Kategorie: Krimi

„Wenn ich alles immer nur bierernst nehmen würde, könnte ich nur noch weinen.“ Interview mit Franziska Singer und Amrei Baumgartl vom Podcast „Darf’s ein bisserl Mord sein?“

„Darf’s ein bisserl Mord sein?“ fragen Franziska Singer und Amrei Baumgartl ihre Hörer*innen jeden Montag in ihrem gleichnamigen True-Crime-Podcast. Mit viel Wiener Schmäh sprechen die beiden über kuriose, ungelöste und längst vergessene Kriminalfälle aus der ganzen Welt und quer durch die Geschichte. Alles, was in den Montagsfolgen keinen Platz findet, wird am Donnerstag im „Extrablatt“ besprochen: Skurriles, Lustiges und Brandaktuelles – Hauptsache mit Bezug zu Verbrechen und Kriminalität.

Franziska, wie und wo findest du die Fälle, über die ihr im Podcast sprecht?

Franziska: Ich habe 2018 begonnen, eine Liste von Fällen anzulegen, über die ich gerne mehr erfahren möchte. Diese Liste besteht nun aus etwa 300 Kriminalfällen aus der ganzen Welt, nach Ländern geordnet. Die sehe ich durch, und schau dann, was mich gerade besonders interessiert. Das sind zwar hauptsächlich Mordfälle, aber auch andere Verbrechen befinden sich darunter, wie der eine oder andere Bankraub. Ich versuche immer, etwas zu finden, das man noch nicht 1000-mal gehört hat.

 

Welche Fälle gehen euch besonders nahe?

Franziska: Fälle von schwerer Folter, oder wenn Kinder betroffen sind – das ist für mich schwer zu ertragen. In einem Fall, wo beides zusammenkam, habe ich bei der Recherche auch abgebrochen, und mir einen anderen Fall ausgesucht.

Amrei: Fälle, wo Kinder die Leidtragenden sind, sind für mich besonders schwer auszuhalten. Und Fälle, wo Täter*innen über einen langen Zeitraum ihre Verbrechen akribisch geplant und durchgeführt haben – diese eiskalte Berechnung und Vorgehensweise schockiert mich immer wieder.

 

Gibt es manchmal Täter*innen, für die ihr Sympathie empfindet?

Franziska: Das ist schwer zu sagen, finde ich. Jede*r hat die Möglichkeit, sich für oder gegen die Kriminalität zu entscheiden. In ganz seltenen Fällen kommt dann aber schon so ein Funke Mitleid bei mir auf. Oder ab und an sagen wir auch: Ja, das kann ich verstehen. Da geht es aber eher darum, dass sich jemand, der selbst Opfer wurde, beginnt, zu wehren.

Amrei: Sympathie für Täter*innen und deren Taten definitiv nicht – es kann sich aber durchaus eine gewisse Form von Empathie einschleichen bei manchen Fällen. Wenn z.B. aus verzweifelter Ohnmacht oder Notwehr gehandelt wird, oder wenn die Biografie der Täter*innen eine sehr traurige ist. Das entschuldet dann zwar noch immer keine Form von Gewalt (Notwehr ausgenommen), zeigt aber auch ganz deutlich, dass eine simple Unterteilung in „Gut“ und „Böse“ nicht wirklich ausreicht.

 

Ihr beschäftigt euch mit so vielen realen Kriminalfällen. Habt ihr das Gefühl, dass das Justizsystem gut funktioniert, was den Umgang mit Täter*innen oder den Umgang mit Opfern betrifft?

Franziska: Was ich gar nicht nachvollziehen kann, ist, wie immer noch mit Stalkern oder in Fällen sogenannter häuslicher Gewalt umgegangen wird. Hier gibt es anscheinend immer noch keinen ausreichenden Schutz für die Opfer! Auch für Straftaten, die über das Internet begangen werden, gibt es oft noch nicht ausreichende Möglichkeiten der Verfolgung, weil es kein Rechtssystem gibt, das in jedem Land dasselbe ist. Und so seltsam es klingt, aber wenn wir das All bereisen, müssen wir auch einen Weg finden, Straftaten, die dort geschehen, zu verfolgen …

Amrei: Wo es auf jeden Fall Nachbesserungsbedarf gibt, ist der Umgang mit Opfern von häuslicher Gewalt. Ein ausgesprochenes Betretungs- oder Annäherungsverbot, zum Beispiel, hindert Täter*innen ja oftmals nicht an weiterer Gewaltausübung und bietet den Opfern definitiv zu wenig Schutz.

 

Braucht ihr einen Ausgleich zum Thema True Crime? Wird euch die Beschäftigung mit Mord und Kriminalität manchmal zu viel?

Franziska: Mir hilft es sehr, wenn wir nach der Podcast-Aufnahme miteinander spazieren gehen, oder gemeinsam etwas essen, und den Fall noch einmal Revue passieren lassen. Und dann über etwas ganz anderes sprechen, um wieder auf andere Gedanken zu kommen! Darum haben wir auch das „Darf’s ein bisserl Mord sein? – Extrablatt“, das jeden Donnerstag erscheint, wo wir durchaus auch über lustige Fälle sprechen – wie z.B. eine Ratte, die jemandem das Frühstück gestohlen hat.

Amrei: Ein Ausgleich ist durchaus sehr wichtig und auch notwendig. Deswegen schließen wir ja auch jede Episode mit „Was Schönes zum Schluss“ ab, wo wir uns und unsere Hörer*innen auf ganz andere und leichtere Gedanken bringen. Ganz wichtig ist auch der gemeinsame Austausch mit Franziska – und natürlich ein achtsamer Umgang mit sich selbst und den eigenen Bedürfnissen. Manchmal braucht man dann einfach ein Stückchen Schokolade mehr. 😉

 

Passen Tod und Humor zusammen?

Franziska: Auf jeden Fall. Eine schreckliche Sache wird nicht weniger schlimm dadurch, dass man keine Witze darüber macht. Wenn ich alles immer nur bierernst nehmen würde, könnte ich nur noch weinen. Beim Podcast ist es uns aber wichtig, uns nie auf Kosten der Opfer lustig zu machen. Wir können aber durchaus mal über das Versagen der Ermittler einen Scherz machen – oder, wenn ein Täter sich besonders tollpatschig angestellt hat.

Amrei: Das eine schließt das andere ja nicht aus. Wir legen bei unserem Podcast großen Wert auf respektvollen Umgang mit den Opfern und deren Angehörigen. Humor und eine gewisse Form von Leichtigkeit sind meiner Meinung nach allerdings äußerst wichtige Blickwinkel, um sich nicht ausschließlich auf Tragik und Tristesse zu fokussieren.

 

Mehr von Franziska und Amrei kannst du auf allen gängigen Podcastplattformen und natürlich auf ihrer Webseite hören: www.darfseinbisserlmordsein.com/podcast

Bei Instagram findest du sie unter @darfseinbisserlpodcast.

Kriminalbiologe Mark Benecke im Interview zum Spurenlesen, zu genialen Ermittler:innen und Zombies

Diesen Mann hätten viele Ermittler:innen in Krimis gerne an ihrer Seite: Mark Benecke. Klingelt da was? Ja genau, das ist der Kriminalbiologe, der mit seinen forensischen Forschungen international Furore macht. Vielen ist er durch seine Zusammenarbeit mit diversen Tierchen bekannt. Nicht umsonst nennt man ihn auch „Herr der Maden“. Die finden manche possierlich, die anderen eher … nun ja, krabbelig-gruselig. Andere wiederum finden am gruseligsten, dass Mark Benecke auch mal Adolf Hitlers Schädel auf dem Tisch hatte. Interessant und faszinierend ist seine Arbeit allemal. Doch Marks Expertenwissen reicht weit über den Seziertisch hinaus: Er ist auch Donaldist, Mitglied der Deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft und der Transylvanian Society of Dracula. Nina Gruber hat sich mit ihm über Sherlock Holmes, das verkorkste menschliche Verhältnis zum Tod, über Zombies und Bücherskorpione unterhalten.

Mark, Sherlock Holmes und du, ihr seid praktisch Berufskollegen. Du bist Mitglied in der Deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft. Was an seiner Herangehensweise gefällt dir besonders gut?

Alle kriminalistischen Regeln, die ich anwende, finden sich bei Sherlock Holmes. Das fand ich, als ich es bemerkte, zunächst seltsam und irgendwie gruselig, jetzt aber saucool. Während in Krimis oft das Einschluss-Verfahren verwendet wird, ist es bei Holmes oft andersrum, er schließt also aus, was nicht sein kann. Das ist wichtig, da es so rum genauso beweiskräftig ist: Erst wenn man alles ausgeschlossen hat, was nicht sein kann, muss das, was übrigbleibt, stimmen — und jetzt kommt’s: egal, wie unwahrscheinlich es ist.

