukehren.

Die letzten Jahre hatte er in der Schweiz und in Wien verbracht. In der österreichischen Hauptstadt hatte er sich bald wie zu Hause gefühlt, Wien war ein idealer Platz zum Altwerden und galt nicht umsonst als die lebenswerteste Stadt der Welt. Doch es war auch eine Stadt der Intrigen, der illegalen Geschäfte und tödlichen Geheimnisse, wie er feststellen musste.

Alexander war in einer möblierten Zwei-Zimmer-Wohnung in einem Gründerzeitbau in der Nähe vom Naschmarkt abgestiegen. Er ging viel spazieren, hielt seinen Körper halbwegs in Form, und er lernte Deutsch, die Sprache der Dichter und Denker. Fast war ihm ein bisschen langweilig in Wien gewesen.

Edith Kneif, in Wels geboren, hat bereits 22 Kriminalromane und ca. 50 Kurzgeschichten. Mit „Todesreigen in der Hofreitschule“ (2019) setzt Kneifl ihre beliebte Serie historischer Krimis im Wien des Fin de siècle rund um den charmanten Privatdetektiv Gustav von Karoly fort. „Wellengrab“ (2020) ist der Beginn ihre neuen Urlaubskrimi-Trilogie. Die nächsten Bände werden auf den Kanarischen Inseln und in Kroatien spielen. Foto: Kurt-Michael Westermann

Eine Zeitlang hatte er eine russische Freundin gehabt. Sie war zwanzig Jahre jünger als er und viel zu dünn für seinen Geschmack. Aber Natascha war toll im Bett. Toll im wahrsten Sinne des Wortes. Wegen ihrer zahlreichen erotischen Finessen hatte er sie kurz in Verdacht gehabt, eine Professionelle zu sein. Zwar verlangte sie nie Geld von ihm, aber ihre Vorlieben kamen ihn teuer zu stehen: Ihre Lieblingsbeschäftigung war Shoppen, auch vom Kochen hielt sie nicht viel, die Restaurantbesuche kosteten ihn ein kleines Vermögen. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, war sie ihm auch körperlich zu anstrengend. Natascha war in jeder Hinsicht unersättlich. Trotzdem hatte er Hemmungen, mit ihr Schluss zu machen.

Durch Natascha kam er in einer Bar der Wiener Innenstadt mit einem schwerreichen Russen ins Gespräch. Bald erledigte er einfache Jobs für Boris – gelegentliche Kurierdienste, die ihn meist nach Luxemburg oder Liechtenstein führten. Heute war er sich sicher, dass die Begegnung mit dem Russen kein Zufall gewesen war. Alexander hatte Natascha nicht viel über sich erzählt, aber offenbar hatte sie geahnt, dass er für illegale Geschäfte zu haben war.

Als er eines Tages für Boris in Luxemburg eine Geldtransaktion erledigte, wurde er bei seiner Rückkehr am Wiener Flughafen von internationalen Fahndern festgehalten und einvernommen. Boris hatte Wien verlassen, ohne Alexander eine Nachricht zu hinterlassen und ihn zu warnen. Die Interpol hatte den Russen wegen Steuerhinterziehung und Betrug auf ihre Fahndungsliste gesetzt.

Etwa zur selben Zeit verließ Natascha Alexander. Er empfand vor allem Erleichterung. Er hatte sie nicht geliebt, war nicht einmal verliebt in sie gewesen. Sie hatte ihm nur die einsamen Nächte erträglicher gemacht.

Alexander konnte es sich nicht erlauben, von der Interpol genauer unter die Lupe genommen zu werden. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen Namen zu ändern und unterzutauchen.

Im Internet fand er eine hübsche Atelierwohnung in der Leopoldstadt mit Blick auf das Riesenrad. Die Wohnung gehörte einer Malerin. Sie wollte für ein halbes Jahr nach Frankreich und suchte jemanden, der einstweilen auf ihre Wohnung schaute. Er musste sich also nicht einmal anmelden.

Einen wunderbaren Frühling lang genoss er das luftige Atelier in der Nähe des Praters. Gerne hätte er noch eine Zeitlang weiter in den Tag hineinleben wollen. Doch eines Abends bekam er Besuch. Seine russischen Freunde hatten nicht auf ihn vergessen. Es überraschte ihn keineswegs, dass sie seine Adresse in Wien herausgefunden hatten. Beim Joggen im Prater war er einmal zufällig Natascha begegnet. Sie war in Begleitung eines anderen Mannes gewesen. Wahrscheinlich waren sie im gefolgt.