In Krimiserien siehst du meistens nur Einschlüsse. Detektiv:innen oder Polizistin:innen laufen rum und kommen nach und nach durch Spuren, die sie finden, oder durch Zeug:innenaussagen der Sache näher. So funktionieren Krimis. Aber das Ausschlussverfahren bedeutet, dass man erst mal ausschließen muss, was nicht sein kann. Und zwar nicht durch Denken, sondern durch echtes Untersuchen.

Wenn zum Beispiel hier in der Wohnung eine Leiche gefunden wird, kann ich fragen, von wem die Erbsubstanz unter den Fingernägeln der Leiche ist, aber ich könnte auch genauso gut fragen: Wer kann es nicht gewesen sein? Es ist egal, wie naheliegend, lebensnah, vernünftig, logisch, planbar oder sonst etwas die Lösung ist. Deswegen sind die Sherlock-Holmes-Geschichten wirklich gut. Es gibt ja moderne Krimiautor:innen und dicke Anmerkungs-Bücher dazu, die kritisieren die Brüche in den Geschichten. Das finde ich aber nicht so schlimm. Ich glaube eher, dass die modernen Krimiautor:innen nicht raffen, welche Regeln dahinterstecken, denn Sherlock Holmes ist ja Chemiker.

Das bringt mich auf die Frage, ob sich manchmal Krimi- oder Drehbuchautor:innen bei dir melden, um sich Rat zu holen zur Plausibilität der Abläufe in ihren Büchern und Filmen?

Ja, sehr oft. Das ist aber meist ein einseitiges Vergnügen, weil ich erstens wirklich immer gratis arbeiten soll und zweitens letztlich immer die gute Geschichte entscheidet: Liebe, Hass, Rache, solche Sachen, die mich nicht interessieren. Die kriminalbiologischen Spuren sind nur die Kirsche auf der Sahne auf dem Eis auf den bunten Streuseln, also eigentlich verzichtbar. Mit manchen Autor:innen mache ich daher einfach Quatsch, der zu deren Handlungsgerüst passt. Fürs Fernsehen habe ich beispielsweise mal einen Käfer, dessen Gift nach einer bestimmten Zeit einen Herzinfarkt auslöst, erfunden: Das sah das Drehbuch ohnehin vor. Den lateinischen Namen habe ich dann ganz korrekt erfunden. Fanden alle gut, nachdem sie eingesehen haben, dass sie sich eh kein bisschen für die Tatsachen interessieren, sondern für eine gute Geschichte.

Dein Team besteht nicht nur aus Menschen, auch andere Tiere helfen mit bei eurer Arbeit. Welches Tier sollten sich Ermittler:innen in Kriminalromanen an ihre Seite wünschen?

Hängt von der Figur ab. Kauzigen Menschen würde ich vielleicht einen Papagei empfehlen, mit dem sie „sprechen“ können, Vielreisenden eher was Kleineres und Transportables, etwa Fauchschaben. Artgerecht ist aber beides nicht, daher

Dipl.-Biol. Dr. rer. medic., M.Sc., Ph.D. Mark Benecke ist seit über 20 Jahren als Kriminalbiologe im Einsatz und Deutschlands einziger öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für biologische Spuren. Darüber hinaus publiziert Mark Benecke wissenschaftliche Artikel, Sachbücher und Experimentierkästen, ist Landesvorsitzender von DIE PARTEI in Nordrheinwestfalen, Mitglied des Vereins Pro Tattoo und hat verschiedene musikalische Projekte am Laufen. – Foto: Thomas van de Scheck

Viele von uns haben Angst, dass mit dem Tod alles zu Ende ist: nie mehr Popcorn essen, nie mehr dies, nie mehr das. Dabei wird’s körperlich nach dem „Ende“ ja erst so richtig interessant: Da finden körperliche Veränderungen in einem beachtlichen Tempo statt. Da verändern sich Form und Farbe, Bakterien feiern Partys, die verschiedensten Tiere tun sich gütlich an unserem Körper, da entstehen Gase und Gerüche. Rückwärts und im Zeitraffer vom lebenden Körper zum Humus, der dann wieder zu was anderem wird. Ziemlich cool eigentlich. Was man aus der Abfolge und den Gesetzmäßigkeiten dieser Vorgänge für die Zeit vor dem Tod ablesen kann, damit beschäftigst du dich in deinem Berufsalltag. Die körperliche Ebene des Sterbens und des Todes ist für dich eine ganz natürliche. Keine, vor der man Angst oder Ekel empfinden muss. Wie aber schaut es mit der „menschlichen“ Komponente dahinter aus? Mit den Geschichten und Angehörigen hinter den Körpern auf dem Seziertisch? Welchen Umgang hast du dabei für dich gefunden?

Sehr offen reden und sehr genau hinschauen, was die Menschen wirklich wollen. Nicht über Gefühle reden, aber sie erkennen. Beispiele: Manche haben einen schlimmen Ehekrach, wenn ihr Kind stirbt („wäre es auf eine andere Schule gegangen, wäre alles anderes gewesen, aber Du wolltest ja unbedingt …“), manche wollen nach einem Sexualdelikt nicht die „Dummen“ oder Schwachen sein, manche wollen im Knast einfach nur weiter von ihrer Mutter oder Familie besucht werden.

Diesen Menschen sind die Spuren weniger wichtig, hier reichen oft schon Gespräche, um den Verlauf des bisher bekannten sachlich einzuordnen. Wie aussagekräftig ist der genetische Fingerabdruck in diesem Fall? Warum interessierte sich niemand für die Kleidungsfasern?

Andere hingegen möchten wirklich untersuchen lassen, ob die Erbsubstanz auf diesem neu aufgetauchten Gegenstand vom vor Jahren verschwundenen Enkel stammen kann und ob das Kind folglich vielleicht doch noch lebt. Manche streben eine Wiederaufnahme ihrer Gerichtsverhandlung an, aber dazu müssen neue Spuren her, und was „neu“ ist, entscheidet das Gericht, nicht der Verstand. Welche Spuren gibt es also überhaupt noch, die nicht schon rechtlich „verbraucht“ sind? Es gibt auch Täter:innen, die einfach nur reden wollen, weil alle sie für Monster halten.

Daher: Immer bei der Sache bleiben, immer „eindampfen“, um was es wirklich geht und was an Spuren vorhanden ist und nützt. Die Gefühle dürfen ruhig zu uns überspringen, aber sie dürfen keine fachlichen oder sachlichen Entscheidungen beeinflussen. Niemals, egal, warum und wie.

Wir Menschen schwimmen doch eh in Ozeanen aus Scheiße: Kriege, Völkervernichtungen, Ausgrenzung, Machtspielchen, Wichtigtuerei zu Lasten anderer … Wenn wir das alles an uns ran lassen würden, würde nichts mehr funktionieren. Wer noch nie die Aussagen der Menschen im Auschwitz-Prozess in Frankfurt/Main oder von Eichmann selbst und den Zeuginnen und Zeugen 1961 in Jerusalem gehört hat: bitte schön. Mal in Ruhe und ganz lange anhören. Ist alles gratis online. Dann nach vierzig Stunden, das würde ich mal als untere Grenze ansehen, prüfen, welche messbaren, prüfbaren Spuren sich außerhalb der sehr starken Gefühle ergeben und welche nicht. Wer das kann, hat verstanden, was ich meine.

Ich hab gesehen, dass es eine Totenmaske von dir gibt, die man vergoldet und signiert erwerben kann. Ist das für dich eine humorvolle Art, mit dem Tod umzugehen? Ist das die shiny, sexy Seite des Todes? Ist tot das neue lebendig?

Wüsste ich auch gerne, ist das totale Herzensprojekt unserer Grafik-Nerdin Satanka. Sie hat mir monatelang damit in den Ohren gelegen und die Maskenform professionell fertigen lassen, bemalt sie dann selbst und gießt sie auch selbst mit Spezialgips aus. Was die daran so liebt, weiß nur sie. Es gibt übrigens noch eine schöne Geschichte zu Totenmasken, einfach mal nach der Unbekannten aus der Seine (dem Fluss) googeln

Ich fand die Bilder vom Abdruckmachen witzig. Das sah aus, als hättest du warme Käsesauce mit Minzfrosting im Gesicht. Wie hat es sich angefühlt?

Nun, die Damen — Tina, meine Kollegin, Ines, meine Frau und ebenfalls Mitarbeiterin, sowie Satanka, die Grafikerin — haben nur Faxen gemacht. Ich bestimme ja sonst, was passiert. Mit einer dicken Schicht im Gesicht, blind und darauf angewiesen, dass das Atemloch nicht verschlossen wird, hatten sie mit mir ihren Spaß.

Du bist Mitglied der Transylvanian Society of Darcula, beschäftigst dich mit den Verwesungserscheinungen und der Kulturgeschichte, die hinter den Phänomenen Vampir und Zombie stecken. (Wer wissen möchte, woran man einen echten Zombie erkennt oder warum manche Tote einfach nicht still liegen bleiben können, sollte sich mal hier und hier umsehen.) Und du zeigst: Eigentlich sind das ganz harmlose Zeitgenoss:innen. Doch wir Menschen haben ein gespaltenes Verhältnis zu Zombies, Geistern und Vampiren: Wir fürchten sie, wir finden sie faszinierend, manchmal auch absurd und komisch, wir ekeln uns vor ihnen, gleichzeitig üben sie Anziehungskraft aus. Woher, glaubst du, kommt unsere komplizierte Beziehung zu ihnen?

Ich bin sogar Weltpräsident der Transsylvanian Society seit unser geliebter Chef gestorben ist. Die komischen Beziehungen sind vielfältig und ändern sich. Zombies waren zwischendurch mal ein Auffanggefäß für die Angst vor Migrant:innen, die ja angeblich auch gefährlich sind und langsam, aber sicher anrücken. Früher standen sie auch mal für psychisch Kranke, die wir oft nicht verstehen wollen, oder einfach die Angst vor Pandemien oder Epidemien. Bei Geistern schwingt oft der Jenseitsglaube mit, aber je nach Kultur verschieden: Im angloamerikanischen Raum haben die Seelen oft noch eine Rechnung offen, in Deutschland geistern sie eher ziellos herum und machen lieber ungestört im Jenseits ihr Ding. Zu Vampiren habe ich schon mehrere Fachbücher geschrieben, das ist unerschöpflich, ich sage nur Liebe, Schmerz, Hoffnung und ewige Bindung.

Noch eine letzte Frage zum Schluss: Was hat es mit dem Bücherskorpion auf sich? Ist der cool? Sollten wir Verlagsmenschen uns T-Shirts mit ihm drucken lassen?

Jawohl! Er ist supercool, und alle Menschen sollten die hübschen Tiere nicht nur auf Shirts, sondern auch lebend in ihren hoffentlich alten und verstaubten Bibliotheken haben. Die Tiere brauchen was zu fressen …

Ein Sticker stellt sich vor – Publikumsliebling Siegfried Seifferheld ergreift das Wort

Tatjana Kruse, auch bekannt als: ‚Die mit dem Gartenzwerg tanzt‘, hat rund um den stickenden Ex- Kommissar aus Schwäbisch Hall einen unvergleichlich komischen Kosmos geschaffen. Wir haben Siggi Seifferheld gebeten, sich selbst vorzustellen.

Die Meisterin der Krimödie herself: Tatjana Kruse versteht es wie keine zweite deutsche Autorin, Spannung und Lachtränen zu verquicken und in Buchform zu gießen. Foto: © Jürgen Weller

Mit Nadel und Faden gegen das Böse

Grüß Gott, mein Name ist Siegfried Seifferheld, aber nennen Sie mich ruhig Siggi, mit Förmlichkeiten hab ich’s nicht so. Ich bin Kommissar – na ja, Ex-Kommissar, seit mich bei einem Banküberfall eine Kugel in der Hüfte traf, die nicht herausoperiert werden konnte.

Jetzt führe ich meinen Hund Onis mit der Gehhilfe Gassi. Aber man kann nicht einfach von 100 auf 0 zurückfahren, wenn man vierzig Jahre lang gegen das Böse gekämpft hat. Also zuckt meine Ermittlernase auch weiterhin, wenn in Schwäbisch Hall, wo ich wohne, ein Kapitalverbrechen geschieht. Was zugegebenermaßen nicht oft vorkommt, weshalb ich in meiner Freizeit angefangen habe zu sticken. Sticken, ohne r. Wie in Sinnsprüche-auf-Kissenbezüge-Sticken. Anfangs habe ich das noch heimlich getan, weil da, wo ich herkomme, gilt das Sticken immer noch als Frauensache. Mittlerweile habe ich aber sogar meine eigene, interaktive Radiosendung „Sticken für Männer – echte Kerle sticken ohne Fingerhut“.

Einmal Schnüffler, immer Schnüffler

Meine Leidenschaft gehört immer noch dem Aufklären von Straftaten, kurzum: dem Schnüffeln. Auch wenn die Frauen in meinem Leben mir das ausreden wollen – ich sei zu alt und nicht mehr fit genug. Aber man ist nie zu alt für das, was man mit Herzblut macht. Das binde ich meiner Frau Marianne (taff), meiner Tochter Susanne (auch taff, Managerin bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall) und meiner Schwester Irmi (noch viel tafferer, Spitzname: die Admiralin) dann natürlich nicht auf die Nase. Meistens, wenn ich die Fährte eines Verbrechers aufnehmen will, erzähle ich ihnen, ich würde mit den Jungs von der Männerkochkursgruppe der Volkshochschule grillen. Oder etwas in der Art. Unglücklicherweise kommen sie mir immer auf die Schliche. Denn ich bin zwar ein alter Hase, aber manchmal glaube ich, das Hobby der Schicksalsgöttinnen ist es, mir Knüppel zwischen die Beine zu werfen …

In „Stick oder stirb!“ will Seifferheld den Insassen der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Hall das Sticken beibringen, gerät indes aber mitten in den Erbfolgekrieg einer russischen Mafiafamilie und wird bei einer spektakulären Flucht als Geisel genommen. Diesmal geht es nicht nur darum, einen Fall zu lösen, dieses Mal geht es um sein Leben!

Schrullig, liebenswert, Seifferheld: Zum bereits siebten Mal ist Siggi Seifferhelds Spürnase gefragt, um in Baden-Württemberg wieder Recht und Ordnung zu installieren. Das Must-have für alle Freund*innen der Krimikömodie!

 

Der Club der toten Sticker“ fällt ein Männerstickkränzchenmitglied nach dem anderen tot um, gemeuchelt mit einer Präzisionsschleuder. Wer tut sowas? Ein Stricker mit rrr, also einer aus dem gegnerischen Lager? Oder ein Traditionalist, der es nicht erträgt, wenn Männer diese ehemalige Frauen-Domäne für sich erobern? Und wird er erst aufhören, wenn auch Siggi Seifferheld, der prominenteste unter den Männer-Stickern, tot ist? Oder ist Siggi selbst größenwahnsinnig geworden und will die Konkurrenz ausschalten?
Von Letzterem gehen leider die Ex-Kollegen von der Mordkommission aus, weil: Alle Indizien sprechen gegen Siggi. Herrje! Da muss er den Täter wohl wieder einmal selbst aufspüren …

 

„Die Fälle werden nicht innerhalb einer Dreiviertelstunde gelöst“ – Gespräch mit Landeskriminalbeamtin Franziska Tkavc

Auch, wenn sie uns zuweilen schlaflose Nächte bescheren und uns nach Luft schnappen lassen: Wir lieben sie, die spannenden Fälle unserer Protagonist*innen. Doch wie realistisch ist eigentlich die Polizei- und Ermittlungsarbeit, in die uns Kriminalromane mitnehmen? Und was empfiehlt eine Kriminalbeamtin, damit wir uns im Alltag sicher fühlen können? Linda Müller hat sich mit Franziska Tkavc über ihre Arbeit unterhalten.

Franziska Tkavc beschäftigt sich im Landeskriminalamt Wien unter anderem mit Gewaltprävention und Frauensicherheit. (c) privat

Liebe Franziska, so einen Tag am Landeskriminalamt stelle ich mir sehr aufregend vor – entspricht das der Wirklichkeit? Wie kann man sich so einen klassischen Arbeitstag von dir vorstellen, falls es so einen überhaupt gibt?

Ach, der klassische Arbeitstag im LKA ist genauso geprägt von viel Administration und manchmal gefühlter „Eintönigkeit und Unaufgeregtheit“, wie in jedem anderen Job auch. Was für viele Außenstehende spannend ist, ist wie in jedem anderen Beruf auch, Routine. Natürlich lassen einen die menschlichen Schicksale nie emotional unberührt, nur sind sie für uns halt unser täglich Brot, wir müssen sie „abgeklärt“ betrachten, um gute Arbeit leisten zu können, und sind daran gewöhnt.