„Ihr Name ist Alexander Makiris? Sie sind der Grieche?“, vergewisserte sich der Mann in dem eleganten, gutsitzenden Anzug, der so gar nicht zu seiner Verbrechervisage passte.

Alexander zögerte, bevor er nickte. Er wusste, wann Lügen sinnlos war.

„Wir haben einen Auftrag auf Mykonos für Sie.“

Er machte sich nicht die Mühe nachzufragen, wen dieser Mann mit „wir“ meinte, wartete den Vorschlag des Mannes ab, ohne die Miene zu verziehen. Ein Job in seiner alten Heimat. Nicht weit entfernt von der Insel, auf der er geboren worden war. Er hielt das für ein besonderes Zeichen. Außerdem war es höchste Zeit abzuhauen. Wenn ihn die Russen so leicht finden konnten, würde die Interpol wohl auch bald bei ihm auftauchen. Es würde der letzte Auftrag sein, den er annahm. Danach wollte er sich endgültig zur Ruhe setzen.

Die Aufgabe schien nicht besonders schwierig zu sein. Er sollte einen österreichischen Hotelbesitzer auf Mykonos zum Verkauf überreden. Das Honorar klang verlockend und gleichzeitig verdächtig. Für einen so simplen Job zahlte normalerweise keiner fünfzigtausend Dollar. Wenn er seine Wertpapiere und Goldbarren, die er in einer Schweizer Bank deponiert hatte, verkaufte, würde er damit genügend Geld haben, um sich ein Haus auf einer einsamen Insel und ein gebrauchtes Fischerboot zuzulegen. Als Sohn eines Fischers bildete er sich ein, vom Fischfang etwas zu verstehen. Sollte es finanziell knapp werden, könnte er ja wieder seiner ursprünglichen Arbeit nachgehen. Denn zwischen der Türkei und den griechischen Inseln herrschte nach wie vor ein reger Austausch von Waren aller Art, Zigaretten und Cannabis aus dem Mittleren Osten waren auch im heutigen vereinten Europa noch gefragt.

Er stimmte zu.

Bevor der Besucher ging, übergab er ihm ein dickes Kuvert.

Alexander setzte sich auf die Couch und nahm die Fotos aus dem Umschlag. Sorgfältig prägte er sich die verschiedenen Gesichter ein und las die beigefügten Anweisungen. Tatsächlich klang alles nach einem gut organisierten, unkomplizierten Auftrag. Fotos und Zettel verbrannte er, die Asche spülte er im Klo hinunter. Die Russen waren zum Glück genauso altmodisch wie er, kommunizierten ungern per Mobiltelefon oder E-Mail. Anscheinend misstrauten sie ebenfalls den neuen Technologien. Alles war gläsern und kontrollierbar geworden. In seinem Beruf war das schlicht und einfach fatal.

Ohne einen Funken von Wehmut zu verspüren, verließ Alexander am nächsten Tag die Stadt, in der er sich sehr wohlgefühlt hatte, und flog nach Athen.

1. Teil: Piräus

Als ich ihn erblickte, wusste ich sofort, dass es Ärger geben wird. Schnellen Schrittes kam er die Treppe zum Oberdeck herauf. Ich erkannte ihn an seiner Statur und seinem Gang. Im Gegensatz zu mir hatte er sich kaum verändert, die vielen Jahre hatten wenige Spuren bei ihm hinterlassen. Wie die meisten großen Männer ging er leicht gebückt, so als würde er sich seiner Größe schämen.

Das Unglück wird seinen Lauf nehmen, dachte ich, als ich sein Gesicht aus der Nähe sah. Alles Sanfte und Weiche war aus seinen Zügen gewichen. Aber er war immer noch ein schöner Mann. Und er war auffallend gut gekleidet. Hellbeiger Leinenanzug, weißes Hemd, champagnerfarbene Sneakers. Bestimmt liefen ihm die Frauen genauso nach wie in seiner Jugend. Ob ihm das heute bewusst war? Damals hatte er nur Augen für eine gehabt. Er war kein Frauenheld, sondern ein schüchterner, introvertierter Bursche gewesen.

Ich überlegte, ob ich ihn ansprechen sollte, ließ es aber bleiben. Er würde mich nicht erkennen. Vielleicht würde er sich an meinen Vornamen erinnern? So wie alle im Dorf hatte er mich früher immer einfach Frau Christina genannt.

Als er knapp an mir vorbeiging, sah ich ihm in die Augen. Große, dunkle, traurige Augen mit langen schwarzen Wimpern, um die ihn wahrscheinlich jede Frau beneidete.

Ich erschrak. Seine Augen erinnerten mich an jene von Christos, den einzigen Mann, den ich je geliebt hatte. Aber Christos war tot. Die Faschisten hatten ihn 1969 während der Unruhen in Athen umgebracht.

 

 

Edith Kneifl zeigt ein Griechenland hinter der sonnigen Fassade!

Vor der fantastischen Kulisse der griechischen Inseln Mykonos, Ikaria und Samos bahnt sich ein verhängnisvolles Abenteuer an. Griechenland ist einerseits Urlaubsparadies und Sehnsuchtsort, andererseits geprägt von der massiven Schuldenkrise, von Verarmung und Hoffnungslosigkeit. Edith Kneifl öffnet mit „Wellengrab“ die Augen für Griechenland in allen seinen Facetten: den paradiesischen ebenso wie den abgründigen.

Über die Freundschaft zu seinem Protagonisten, Wienerlieder und Arthur Schnitzler: Stefan Slupetzky im Videointerview

Der Lemming droht sich in seinem neuen Fall in verschiedensten Netzen zu verwickeln: Im World Wide Web, mit dessen Gefahren er es zu tun bekommt, in den Verstrickungen korrupter Politiker, die nicht nur im Internet Fake News verbreiten, und in den feinen Fäden, die die Boulevardpresse spinnt, wenn sie mit haltlosen Behauptungen eine möglichst große Leserschaft einfangen möchte. Im Videointerview spricht Stefan Slupetzky über die Recherche zu seinem neuen Buch und das nicht immer einfache Verhältnis zu seinem Protagonisten. Einen Auszug könnt ihr hier nachlesen.

Demnächst erscheint der neue Lemming-Roman. Du bist Musiker. Was für einen Soundtrack würdest du für den Roman aussuchen?

Also ad hoc fällt mir ein: „Wacht auf, Verdammte dieser Erde“, wobei das jetzt nicht ein politisches Statement von mir ist, sondern weil es ja wirklich um die Verdammten dieser Erde geht, die sozusagen in ganz fürchterliche Situationen getrieben werden.

In deinem Buch spielen Dirty Campaigning und Hass im Netz eine Rolle. Musstest du als nicht sehr technikaffiner Mensch dafür viel recherchieren?

Ich recherchiere grundsätzlich nicht wahnsinnig gern. Wenn ich mich dazu durchringe, mich der Arbeit zu widmen, dann setze ich mich am liebsten hin und produziere Text. Die Recherche steht mir natürlich da immer im Weg, weil ich mich zuerst um die kümmern muss. In dem Fall habe ich es wirklich vermieden, zu sehr ins Technische zu gehen, bei diesem Themenkomplex, wenn es ums Internet geht etc., und habe versucht, einen Weg zu finden, das auf eine Ebene zu verlagern, die jeder auch einfachere Mensch – so wie ich – verstehen kann.

Der Lemming begleitet dich nun schon seit 2004. Inwiefern ist dir der Lemming ein Freund geworden?

Der Lemming und ich waren einander in den Anfangsjahren, glaub ich, sehr ähnlich. Ich mochte ihn sehr und ich glaub, er mochte mich auch ganz gern. Mit der Zeit haben wir begonnen, uns auf die Nerven zu gehen. Das ist auch für mich ein bisschen ein Grund gewesen dafür, dass der Polivka jetzt an seine Seite getreten ist. Weil der Polivka wieder andere Seiten hat, in denen ich mich auch wiedererkenne und die mir beim Lemming ein bisschen fehlen. Nämlich das Grantige, das doch auch manchmal Aufbrausende. Ja, insofern ergänzen sich die zwei auch ganz gut.

Ob Stefan Slupetzky Arthur Schnitzler oder Ödön von Horváth bevorzugt, wie er das Chaos in seinem Kopf ordnet und was in seinen Genen liegt, erfahrt ihr hier im Videointerview.