Gewaltprävention zum Beispiel ist ein breites Betätigungsfeld meinerseits, und im Zuge von Sicherheitsschulungen für Institutionen, die mit gewaltbereitem und aggressivem Klientel zu tun haben, muss ich mich immer wieder mit verschiedenen Situationen dieser Art auseinandersetzten – aber da ich mich regelmäßig damit beschäftige, bin ich darin routiniert.

Hast du viele Kolleginnen*, oder bist du eher von Kollegen* umgeben? Braucht man als Frau* beim LKA besonders viel Durchsetzungsvermögen?

In der Gruppe Kinderschutz wie auch in der Opferschutzgruppe sind sogar mehr Kolleginnen* tätig als Kollegen*. Generell hält sich aber die geschlechterspezifische Aufteilung in der gesamten Kriminalprävention so ziemlich die Waage. Und was das Durchsetzungsvermögen betrifft, so kommt es – wie überall anders ja auch – auf die eigene Persönlichkeit an

Eines der Spezialgebiete ist Sicherheit für Frauen*. Würdest du aufgrund deiner Erfahrung sagen, man muss sich vor dem Unbekannten in der Dunkelheit fürchten, oder lauern die Gefahren ganz woanders?

Jede Frau* (wie aber auch jeder Mann*) hat ein individuell empfundenes Sicherheitsgefühl. Dadurch machen uns verschiedene Dinge/Situationen/Menschen/Umgebungen unterschiedlich unangenehme Gefühle, bis hin zur Angst. Natürlich ist die Angst vor dem „Fremden“ oftmals erheblich größer als vor der unmittelbaren Umgebung. Was sehr trügerisch sein kann, da es gerade auch in unserem näheren Umfeld oder in unserem Privatbereich zu gefährlichen Situationen/Unsicherheiten kommen kann. Nur nimmt man es leider oftmals viel zu spät wahr oder ist man sich dessen nicht so bewusst.

Kriminalprävention ist ein wichtiger Bestandteil deines Arbeitsfeldes. Wenn du unseren Leser*innen einen Tipp geben könntest, wie sie sich im Alltag vor gefährlichen Situationen schützen können, welcher wäre das?

  • Aufmerksam sein!
  • Auf sich und sein eigenes Bauchgefühl vertrauen, es nicht als „mimosenhaft“, „überempfindlich“ oder gar „unmännlich“ abtun. Dieser natürliche Instinkt ist aufgrund von verschiedenen Einflüssen im Laufe der Jahrhunderte immer weiter degeneriert, früher jedoch hat er unseren Vorfahren das evolutionsbedingte Überleben gesichert …
  • Sich mit sich selbst gut auseinandersetzen und dadurch präventive Voraussetzungen schaffen. Dies kann ganz profan sein: zum Beispiel eine Situation, die eigenen Möglichkeiten nur einmal gedanklich durchgehen (wie würde ich agieren, was könnte ich da tun); den Platz in der U-Bahn anders wählen; auf die eigene Körperhaltung, das „richtige“ Tragen der Handtasche etc. achten; im Freundeskreis lernen, NEIN zu sagen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben …

Du kommst zwangsläufig mit Gewaltverbrechen in Kontakt und hast sicherlich schon viel Furchtbares gesehen. Würdest du sagen, das hat dich privat vorsichtiger gemacht, weil du weißt, was passieren kann?

Vorsichtiger vielleicht nicht. Ich würde eher sagen, bewusster.

Kannst du uns verraten, was sich an der Polizeiarbeit in Kriminalromanen und der echten am meisten unterscheidet?

  • Die Fälle werden nicht innerhalb einer Dreiviertelstunde gelöst.
  • Das berühmte und oft zitierte Massenspektrometer bietet nicht auf alle technischen Fragen die ultimative Antwort.
  • Anders als die Protagonist*innen in einem Kriminalromanen erledigen die ermittelnden Beamt*innen nicht nebenbei auf eigene Faust Wohnungsöffnungen oder entschärfen Bomben (dafür gibt es Sonderkommandos bzw. den Assistenzbereich).

Auch wenn es noch so vergnüglich sein kann, einem literarischen Verbrechen nachzuspüren: In der Realität können die Ratschläge von Franziska extrem hilfreich sein, um unangenehme Situationen zu vermeiden. Also: Nicht fürchten, aber aufmerksam sein, sich selbst präventiv auf angsteinflößende Situationen vorbereiten, möglicherweise Vorkehrungen treffen, zum Beispiel einen Taschenalarm einstecken oder einen Selbstverteidigungskurs besuchen. Damit gefährliche Momente dort bleiben, wo einem maximal Schlafmangel wegen durchlesener Nächte passieren kann: zwischen schön gestalteten Buchdeckeln!

„Da gibt es kein Entkommen!“ – Autor Thomas Raab im Interview

Der Metzger hat ja schon einiges erlebt. Aber dass ihn seine Danjela während ihrer Hochzeit kurz vor dem Ja-Wort stehen lässt und spurlos verschwindet, das zieht ihm wirklich den Boden unter den Füßen weg. Auf der verzweifelten Suche nach seiner Braut kommt der Metzger einem skrupellosen Familienclan in die Quere, trifft auf einen Kopflosen, der ihm Kopfzerbrechen bereitet, auf einen Schlägertrupp, der noch ganz anderes zerbrechen will, und wird der persönliche Engel des Elefantenbullen Charlie.
Des Metzgers Schöpfer, Autor Thomas Raab, hat seiner Lektorin Linda Müller mehr über die Arbeit am neuen Fall von Willibald Adrian und über das Verhältnis Raab-Metzger verraten.

Der Metzger begleitet dich mittlerweile seit vielen Jahren, seit dem letzten Band hat es aber eine längere Metzger-Pause gegeben. Habt ihr euch vermisst? Oder hat euch der Abstand gutgetan?

Beides. Es tut gut, jemanden zu vermissen, da spürt man dann erst, wie groß die Liebe ist. Gibt ja schließlich auch Leut’, die siehst du nie wieder, und es geht dir dabei genau nix ab.

Thomas Raab © Fotowerk Aichner

Auf jeden Fall vermisst haben den Metzger seine Leser*innen. Du hast ja bekanntlich einen sehr guten Draht zu ihm. Möchte er eventuell seine Leserschaft über dich grüßen?

Da will ich jetzt meiner Leserschaft nicht nahetreten, aber den Metzger unterscheidet etwas sehr Wesentliches von mir: Er legt auf Aufmerksamkeit keinen Wert, und nach diesem Abenteuer wird er froh sein, so gut untertauchen zu können wie nur möglich – wenngleich ich ihm, zugegeben, beim Untertauchen sehr gern zuschauen würde. Mal sehen, ob sich das einrichten lässt. Ich jedoch kann meine Leserschaft grüßen und mich aufrichtig für all die gemeinsamen Jahre bedanken. Ein Wunder ist das, so lang zusammen sein …

Grundsätzlich ist Willibald Adrian ja kein großer Freund von technischen Neuerungen, ich würde fast meinen, kein großer Freund von Veränderung generell. In „Die Djurkovic und ihr Metzger“ allerdings wird er unfreiwillig zum YouTube-Star. Kannst du uns verraten: Ist der Metzger jetzt Influencer?

… Maximal, wenn er die Grippe hat. Ansonsten denk ich, wünscht er sich eher einen Zusammenbruch des weltumfassenden Netzwerks, auf dass die unmittelbare Umgebung wieder enger an die Menschen heranrückt. Je näher das WWW, desto entfernter werden uns die eigenen vier Wände inklusive Insassen

Es ist, was es ist, sagt der Metzger. Doch dann läuft ihm die Braut davon. Danjela Djurkovic, Licht des Metzger-Daseins, kehrt ihrem Willibald den Rücken und türmt mit einem fremden Mann. Warst du beim Schreiben selbst schockiert und hast mitgelitten?

Nein, schockiert war ich nicht, weil mir ja sofort klar war: Die Danjela veranstaltet ein derartiges Schlamassel niemals aus Lieblosigkeit. Es muss also etwas Gravierendes dahinterstecken. Ja, und ab dann hab ich mit mir selber mitgelitten, denn die eigenhändig eingebrockte Suppe musste ich erst einmal auslöffeln, sprich herausfinden: Was war die Ursache?

Ein Thema, das deinen neuen Roman prägt, sind die Machenschaften von mafiösen Familienclans. Hat dich bei der Recherche etwas besonders überrascht?

Ja, im Grunde alles, denn was weiß man schon groß darüber? Und diesbezüglich hat mich die Aussage von David Ellero, Ex-Mafiabekämpfer bei Europol, am meisten erschüttert: „Die echte Organisierte Kriminalität ist jene, die niemand mitbekommt.“ Öffentlichkeit gibt es erst, wenn sich Clans intern bekriegen oder verschiedene Clans verschiedener Länder im Ausland aneinandergeraten, sich das Geschäft abgraben. Und das ist ein minimaler Prozentsatz.