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Stefan Slupetzky ist ein Sprachkünstler, der es versteht, mit viel Feinsinn Bilder entstehen zu lassen, die sich einprägen. Nichts ist schwarzweiß, jeder hat eine Geschichte, stets hat es einen Grund, warum einer da ist, wo er heute ist. Slupetzky schaut ganz genau hin, wenn er seine Figuren zeichnet, und so manche wird einem bekannt vorkommen. Da ist der kleine Bub, der es mit den Schulkollegen so schwer hat, dass ihn eine Aura der Traurigkeit umgibt, da ist der frühere Neonazi, der sich für seine Tätowierungen schämt. Da ist jener Lehrer, der einmal Idealist gewesen ist, bevor ihm die Realität den Antrieb genommen hat, und der ehemalige Polizist, der jetzt nachts im Tierpark arbeitet und erst mehrere rauschhafte Nächte braucht, bevor er seinem Freund Polivka das Du anbieten kann – der Lemming. Wer ihn noch nicht kennt, sollte ihn schleunigst kennenlernen, allen anderen wünschen wir ein fröhliches Wiedersehen! Hier geht’s zum Buch!

Tatjana Kruse: Tannenduft mit Todesfolge – das Musical

Tatjana Kruse ist nicht nur die Königin der Krimödie, sondern auch eine Freundin von Lametta und weihnachtlichen Mordinstrumenten. Pünktlich zu Adventsbeginn verrät sie uns den Soundtrack zu ihren kein bisschen besinnlichen Krimikurzgeschichten!

Nein, Scherz. Es wird kein Musical geben. Aber es gibt tatsächlich eine Playlist zum Buch. Wenn ich schreibe, läuft immer Musik. Meistens instrumental. Doch sobald ich an einem Weihnachtskrimi sitze, muss es auch was Weihnachtliches sein. Nicht jeder der Kurzkrimis in „Tannenduft mit Todesfolge“ hat seinen eigenen Song, aber alle entstanden zu Musikbegleitung.

Meine absoluten Favoriten sind:

Als ich bei meinen Schafen wacht

Wieso mag man aus einer Fülle von Weihnachtsliedern eins ganz besonders? Keine Ahnung. Vermutlich hat es was mit der Kindheit zu tun. Und damit, ob man textsicher mitsingen kann. Besonders gern schmettere ich den Refrain: „Benedicamus Domino“. Wohlgemerkt, ich singe grundsätzlich immer schrecklich daneben, aber dafür mit viel Herzblut und gänzlich ohne Lautstärkeregler. Beim Weihnachtsliedersingen will man nicht neben mir stehen …

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All I Want for Christmas is You

Ein absolutes Muss zum Fest sind Weihnachtsfilme. Was sonst sollte man tun, während man den Festtagsbraten verdaut? Bei der Auswahl der Filme verstehe ich keinen Spaß – es müssen die Klassiker sein. „Tatsächlich Liebe“ steht ganz oben auf meiner Liste, noch vor „Die Hard“ und „Ist das Leben nicht schön?“ Besonders süß finde ich die aufkeimende Liebe zwischen den Kids und den Ohrwurm dazu:

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Santa Baby

Niemand hat „Santa Baby“ so verrucht gehaucht wie Eartha Kitt. Vermutlich, weil das gerüchteweise eins zu eins zu ihrem Leben passte. Und wenn ich ganz ehrlich bin, dürfte der Weihnachtsmann mir auch gern Luxusgüter durch den (nicht vorhandenen) Kamin ins Wohnzimmer plumpsen lassen. Champagner beispielsweise. Oder die BahnCard 100, erster Klasse. Oder den nur spärlich bekleideten Bill Nighy auf einem Eisbärfell. Ach ja, wenn schon träumen, dann groß!

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Fuck Christmas

Ja, jetzt tut’s weh, aber wenn beim Familienessen am ersten Feiertag die Fetzen fliegen und man wieder mal nur Socken und Küchengeräte geschenkt bekommen hat und am Ende auch noch der Baum Feuer fängt, weil Tante Gudrun auf echten Kerzen bestanden hat, dann möchte man mit Eric Idle diesen Song anstimmen:

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Have Yourself a Merry Little Christmas

Es begab sich aber eines Tages, dass ich – weil in Eile – zügig die Hotelaufzugskabine verließ, ohne nach links und nach rechts zu schauen. Und so prallte ich volle Kanne gegen einen Mann, der mir gefühlt gerade mal bis zum Knie reichte. Es war Michael Bublé, der zufällig im selben Hotel nächtigte wie ich. Und seitdem mein Knie durch diese Berührung geadelt wurde und er sich, obwohl völlig unschuldig, so ungemein charmant und gentlemanlike bei mir entschuldigt hat, höre ich ihn echt gern. Alles von ihm, aber besonders gern die Schmachtfetzen. Und dann tätschele ich schon mal versonnen mein Knie.

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O du fröhliche

Einmal im Jahr ist in meinem Heimatort – und sicher nicht nur dort – die Kirche nicht nur randvoll besetzt, sondern bis zum Platzen überfüllt. Zum einen ist es Tradition, an Weihnachten in die Kirche zu gehen, zum anderen hofft so mancher insgeheim bestimmt, er könnte an einem Abend gutmachen, was er das ganze Jahr über hat schleifen lassen. Doch warum auch immer, in St. Michael befinden sich dann sage und schreibe 1200 Menschen. Und wenn die am Ende des Gottesdienstes O du fröhliche anstimmen, dann kriege ich jedes Mal Gänsehaut. Am ganzen Körper.

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Bonustrack

Es gibt ein Instrumentalstück, das bei mir zu Weihnachten nicht fehlen darf: Der Peanuts Christmas Song von Vince Guaraldi. Als Kind war ich viel allein und verbrachte die Weihnachtsferien mehrheitlich auf dem Bauch liegend vor dem Fernsehgerät. Damals liefen immer Die Peanuts. Ich habe sie geliebt. Bis heute bringt mich nichts so sehr in Friede-Freude-Gänsekeule-Stimmung wie dieser Song, und er lief auch gesichert beim Schreiben jedes einzelen Kurzkrimis von Tannenduft mit Todesfolge als Hintergrundmusik:

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Welche Weihnachtsgeschichten zu diesem wunderbaren Soundtrack tatsächlich entstanden sind, könnt ihr in „Tannenduft mit Todesfolge“ selbst entdecken! Tatjana Kruse versammelt mörderisch-bunte Gestalten um ihren Weihnachtstisch – und unter dem Tisch stapeln sich diverse Leichen. Perfekt für alle, die zwischen Geschenkekauf und Deko-Wahnsinn so richtig was zu lachen brauchen: eine kruselig-schöne Bescherung!

„Kruse schießt die Pointen völlig ungeniert gleich salvenweise aus der Hüfte, und sie bricht lustvoll mit wirklich allen gängigen Klischees ihres Genres.“
Ralf Kramp für den FOCUS 

Tatort Tannenbaum: kriminell komische Weihnachtskrimis von Tatjana Kruse! (Leseprobe)

Eine mörderische Bescherung: Weihnachten mit Krimi-Kruse

Himmlische Ruh? Niemals nicht! Wenn die Königin der Krimödie Weihnachten feiert, geht es alles andere als besinnlich zu. Da treffen Gangster im Rauschgoldengelkostüm mit Pumpguns unterm Kleidchen auf giftige Schoßschlangen, da angelt man beim Eisfischen menschliche Füße, da wird der Weihnachtsmann zum Axtmörder, da färbt sich weißer Schnee blutrot – und der Weihnachtself ist unpässlich, weil ihm ein Pitbull in den Hintern gebissen hat. Wo die Weihnachtsgans vergiftet ist und Santa in Wahrheit ein Killer, da hat an den Tatorten ganz bestimmt eine ihre Spuren hinterlassen: Tatjana Kruse. Mit ihrem unvergleichlichen Humor macht sie die sonst ja angeblich so stille Weihnachtszeit zu einem Feuerwerk an Pointen und sorgt für rundum gute Laune.

Leseprobe zu: Tannenduft mit Todesfolge

Brief an meinen Mörder

Hallo, Alter –

entschuldige die plumpe Anrede, aber so ein Mord ist ja etwas sehr Intimes, das uns für immer verbindet, auch wenn wir uns kaum kennen, da darf ich sicher auf das informelle Du zurückgreifen. Ich will zugeben, dass es mich sehr überrascht hat, als du plötzlich vor mir aufgetaucht bist, inklusive Skimaske und Eispickel. Damit rechnet man ja nicht, schon gar nicht im vorweihnachtlichen Morgengrauen. Aber unverhofft kommt oft, wie meine Großmutter immer zu sagen pflegte.