Wir alle wissen: Nach dem Metzger ist vor dem Metzger. Ist es zu früh, um dich zu fragen, ob ihr beide schon über einen neuen Fall nachdenkt?

Eine schöne Frage, und in diesem Fall ziemlich einfach zu beantworten: Der nächste Fall ist eigentlich am Ende ziemlich aufgelegt, da gibt es kein Entkommen …

 

 

Erneut wirft Thomas Raab seinen Metzger mitten hinein in einen außergewöhnlichen Kriminalfall – und brilliert einmal mehr: wortwitzig, überraschend, klug, einfach genial!

Hol dir Die Djurkovic jetzt sofort in deiner Buchhandlung! Denn dass sie schneller weg sein kann, als einem lieb ist, weiß der Metzger am allerbesten … 

„Magst auf ein Bier gehen?“ Das wolltet ihr Franz Gasperlmaier schon immer sagen …

Jenseits der 50 (wie weit jenseits, verraten wir hier nicht, es wäre ihm wahrscheinlich nicht recht), Familienvater, Polizist. Zurückhaltend (man könnte sagen schüchtern, aber das wäre ihm wohl auch nicht recht), zuweilen mit einem ausgeprägten Talent fürs Ins-Fettnäpfchen-Treten. Ehrlich, denn mit dem Lügen ohne rot zu werden hat er so seine Schwierigkeiten. Hohe Geschwindigkeiten sind nicht seine Sache (auch nicht der Fahrstil der Frau Dr. Kohlross), wenn es aber notwendig ist und vor allem, wenn es um Menschenleben geht, kann er blitzschnell handeln. Das ist Franz Gasperlmaier, der seit 2011 acht Fälle gelöst und sich in eure Herzen ermittelt hat.

Wir haben euch in unserem Newsletter gefragt, was ihr Franz Gasperlmaier schon immer sagen wolltet. Und das war gar nicht wenig! Die Freude über die vielen Zuschriften möchten wir mit euch teilen, indem wir unsere Lieblingstexte hier versammelt haben. Einige von euch haben Franz Gasperlmaier beglückwünscht, andere beratschlagt, wieder andere hatten nur eine simple Frage, zum Beispiel Ludovico Lucchesi Palli:

Magst auf ein Bier gehen?

 

Ganz im Sinne von Franz’ Tochter wäre sicherlich das Anliegen von Brigitte Eibisberger, das dem Franz sicherlich zu denken geben wird:

Eigentlich bist du eh ganz in Ordnung, aber ein bisschen könntest du die Leute auch anregen, sich mehr Gedanken zu unserem Umgang mit Tieren zu machen. Du könntest ja mal einen Versuch starten und zumindest deine Ernährungsgewohnheiten ändern: weniger Fleisch und wenn doch, nur aus artgerechter biologischer Tierhaltung.
Das würde dir gesundheitlich auch gut tun!

 

Besonders viele von euch wünschen sich wie Beate Gesprägs vom Franz, dass er noch viele, viele Fälle löst:

Herr Gasperlmaier. Bitte, bitte machen Sie mit Ihrer Arbeit fleißig weiter, damit ich Sie immer schön mit meinen Augen Satz für Satz begleiten kann. Denn das ist das, was ich mir von Ihnen wünsche. Somit werden Sie nicht arbeitslos und mir ist weiterhin kurzweilig mit Ihnen. Ich baue auf Sie, weiterhin! Und natürlich: bleiben auch Sie weiterhin gesund!

 

Margit Bickel war mit einer Gasperlmaier-Aktion im neuesten Fall gar nicht einverstanden, hat dem Franz aber mittlerweile verziehen:

Ich mag den Franz wirklich, wirklich gern, aber die Aktion mit der Nachbarin im letzten Buch – das ist gar nicht in Ordnung. Das ist wirklich, echt schlimm. Und der Franz soll sich was schämen und da hat er viel kaputt gemacht.
Im ersten Moment hab ich überlegt, dass ich dem Franz nicht mehr begegnen will, aber jetzt guck ich alle 14 Tage, wann der nächste Band erscheint.

Auch Autor Herbert Dutzler hat seinem Ermittler etwas zu sagen: „Lieber Franz! Du musst mehr aus dir herausgehen, mehr reden, schneller reagieren, wenn dich jemand anspricht. Wenn du grübelst und nicht gleich antwortest, solltest du (vor allem Frauen) nicht so durchdringend anstarren. Sie kommen sich da gemustert und gewertet vor. Das kommt nicht gut an. Und du solltest vor allem mehr Sport treiben. Sonst nimmt das kein gutes Ende mit dir. Und, vor allem, hör auf deine Frau, wenn sie dir gute Ratschläge gibt!“ (Foto: Gisela Barrett)

Mit Autor Herbert Dutzler ist sich Manuela Pfleger einig, wenn es darum geht, auf wen der Franz hören soll:

Ich finde dich seit deinem Fall „Letzter Stollen“ toll, aber manchmal nervst du mich auch. Besonders dann, wenn du nicht auf deine Frau hörst. Ich freue mich aber immer wieder, wenn ich zusammen mit dir und deinem Team mitermitteln darf.

 

Einen ganz ähnlichen Tipp hat Hanna Halenka:

Auch wenn es dir nicht leicht fallen sollte, glaub mir, jede und jeder kann in jedem Alter noch vieles anders machen als ewig gewohnt. Also auch du! Setz dich einmal mit deiner Frau zusammen und redet lieb, aber ehrlich miteinander. Sie kennt dich besser als alle andren und wird dir sicher helfen können, ein paar von deinen weniger charmanten Gewohnheiten in den Fokus zu nehmen und dich noch erfolgreicher und zufriedener zu machen. Du weißt ja: Probleme gibt es keine mehr, sondern nur mehr Herausforderungen. Sagt man. Also nimm sie an, und alles Gute weiter für dich!

Charlotte Kandel hat, wie viele andere von euch, aufbauende Worte für den Franz:

Bleib so ehrlich wie Du bist, dann brauchst auch nicht mehr schüchtern sein. ‚Falsche‘ Menschen gibt’s genug.

 

Auch Elisabeth Giefing hat den Franz ins Herz geschlossen, und das ist ganz offenbar ansteckend:

Hallo Franz, seit deinem ersten Fall „Letzter Kirtag“ bin ich ganz vernarrt in dich 
soll heißen, dass ich deine Ermittlungen seither ganz genau verfolge und manchmal hab ich auch deinem „Ghostwriter“ Herbert gelauscht, wenn er aus der einen oder anderen Ermittlungsarbeit vorgelesen hat. Hab auch ein paar Freundinnen mit dem „Gasperlmaier-Virus“ angesteckt und sie sind quasi zu Stalkerinnen geworden – sie finden dich, sobald du in einer Buchhandlung auftauchst. Bitte, bitte mach weiter so!

 

Brigitte Wild hat einen wirklich guten Rat:

Nicht so schüchtern, trau dir zu sagen was dich bedrückt. Das würde dein Leben sicherlich erleichtern.

 

Ein bisschen strenger formuliert es Günter Stickler:

Franz, reiß dich endlich am Riemen!

 

Alfred Eder hingegen fasst sich kurz:

Du bist a wilder Hund!

Gasperlmaiers aktueller Fall: Letzter Jodler

Franz Gasperlmaier ist sich treu geblieben und hat sich trotzdem weiterentwickelt, ist über sich hinausgewachsen. Er hat spektakuläre Morde aufgeklärt, sei es im Volksmusikmilieu oder im Trachtenbusiness, er hat sich als Trommelweib verkleidet, um inkognito zu ermitteln, er hat Verbrecher per Boot, Auto und in Wanderschuhen verfolgt, er hat seine Kinder ein ganzes Stück älter werden sehen, er hat zwischenzeitlich abgenommen, aber dennoch nie den Appetit verloren.

Der Franz ist ja nicht unbedingt besonders technikaffin, aber wir versprechen, dass wir ihm zukommen lassen werden, was ihr zu sagen habt – und ganz bestimmt wird er seiner Frau davon erzählen. Vielleicht sogar der Frau Doktor Kohlross. Und wenn die beiden mit euch einer Meinung sind, und das sind sie sicher, dann wird es sich auch der Franz zu Herzen nehmen!

Hast du einen Fall verpasst? Hier geht’s zu allen Büchern von Herbert Dutzler!

Wenn der Geldsegen zum Fluch wird

In Herbert Dutzlers Kriminalroman wird der Traum vom großen Geld zum Alptraum

Mit einem Lottogewinn wären alle Sorgen wie weggeblasen. So stellen es sich viele vor, die regelmäßig ihre Kreuzerl auf den Gewinnschein malen. Doch Herbert Dutzlers Kriminalroman zeigt, dass mit dem großen Geld auch die großen Probleme beginnen – und dass sich im Angesicht des Reichtums so manch ein Abgrund auftut.

(c) Gisela Barrett: Herbert Dutzler, Autor der erfolgreichen Serie um Kult-Ermittler Gasperlmaier, hat einen Kriminalroman geschrieben, der jetzt auch als Taschenbuch erhältlich ist.

Geschichten, die das Glückspiel schreibt

Man kennt sie, die skurrilen Lottoschicksale, wo der Hauptgewinn am Ende alles andere als Glück gebracht hat, etwa die Geschichte des Lottogewinners, der 1955 das Schild „Wegen Reichtums geschlossen“ an sein Hotel hängte, später aber völlig verarmt im Obdachlosenasyl endete. Oder die von Lotto-Lothar, der mit zahlreichen Exzessen seine Gesundheit ruinierte und nach wenigen Jahren an den Folgen des Alkholkonsums verstarb. 1997 tötete ein Lottogewinner einen Mann, weil er völlig paranoid annahm, seine Exfrau habe einen Auftragsmörder geschickt. Und ein Gewinner aus Chicago starb am Tag nach der Gewinnauszahlung plötzlich und vollkommen überraschend – die Untersuchung ergab eine Vergiftung mit Blausäure.

Die Geschichten von den vielen, die ihr Geld schnell auf den Kopf gehauen haben und bald mit leeren Taschen dastanden – häufig sogar ärmer als vor dem Gewinn –, wirken im Vergleich zu den Schicksalen der Lotto-Lothars dieser Welt beinahe harmlos.

Plötzlich reich – und was nun?

Wenn der Wunsch nach Reichtum wahr wird, obwohl die Chancen darauf etwa eins zu acht Millionen stehen, reagieren die Menschen unterschiedlich: Manche verlieren die Bodenhaftung, kaufen sich teure Luxusgüter und leben über ihre Verhältnisse. Und stehen dann unerwartet vor Schwierigkeiten und Sorgen, an die sie zunächst nicht gedacht haben. Ein Problem, das kaum jemand bedenkt, wenn er sich das neue Millionärsleben ausmalt: die Heimlichkeit. Denn den Freunden oder gar der Öffentlichkeit von dem Gewinn zu erzählen, ruft Neider und Bittsteller auf den Plan und kann Sozialkontakte zerstören. Und dann gerät alles noch schneller außer Kontrolle. Aber: Heimlichkeit ist schwierig. Denn wie erklärt man dem Umfeld, dass man sich plötzlich Dinge leisten kann, von denen man vorher nur geträumt hat? Also heißt es: Ruhe bewahren. Nachdenken. Keine überstürzten Investitionen. Möglichst lange vom Glücksfall zehren.

Dutzlers Kriminalroman: ein mörderischer Hauptgewinn

In seinem Kriminalroman „Die Einsamkeit des Bösen“ greift Herbert Dutzler dieses Thema auf. Hauptfigur Alexandra lebt mit ihrem Mann Anton und den beiden gemeinsamen Kindern recht zufrieden in Österreich und alles scheint in Ordnung – bis Anton in der Lotterie gewinnt. Fast augenblicklich scheint er sich zu verändern: Die Anweisungen der Beraterin von der Lotterie sind ihm völlig egal, er kauft ein neues Auto, macht den Kindern teure Geschenke und wird Alexandra von Tag zu Tag fremder. Sie selbst fühlt sich zunehmend einsam.

Nichts ist mehr, wie es wahr – und die Fassade beginnt zu bröckeln. Aus den Tiefen von Alexandras Seele drängen tragische Erfahrungen nach oben, von damals, als das kleine Mädchen Alexandra ebenfalls einsam war, als Vater und Bruder sie misshandelten und niemand ihr half. Bis sie sich schließlich selbst zu helfen wusste.

Eine Welt gerät aus den Fugen

Alexandra wird immer verzweifelter, alles scheint ihr zu entgleiten. Die Kinder verlangen plötzlich nach Luxusgütern, die Freunde verhalten sich seltsam, nachdem Alexandra zumindest von einem Teil des Gewinns erzählt hat, und ihr Mann hat ganz offenkundig Geheimnisse vor ihr – Alexandra vermutet eine Affäre.

Und plötzlich rührt sich in ihre das kleine Mädchen von damals, ein zorniges, trauriges Kind, das dem Bösen ins Auge geblickt hat. Und das endlich selbst über sein Leben entscheiden will …

Mehr Infos zu Buch und Autor gibt es hier!

Sehnsuchtsort Griechenland: vier Fragen an Edith Kneifl

Schatten im Paradies: Intrigen, illegale Geschäfte und tödliche Geheimnisse! In Edith Kneifls neuem Kriminalroman gibt es einen Protagonisten, der sich von ganz verschiedenen Seiten zeigt: Griechenland. Wir alle kennen die schönen Küsten, das azurblaue Meer und die sagenhaften Sandstrände: eine Kombination, die jedes Touristenherz höherschlagen lässt. Wer nach Griechenland reist, der schnuppert den betörenden Hauch der Antike. Bemerkenswerte Architektur, Spaziergänge unter bezaubernden Olivenbäumen und kulinarische Köstlichkeiten machen jede Griechenland-Reise zu einer unvergesslichen Erfahrung! Doch hinter der Urlaubsidylle lauern Abgründe, und die kennt eine ganz besonders gut: Edith Kneifl.

Edith Kneifl hat einige Zeit in Griechenland gelebt.

Sehnsuchtsort Griechenland – warum hast du diesen Schauplatz gewählt? Hast du einen persönlichen Bezug zu diesem Land?

Als ich mit 19 nach Wien kam, um hier Ethnologie und Psychologie zu studieren, lernte ich auf der Uni eine griechische Studentin kennen, die in Wien im Exil lebte. Sie und ihr Mann waren vor der faschistischen Junta in Griechenland geflüchtet. Nachdem das griechische Volk 1974 die Junta verjagt hatte, fuhr ich zum ersten Mal gemeinsam mit meinen Freunden nach Griechenland und wurde dort von ihren Familien sehr herzlich aufgenommen. Die Eltern meiner Freundin waren Partisanen, hatten ihr Leben lang gegen die Faschisten gekämpft, zuerst gegen die Italiener, die Deutschen und Österreicher, anschließend im griechischen Bürgerkrieg und zuletzt während der Herrschaft der Junta gegen die griechischen Faschisten. Athinas Vater war insgesamt mindestens 10 Jahre im Gefängnis und in Verbannung, u. a. auch auf der Todesinsel Makronissos, die ich in meinem Roman öfters erwähne. Ich verliebte mich übrigens damals in einen Cousin meiner Freundin, einen radikalen Studentenführer, der aussah wie Jesus Christus und tatsächlich Christos hieß. Die Beziehung hielt immerhin 3 Jahre, ein Jahr lang lebte ich bei ihm in Thessaloniki. Der alte Besitzer einer Souvlaki-Bude (ein alter Kommunist) brachte mir Griechisch bei. Ich leistete ihm jeden Vormittag auf einem Barhocker vor seinem winzigen Lokal Gesellschaft, während mein Freund auf der Uni die Welt zu retten versuchte.

Griechenland ist ein Land der Kontraste, Idylle steht düsteren Seiten gegenüber. Inwiefern ist gerade das interessant als Hintergrund für einen Kriminalroman?

Die düsteren Kapitel dieses wunderschönen Landes habe ich ja zum Teil bereits angesprochen, nicht zu vergessen auch das große Leid der Bevölkerung während der jahrhundertelangen osmanischen Herrschaft. Auch in der Gegenwart sieht die Lage in Griechenland nicht unbedingt rosig aus. Man denke an die große Finanzkrise der letzten Jahre. Dennoch ist Griechenland eines der schönsten Urlaubsländer der Welt – zumindest für mich. Während meiner zahlreichen Aufenthalte auf den griechischen Inseln hörte ich immer wieder von Bauspekulationen, Immobilienhaien, Großinvestoren und korrupten Politikern. Auch die verheerenden Zustände in den Flüchtlingslagern auf den Inseln Samos, Lesbos und Chios ließen mich nicht kalt. Da die Liebe in allen meinen Kriminalromanen immer eine große Rolle spielt, fiel es mir nicht schwer, eine eher außergewöhnliche Liebesgeschichte mit diesen kriminellen Machenschaften in der Bau- und Tourismusbranche zu verbinden. Es hat mir großen Spaß gemacht, einige fatale griechische Liebesaffären zu kreieren.