© Jürgen Weller

Zu meiner Verteidigung darf ich anführen, dass ich ehrlich nicht mit einem Überfall gerechnet habe – ich meine, wer überfällt schon eine sechzigjährige Putzfrau, die um halb sechs in der Frühe den Eingang zum Supermarkt feudelt? Geld ist bei mir nicht zu holen, und wie viele perverse Sittenstrolche mit Oma-Fetisch gibt es schon? Die Wahrscheinlichkeit, dass es mich trifft, hielt ich immer für kleiner gleich null. Aber ich hatte nach fünfunddreißig Jahren als Sekretärin auch nicht damit gerechnet, dass ich kurz vor der Rente entlassen würde und mir mein Geld als Hygienefachfrau verdienen müsste. Das Leben spielt uns oft üble Streiche … hab ich recht oder hab ich recht? Jedenfalls dachte ich bis zu dem Moment, wo du den Eispickel hochgehoben hast, dass es sich um einen Überfall handeln müsse. Es tut mir leid, aber ich dachte, du bist einer von diesen grobmaschig Gestrickten, die denken, ich würde die geheime Zahlenkombination für den Safe im Büro des Geschäftsführers kennen oder so.

Aber nein, du wolltest kein Geld, du wolltest nur mein Leben. Ich sage „nur“, obwohl es natürlich das Kostbarste ist, was ich habe. Aber es ist kein Sachwert, nichts, was man veräußern könnte. Kurz und gut, es tut mir leid.

Mir tut leid, dass ich das Abonnement der Tageszeitung gekündigt habe, sonst hätte ich gelesen, dass ein blutrünstiger Kerl mit Eispickel schon drei Mal zugeschlagen hat. Immer frühmorgens, immer Frauen. Eine Bäckermeisterin und zwei Zeitungszustellerinnen. Mir tut leid, dass ich deshalb mit so etwas nicht gerechnet habe, sonst hätte ich womöglich anders reagiert. Aber so erwischte es mich unverhofft.

Du hast offenbar nicht damit gerechnet, dass eine alte Frau so schnell zur Seite hüpfen kann, diese Fehleinschätzung teilen viele. Ich hätte dann natürlich weglaufen sollen, das ist mir rückblickend klar. Aber als dein Eispickel sich in den Parkplatzboden bohrte, weil du in der Bewegung nicht so rasch innehalten konntest, da brach sich irgendetwas in mir Bahn. Ich hätte dir in diesem Moment nicht in die Kniekehlen treten sollen. Und vor allem hätte ich nicht mit meinem Putzeimer so fest auf deinen Hinterkopf einschlagen sollen. Mehrmals. Es stimmt auch nicht, dass die Verschlusskappen des Rohrreinigers und des Kalkentferners im Eimer locker saßen und sich dir deshalb versehentlich eine tödlich verätzende Mischung aus Rohrreiniger und Kalkentferner in Augen und Rachen ergoss. Das habe ich absichtlich getan. Weil ich ziemlich böse war. Vergiss nicht, du wolltest mich mit einem Eispickel erschlagen. Da kann man schon mal die Fassung verlieren. Also, was ich eigentlich sagen wollte … na ja, im Grunde will ich es nicht sagen, aber der Polizeipsychologe meinte, es würde mir guttun, wenn ich es aufschreibe und den Brief anschließend verbrenne, weil ich sonst womöglich ein posttraumatisches Stresssyndrom entwickle und nie wieder im Morgengrauen putzen gehen kann … was ich also sagen wollte, ist, es tut mir leid. Und das nicht nur, weil es bestimmt schlechtes Karma gibt, so kurz vor Heiligabend jemand zu killen. Ich hätte weglaufen und dich später bei einer polizeilichen Gegenüberstellung wiedererkennen können. Vermutlich hättest du fünfzehn Jahre mit anschließender Sicherheitsverwahrung bekommen. Es hätte vielleicht noch viel Lebenszeit vor dir gelegen. Aber es kam anders. Unverhofft kommt eben oft …

Herzlichst, dein Opfer

Töten statt Flöten: kriminell komische Weihnachtsgeschichten zum Vor- und Selberlesen

Wenn es draußen schneit und die Kinderlein all auf der Blockflöte Weihnachtslieder quietschen, empfehlen wir zur allgemeinen Stimmungsaufhellung wärmstens die Lektüre von wenig besinnlichen Weihnachtskrimis.
„Kruse schießt die Pointen völlig ungeniert gleich salvenweise aus der Hüfte, und sie bricht lustvoll mit wirklich allen gängigen Klischees ihres Genres.“ So schön formuliert es Krimi-Kollege Ralf Kramp für den FOCUS – und trifft damit ins Schwarze.
Tatjana Kruse versammelt mörderisch-bunte Gestalten um ihren Weihnachtstisch – und unter dem Tisch stapeln sich diverse Leichen. Perfekt für alle, die zwischen Geschenkekauf und Deko-Wahnsinn so richtig was zu lachen brauchen: eine kruselig-schöne Bescherung! Hier geht’s zum Buch!