Die Windmühlen von Mykonos: Hier beginnt ein spannender Kriminalfall.

Im ersten Band deiner Reisekrimis lernen wir Laura Mars kennen. Kannst du uns ein paar Worte zu deiner neuen Protagonistin sagen? Wie hast du zu ihr gefunden?

Laura ist eine ungewöhnliche, sehr widersprüchliche Frau, einst erfolgreiche Wiener Modedesignerin, heute Aussteigerin und Biobäuerin auf Samos. Laura leidet einerseits unter einem schrecklichen Trauma, ist andererseits aber eine selbstbewusste, tatkräftige und kluge Frau. Gegen alle Vernunft verliebt sie sich in einen gutaussehenden griechischen Profikiller, der den Auftrag hat, sie zu töten. Mehr wird nicht verraten.

Deine Urlaubskrimi-Reihe geht spannend weiter – was sind die nächsten Schauplätze?

Zurzeit arbeite ich an einem Reisekrimi, der auf den Kanarischen Inseln, vor allem auf Gomera, Teneriffa und Gran Canaria, spielen wird. Laura Mars eilt ihrem Vater, der auf den Kanaren lebt und dort eine deutschsprachige Zeitung für Urlauber und Zweitwohnbesitzer herausgibt, zu Hilfe. Seine zweite Frau wurde entführt. Laura Mars wird in internationale Drogengeschäfte involviert. Auch in diesem Roman wird die Liebe nicht zu kurz kommen, doch statt eines Profikillers verliebt sich dieses Mal ein abgehalfterter kanarischer Privatdetektiv in sie. Es ist auch nicht ganz leicht, meiner Laura zu widerstehen …

 

 

Mörderisches Reisevergnügen: Edith Kneifl zeigt ein Griechenland hinter der sonnigen Fassade!
Vor der fantastischen Kulisse der griechischen Inseln Mykonos, Ikaria und Samos bahnt sich ein verhängnisvolles Abenteuer an. Griechenland ist einerseits Urlaubsparadies und Sehnsuchtsort, andererseits geprägt von der massiven Schuldenkrise, von Verarmung und Hoffnungslosigkeit. Edith Kneifl öffnet die Augen für Griechenland in allen seinen Facetten: den paradiesischen ebenso wie den abgründigen. Hier geht’s zum Buch!

Intrigen, illegale Geschäfte und tödliche Geheimnisse – „Wellengrab“ von Edith Kneifl (Leseprobe)

Gefahr im griechischen Paradies: Auf einer Schifffahrt lernt Laura Mars den gutaussehenden Griechen Alexander kennen – und ahnt nichts von seinem mörderischen Auftrag. Sie verliebt sich in ihn und begibt sich dadurch in Lebensgefahr … kann sie Alexander vertrauen, oder riskiert sie leichtfertig ihr Leben? Inmitten von idyllischen Inselträumen und bedrohlichen Immobilienhaien kommt es zum spektakulären Showdown!

Lies dich hier rein und begib dich mit der Wiener Krimi-Queen auf ein mörderisches Reisevergnügen:

Nach dreißig Jahren betrat Alexander zum ersten Mal wieder griechischen Boden. Er hatte in Argentinien, Kolumbien und Mexiko gelebt. Ein schiefgelaufenes Projekt in Juárez hatte er zum Anlass genommen, nach Europa zurückzukehren.

Die letzten Jahre hatte er in der Schweiz und in Wien verbracht. In der österreichischen Hauptstadt hatte er sich bald wie zu Hause gefühlt, Wien war ein idealer Platz zum Altwerden und galt nicht umsonst als die lebenswerteste Stadt der Welt. Doch es war auch eine Stadt der Intrigen, der illegalen Geschäfte und tödlichen Geheimnisse, wie er feststellen musste.

Alexander war in einer möblierten Zwei-Zimmer-Wohnung in einem Gründerzeitbau in der Nähe vom Naschmarkt abgestiegen. Er ging viel spazieren, hielt seinen Körper halbwegs in Form, und er lernte Deutsch, die Sprache der Dichter und Denker. Fast war ihm ein bisschen langweilig in Wien gewesen.

Edith Kneif, in Wels geboren, hat bereits 22 Kriminalromane und ca. 50 Kurzgeschichten. Mit „Todesreigen in der Hofreitschule“ (2019) setzt Kneifl ihre beliebte Serie historischer Krimis im Wien des Fin de siècle rund um den charmanten Privatdetektiv Gustav von Karoly fort. „Wellengrab“ (2020) ist der Beginn ihre neuen Urlaubskrimi-Trilogie. Die nächsten Bände werden auf den Kanarischen Inseln und in Kroatien spielen. Foto: Kurt-Michael Westermann

Eine Zeitlang hatte er eine russische Freundin gehabt. Sie war zwanzig Jahre jünger als er und viel zu dünn für seinen Geschmack. Aber Natascha war toll im Bett. Toll im wahrsten Sinne des Wortes. Wegen ihrer zahlreichen erotischen Finessen hatte er sie kurz in Verdacht gehabt, eine Professionelle zu sein. Zwar verlangte sie nie Geld von ihm, aber ihre Vorlieben kamen ihn teuer zu stehen: Ihre Lieblingsbeschäftigung war Shoppen, auch vom Kochen hielt sie nicht viel, die Restaurantbesuche kosteten ihn ein kleines Vermögen. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, war sie ihm auch körperlich zu anstrengend. Natascha war in jeder Hinsicht unersättlich. Trotzdem hatte er Hemmungen, mit ihr Schluss zu machen.

Durch Natascha kam er in einer Bar der Wiener Innenstadt mit einem schwerreichen Russen ins Gespräch. Bald erledigte er einfache Jobs für Boris – gelegentliche Kurierdienste, die ihn meist nach Luxemburg oder Liechtenstein führten. Heute war er sich sicher, dass die Begegnung mit dem Russen kein Zufall gewesen war. Alexander hatte Natascha nicht viel über sich erzählt, aber offenbar hatte sie geahnt, dass er für illegale Geschäfte zu haben war.

Als er eines Tages für Boris in Luxemburg eine Geldtransaktion erledigte, wurde er bei seiner Rückkehr am Wiener Flughafen von internationalen Fahndern festgehalten und einvernommen. Boris hatte Wien verlassen, ohne Alexander eine Nachricht zu hinterlassen und ihn zu warnen. Die Interpol hatte den Russen wegen Steuerhinterziehung und Betrug auf ihre Fahndungsliste gesetzt.

Etwa zur selben Zeit verließ Natascha Alexander. Er empfand vor allem Erleichterung. Er hatte sie nicht geliebt, war nicht einmal verliebt in sie gewesen. Sie hatte ihm nur die einsamen Nächte erträglicher gemacht.

Alexander konnte es sich nicht erlauben, von der Interpol genauer unter die Lupe genommen zu werden. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen Namen zu ändern und unterzutauchen.

Im Internet fand er eine hübsche Atelierwohnung in der Leopoldstadt mit Blick auf das Riesenrad. Die Wohnung gehörte einer Malerin. Sie wollte für ein halbes Jahr nach Frankreich und suchte jemanden, der einstweilen auf ihre Wohnung schaute. Er musste sich also nicht einmal anmelden.

Einen wunderbaren Frühling lang genoss er das luftige Atelier in der Nähe des Praters. Gerne hätte er noch eine Zeitlang weiter in den Tag hineinleben wollen. Doch eines Abends bekam er Besuch. Seine russischen Freunde hatten nicht auf ihn vergessen. Es überraschte ihn keineswegs, dass sie seine Adresse in Wien herausgefunden hatten. Beim Joggen im Prater war er einmal zufällig Natascha begegnet. Sie war in Begleitung eines anderen Mannes gewesen. Wahrscheinlich waren sie im gefolgt.

„Ihr Name ist Alexander Makiris? Sie sind der Grieche?“, vergewisserte sich der Mann in dem eleganten, gutsitzenden Anzug, der so gar nicht zu seiner Verbrechervisage passte.

Alexander zögerte, bevor er nickte. Er wusste, wann Lügen sinnlos war.

„Wir haben einen Auftrag auf Mykonos für Sie.“

Er machte sich nicht die Mühe nachzufragen, wen dieser Mann mit „wir“ meinte, wartete den Vorschlag des Mannes ab, ohne die Miene zu verziehen. Ein Job in seiner alten Heimat. Nicht weit entfernt von der Insel, auf der er geboren worden war. Er hielt das für ein besonderes Zeichen. Außerdem war es höchste Zeit abzuhauen. Wenn ihn die Russen so leicht finden konnten, würde die Interpol wohl auch bald bei ihm auftauchen. Es würde der letzte Auftrag sein, den er annahm. Danach wollte er sich endgültig zur Ruhe setzen.

Die Aufgabe schien nicht besonders schwierig zu sein. Er sollte einen österreichischen Hotelbesitzer auf Mykonos zum Verkauf überreden. Das Honorar klang verlockend und gleichzeitig verdächtig. Für einen so simplen Job zahlte normalerweise keiner fünfzigtausend Dollar. Wenn er seine Wertpapiere und Goldbarren, die er in einer Schweizer Bank deponiert hatte, verkaufte, würde er damit genügend Geld haben, um sich ein Haus auf einer einsamen Insel und ein gebrauchtes Fischerboot zuzulegen. Als Sohn eines Fischers bildete er sich ein, vom Fischfang etwas zu verstehen. Sollte es finanziell knapp werden, könnte er ja wieder seiner ursprünglichen Arbeit nachgehen. Denn zwischen der Türkei und den griechischen Inseln herrschte nach wie vor ein reger Austausch von Waren aller Art, Zigaretten und Cannabis aus dem Mittleren Osten waren auch im heutigen vereinten Europa noch gefragt.

Er stimmte zu.

Bevor der Besucher ging, übergab er ihm ein dickes Kuvert.

Alexander setzte sich auf die Couch und nahm die Fotos aus dem Umschlag. Sorgfältig prägte er sich die verschiedenen Gesichter ein und las die beigefügten Anweisungen. Tatsächlich klang alles nach einem gut organisierten, unkomplizierten Auftrag. Fotos und Zettel verbrannte er, die Asche spülte er im Klo hinunter. Die Russen waren zum Glück genauso altmodisch wie er, kommunizierten ungern per Mobiltelefon oder E-Mail. Anscheinend misstrauten sie ebenfalls den neuen Technologien. Alles war gläsern und kontrollierbar geworden. In seinem Beruf war das schlicht und einfach fatal.

Ohne einen Funken von Wehmut zu verspüren, verließ Alexander am nächsten Tag die Stadt, in der er sich sehr wohlgefühlt hatte, und flog nach Athen.

1. Teil: Piräus

Als ich ihn erblickte, wusste ich sofort, dass es Ärger geben wird. Schnellen Schrittes kam er die Treppe zum Oberdeck herauf. Ich erkannte ihn an seiner Statur und seinem Gang. Im Gegensatz zu mir hatte er sich kaum verändert, die vielen Jahre hatten wenige Spuren bei ihm hinterlassen. Wie die meisten großen Männer ging er leicht gebückt, so als würde er sich seiner Größe schämen.

Das Unglück wird seinen Lauf nehmen, dachte ich, als ich sein Gesicht aus der Nähe sah. Alles Sanfte und Weiche war aus seinen Zügen gewichen. Aber er war immer noch ein schöner Mann. Und er war auffallend gut gekleidet. Hellbeiger Leinenanzug, weißes Hemd, champagnerfarbene Sneakers. Bestimmt liefen ihm die Frauen genauso nach wie in seiner Jugend. Ob ihm das heute bewusst war? Damals hatte er nur Augen für eine gehabt. Er war kein Frauenheld, sondern ein schüchterner, introvertierter Bursche gewesen.

Ich überlegte, ob ich ihn ansprechen sollte, ließ es aber bleiben. Er würde mich nicht erkennen. Vielleicht würde er sich an meinen Vornamen erinnern? So wie alle im Dorf hatte er mich früher immer einfach Frau Christina genannt.

Als er knapp an mir vorbeiging, sah ich ihm in die Augen. Große, dunkle, traurige Augen mit langen schwarzen Wimpern, um die ihn wahrscheinlich jede Frau beneidete.

Ich erschrak. Seine Augen erinnerten mich an jene von Christos, den einzigen Mann, den ich je geliebt hatte. Aber Christos war tot. Die Faschisten hatten ihn 1969 während der Unruhen in Athen umgebracht.

 

 

Edith Kneifl zeigt ein Griechenland hinter der sonnigen Fassade!

Vor der fantastischen Kulisse der griechischen Inseln Mykonos, Ikaria und Samos bahnt sich ein verhängnisvolles Abenteuer an. Griechenland ist einerseits Urlaubsparadies und Sehnsuchtsort, andererseits geprägt von der massiven Schuldenkrise, von Verarmung und Hoffnungslosigkeit. Edith Kneifl öffnet mit „Wellengrab“ die Augen für Griechenland in allen seinen Facetten: den paradiesischen ebenso wie den abgründigen.

Über die Freundschaft zu seinem Protagonisten, Wienerlieder und Arthur Schnitzler: Stefan Slupetzky im Videointerview

Der Lemming droht sich in seinem neuen Fall in verschiedensten Netzen zu verwickeln: Im World Wide Web, mit dessen Gefahren er es zu tun bekommt, in den Verstrickungen korrupter Politiker, die nicht nur im Internet Fake News verbreiten, und in den feinen Fäden, die die Boulevardpresse spinnt, wenn sie mit haltlosen Behauptungen eine möglichst große Leserschaft einfangen möchte. Im Videointerview spricht Stefan Slupetzky über die Recherche zu seinem neuen Buch und das nicht immer einfache Verhältnis zu seinem Protagonisten. Einen Auszug könnt ihr hier nachlesen.

Demnächst erscheint der neue Lemming-Roman. Du bist Musiker. Was für einen Soundtrack würdest du für den Roman aussuchen?

Also ad hoc fällt mir ein: „Wacht auf, Verdammte dieser Erde“, wobei das jetzt nicht ein politisches Statement von mir ist, sondern weil es ja wirklich um die Verdammten dieser Erde geht, die sozusagen in ganz fürchterliche Situationen getrieben werden.

In deinem Buch spielen Dirty Campaigning und Hass im Netz eine Rolle. Musstest du als nicht sehr technikaffiner Mensch dafür viel recherchieren?

Ich recherchiere grundsätzlich nicht wahnsinnig gern. Wenn ich mich dazu durchringe, mich der Arbeit zu widmen, dann setze ich mich am liebsten hin und produziere Text. Die Recherche steht mir natürlich da immer im Weg, weil ich mich zuerst um die kümmern muss. In dem Fall habe ich es wirklich vermieden, zu sehr ins Technische zu gehen, bei diesem Themenkomplex, wenn es ums Internet geht etc., und habe versucht, einen Weg zu finden, das auf eine Ebene zu verlagern, die jeder auch einfachere Mensch – so wie ich – verstehen kann.

Der Lemming begleitet dich nun schon seit 2004. Inwiefern ist dir der Lemming ein Freund geworden?

Der Lemming und ich waren einander in den Anfangsjahren, glaub ich, sehr ähnlich. Ich mochte ihn sehr und ich glaub, er mochte mich auch ganz gern. Mit der Zeit haben wir begonnen, uns auf die Nerven zu gehen. Das ist auch für mich ein bisschen ein Grund gewesen dafür, dass der Polivka jetzt an seine Seite getreten ist. Weil der Polivka wieder andere Seiten hat, in denen ich mich auch wiedererkenne und die mir beim Lemming ein bisschen fehlen. Nämlich das Grantige, das doch auch manchmal Aufbrausende. Ja, insofern ergänzen sich die zwei auch ganz gut.

Ob Stefan Slupetzky Arthur Schnitzler oder Ödön von Horváth bevorzugt, wie er das Chaos in seinem Kopf ordnet und was in seinen Genen liegt, erfahrt ihr hier im Videointerview.

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Stefan Slupetzky ist ein Sprachkünstler, der es versteht, mit viel Feinsinn Bilder entstehen zu lassen, die sich einprägen. Nichts ist schwarzweiß, jeder hat eine Geschichte, stets hat es einen Grund, warum einer da ist, wo er heute ist. Slupetzky schaut ganz genau hin, wenn er seine Figuren zeichnet, und so manche wird einem bekannt vorkommen. Da ist der kleine Bub, der es mit den Schulkollegen so schwer hat, dass ihn eine Aura der Traurigkeit umgibt, da ist der frühere Neonazi, der sich für seine Tätowierungen schämt. Da ist jener Lehrer, der einmal Idealist gewesen ist, bevor ihm die Realität den Antrieb genommen hat, und der ehemalige Polizist, der jetzt nachts im Tierpark arbeitet und erst mehrere rauschhafte Nächte braucht, bevor er seinem Freund Polivka das Du anbieten kann – der Lemming. Wer ihn noch nicht kennt, sollte ihn schleunigst kennenlernen, allen anderen wünschen wir ein fröhliches Wiedersehen! Hier geht’s zum Buch!